TSB-Coach Dragos Oprea: Ein Typ mit Herz und Leidenschaft

Mit Dragos „Dodo“ Oprea ist zur neuen Handball-Saison eine echte Handball-Legende ins Unterland zurückgekehrt. Der 40-jährige ehemalige Linksaußen bestritt in seiner aktiven Karriere 431 Bundesligaspiele, warf mehr als 1.400 Tore und spielte über 15 Jahre in der Handball-Bundesliga. Mit Frisch Auf! Göppingen feierte der gebürtige Rumäne zwei Europapokalsiege, mit dem THW Kiel erlebte er unvergessliche Champions League-Momente. Nun kehrt der Ex-Nationalspieler, der für Deutschland und Rumänien insgesamt 23 Länderspiele absolvierte, an die Stätte zurück, die ihm einst das Handballspielen lehrte – zum Drittligisten TSB Horkheim. Die SPORTHEILBRONN-Redaktion hat sich mit dem neuen Trainer zum Gespräch getroffen und alles über seine Anfänge in Horkheim, seine erfolgreiche Handball-Karriere und seine Ziele in dieser Saison erfahren.

„Dodo“ Oprea in seinem Element als Headcoach des TSB Horkheim.

Foto: Jannik Schramm

Autor: Lara Auchter

28. Oktober 2022

Du bist wieder zurück in Horkheim, der Ort, an dem deine Handballkarriere angefangen hat. Wie fühlt sich das an?
Dragos Oprea: Das ist schon ein schönes Gefühl, so schließt sich der Kreis. Wir kamen damals 1996 von Rumänien nach Deutschland und hatten dazwischen noch ein paar Jahre in Italien gelebt. Mein Vater wurde dann beim TSB Horkheim Trainer, und wir wussten nicht was uns erwartet. Ich war damals 14 Jahre alt und habe hier dann mit Handball angefangen. Und jetzt bin ich zurück.

14 Jahre – das ist ziemlich spät für Profisportlerverhältnisse…
Dragos Oprea: Ja, ich hatte in Rumänien schon Berührungen mit Handball, hauptsächlich im Schulsport. Doch als Kind habe ich viele verschiedene Sportarten ausgeübt, einfach das, was mir Spaß gemacht hat. In Deutschland habe ich dann richtig angefangen, ich war auch der Größte in der Mannschaft und konnte stark werfen, musste aber nach und nach lernen, was Handball ist und wie man richtig spielt. Das war schon ziemlich anstrengend. Ich denke, meine Gene, eine Kombination aus Talent von der Mutter und harter Arbeit von meinem Vater, haben da auch nicht geschadet (lacht).

Dein Talent wurde relativ schnell entdeckt, denn danach ging es direkt bei Frisch Auf! Göppingen weiter.
Dragos Oprea: Ich war sehr schnell sehr gut, und das hat auch Göppingen gesehen. So spielte ich dann die nächsten 15 Jahre, von 2000 bis 2015, für Göppingen in der Bundesliga.

War dir schon früh klar, dass es mit der Profikarriere funktionieren kann, oder hast du dich beruflich auch anderweitig abgesichert?
Dragos Oprea: Es gab keinen bestimmten Zeitpunkt, zu dem ich entschieden habe, dass ich Profi werde bzw. wusste, dass es mit der Profikarriere klappen wird. Deshab wollte ich abgesichert sein, weil man sich natürlich nie sicher sein kann, gerade mit Verletzungen. Deswegen habe ich parallel eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker bei einem Hauptsponsor von Göppingen gemacht. Die haben mich sehr unterstützt, gerade was Urlaubszeit bzw. Auswärtsreisen angeht. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich dankbar.

Foto: Hans-Walter Tschirley

Zum Ende deiner Karriere hast du noch für den großen THW Kiel gespielt. Wie war diese Erfahrung?
Dragos Oprea: Nachdem es mit Göppingen auseinander gegangen war, gab es mehrere Angebote. Da hat aber erstmal nicht wirklich was gepasst. Dann kam plötzlich der Anruf von Alfred Gíslason und dem THW Kiel. Sie hatten ein paar Verletzungen und brauchten für die vielen Wettbewerbe, in denen sie spielten, noch einen weiteren Linksaußen. Dort war ich dann ein halbes Jahr, ich wäre natürlich auch gerne länger geblieben. Das war auf jeden Fall eine coole Erfahrung, auf diesem Toplevel mit den ganzen Stars zusammenzuspielen, auch in der Champions League. Das hat mich in vielen Bereichen geprägt und ich habe auch für meine jetzige Arbeit als Trainer viel mitgenommen.

Du hast Länderspiele für zwei Nationen, Deutschland und Rumänien, gemacht. Wie ist das möglich?
Dragos Oprea: Ich habe damals mit Hilfe von Göppingen die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen und konnte schon in den ganzen Jugend-Nationalmannschaften spielen. Unter Heiner Brand habe ich dann 21 Länderspiele in der A-Nationalmannschaft gemacht. Da waren leider keine Turniere dabei, sondern nur Qualifikationsspiele, was ich rückblickend sehr schade finde, weil ich nie die Chance bekommen habe, mich auf der großen internationalen Bühne zu beweisen. Als ich dann längere Zeit nicht mehr für den DHB nominiert worden war, hat der rumänische Trainer angefragt. Und so habe ich auch noch zwei Länderspiele für Rumänien bestritten. Im Handball kann man ziemlich einfach für mehrere Nationen spielen. Man darf nur zwei Jahre zwischen dem Wechsel kein Spiel mehr für den vorigen Verband gemacht haben.

Was sind deine persönlichen Karrierehighlights?
Dragos Oprea: Für mich persönlich war mein erstes Bundesligaspiel für Frisch Auf! Göppingen gegen die HSG Wetzlar ein großes Highlight. Dazu natürlich die Erfolge mit Göppingen – wir haben nach 49 Jahren wieder den Europapokal gewonnen, und dann sogar zweimal hintereinander. Das war schon ziemlich besonders. Aber auch meine Zeit in Kiel mit Champions League-Spielen in Paris oder Veszprém; da stehen dann 6.000 Fans in der Halle und die Atmosphäre ist einfach geil. Das sind so die Spiele, die mir in Erinnerung bleiben werden.

Nun kommt die Trainerkarriere. Wie nahm die ihren Anfang?
Dragos Oprea: Nach meiner aktiven Karriere habe ich gleich den Trainerschein gemacht und erstmal die C-Jugend in Bittenfeld trainiert. Danach ging es in den aktiven Bereich zum TSB Schwäbisch Gmünd in die Oberliga und jetzt bin ich in Horkheim und der 3. Liga gelandet. Das sind schon nochmal Unterschiede, auch wenn es nur eine Liga höher ist.

Was ist deine Philosophie als Trainer? Haben Eindrücke und Erfahrungen aus deiner aktiven Karriere einen Einfluss darauf?
Dragos Oprea: Ich bin ein Typ, der alles mit Herz und Leidenschaft macht. So war ich als Spieler und so bin ich jetzt auch als Trainer. Ich erwarte von allen 110 Prozent und lebe das auch vor. Natürlich werde ich den Handball nicht neu erfinden, aber ich habe unter vielen großen Trainern gespielt, ob Alfred Gíslason, Magnus Andersson oder Velimir Petković. Jeder hat andere Trainingsmethoden oder taktische Systeme und da schau ich mir dann schon was ab und passe das an meine Gegebenheiten und Spieler an. Trotzdem habe ich auch meine eigenen Vorstellungen und Ziele. Meine Philosophie ist, dass wir als Mannschaft spielen und nicht als Einzelne. Das gesamte Team ist der Star und der Zusammenhalt sehr wichtig. Auch lege ich viel Wert auf gezielte Kommunikation zwischen Spielern und Trainer, so dass die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt nie verloren gehen.

Was ist in dieser Saison möglich und welche Ziele möchtest du mit der TSB erreichen?
Dragos Oprea: Mit dieser Mannschaft, bei voller Besetzung, einer ziemlich verletzungsfreien Saison und wenn wir das volle Potenzial des Teams abrufen, ist alles möglich. Ich möchte keine genauen Platzierungen nennen, weil das auch mit Druck verbunden ist, aber natürlich wollen wir als Sportler jedes Spiel gewinnen. Ich erwarte von mir selbst und meiner Mannschaft das Maximale, so dass wir auch unsere langfristigen Ziele erfüllen können. Die Infrastruktur in Heilbronn gibt viel her, aber wir müssen unsere Aufgabe auf dem Feld erfüllen, dann sehen wir, was die Zukunft bringt.