Stille Heldin des Sports: Katalin Wühle (Hochschule Heilbronn)

In unserer Rubrik „Stille Helden des Sports“ stellen wir im Normalfall Ehrenamtliche, ohne die in ihren Vereinen nichts gehen würde, oder Personen rund um den Sport mit einer besonders inspirierenden Geschichte vor. Unsere aktuelle „Stille Heldin“ Katalin Wühle passt irgendwie nicht ganz in die beiden Schienen. Aber irgendwie dann doch…

Die 22-jährige Studentin wuppt an der Hochschule Heilbronn als Leiterin des Referats für Kultur und Sport den Hochschulsport. Sie repräsentiert die Sportstadt Heilbronn bei Veranstaltungen bundesweit – und das, obwohl sie eigentlich aus Mühlacker stammt und nur über ihr Studium mit Heilbronn verbunden ist. Sie diskutiert im Bundestag mit Politikern und wird 2024 mit einer 30-köpfigen Delegation der Deutschen Sportjugend zu den Olympischen Jugendspielen nach Südkorea fliegen. Zwischendurch ist sie noch als Volunteer bei den verschiedensten Sportevents in Deutschland aktiv.

Wir sind durch eine Email auf Katalin gestoßen, in der sie leidenschaftlich von ihrem ehrenamtlichen Engagement berichtet hatte – und uns war klar: diese junge Frau klingt nach einer „Stillen Heldin“, wir müssen sie unbedingt kennenlernen. Hier stellen wir sie unseren Leserinnen und Lesern vor.

Autor: Lara Auchter

13. November 2023

Katalin, du bist viel als „Volunteer“ bei verschiedenen Sportevents tätig. Wie und wo hat das alles angefangen?

Katalin Wühle: Das hat 2018 angefangen, als ich gelesen hatte, dass für die Leichtathletik- und Paraleichtathletik-Europameisterschaften in Berlin noch Volunteers gesucht werden. Ich war 17 Jahre alt, fand das mega cool und habe mich auf gut Glück einfach mal beworben. Als dann die Zusage kam, war das natürlich eine riesen Erfahrung, auch weil ich das erste Mal alleine und ohne Eltern weg war. Die Sportler waren alle mega sympathisch und es war richtig toll zu sehen, dass ich aktiv zu solch einem großen Event beitragen konnte.

Wie sieht deine „Laufbahn“ seitdem aus?

Katalin Wühle: Seit der Leichtathletik-EM 2018 war ich auf verschiedenen Firmenläufen und bei Sportevents wie der Turn-WM in Stuttgart 2019 oder auch bei der Basketball-EM letztes Jahr als Volunteer tätig. Nach dem Abi habe ich 2020 in Heilbronn angefangen Tourismusmanagement mit Schwerpunkt Eventmanagement zu studieren, da gerade die Organisation von solchen Veranstaltungen sehr spannend ist. Mein Highlight bisher war mein Praxissemester, das ich beim Organisationskomitee der European Championships in München 2022 gemacht habe und für das ich auch sechs Monate in die bayerische Landeshauptstadt gezogen bin. Meinen Stammsitz in Sachen Engagement habe ich aber beim Deutschen Turnerbund. Da bin ich auch im Juniorteam, das immer bei großen Veranstaltungen wie den Finals als Volunteers tätig ist und die lokalen Orga-Teams unterstützt.

Auch in der Hochschule bist du tätig und repräsentierst die Stadt Heilbronn bundesweit. Was machst du genau?

Katalin Wühle: Bei uns in der Hochschule Heilbronn bin ich bei der AStA die Leiterin des Referats für Kultur und Sport. Dort behandle ich alles rund um den Hochschulsport und fungiere bei verschiedenen Themen auch in beratender Funktion. Nebenbei bin ich an der Hochschule auch noch Trainerin in Modern Dance. In Zusammenarbeit mit der Firma Blackroll habe ich auch einen Trainerschein und gebe Kurse in Faszien-Fitness. Sonst bin ich noch bei verschiedenen bundesweiten Treffen dabei, wo ich die Sportstadt Heilbronn nach außen vertrete und aufkläre, was es hier alles gibt und wie gut die Stadt, gerade was den Breitensport und die Diversität der Sportarten angeht, eigentlich aufgestellt ist.

Katalin Wühle bei den Special Olympics World Games in Berlin. Fotos: privat

Du warst Ende September in Berlin bei einer Bundestagssitzung und hast mit verschiedenen Abgeordneten gesprochen. Worum ging es bei dem Treffen?

Katalin Wühle: Ich war gemeinsam mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit vielen weiteren Freiwilligen in Berlin, da im Bundestag gerade die Haushaltsverhandlungen stattfanden und verschiedene Sport- und FSJ-Stellen um bis zu 18 Prozent gekürzt werden sollten. Gerade die FSJ-Stellen sind so wichtig in den Vereinen und Verbänden. Uns ging es hauptsächlich darum in den Austausch zu gehen, unsere Meinung darzulegen und auch aufzuzeigen, dass diese Kürzungen dem Engagement nicht guttun. Das war schon eine tolle Erfahrung, weil nicht jeder die Möglichkeit hat, politische Entscheidungsträger zu treffen. Ich hoffe, es entsteht etwas aus unseren Ideen und Vorschlägen.

Nächstes Jahr steht für dich ein sehr großes Event an. Erzähl unseren Leserinnen und Lesern doch ein bisschen mehr dazu…

Katalin Wühle: Nächsten Sommer werde ich als eine von 30 deutschen Engagierten nach Südkorea zu den Olympischen Jugendspielen fliegen. Wir machen dort Sportpolitik, treffen IOC-Abgeordnete, die Deutschen Athleten und viele weitere Personen des Organisationskomitees. Wir blicken hinter die Kulissen, führen Interviews und holen uns Eindrücke von den Sportstätten und Strukturen der Spiele. Auch tauchen wir in die Kultur Südkoreas ein und besuchen eine Hochschule, um uns über die Strukturen des Hochschulsports dort auszutauschen.

Wo und wie lief das Auswahlverfahren? Mit welcher Organisation bist du bei den Jugendspielen unterwegs?

Katalin Wühle: Ich habe mich über die Deutsche Sportjugend beworben. Die machen zu jeden Olympischen Jugendspielen ein Academy-Camp für junge Engagierte. Die Reise muss man aber selbst finanzieren – es gibt einen Teilnahmebeitrag von 1.400 Euro. Hier bin ich noch auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, da es für mich als Studentin schon eine stattliche Summe ist. Vielleicht finde ich hier einen Sponsor dafür (lacht)?

Ist es für dich schwieriger finanzielle Mittel zu bekommen, da du nicht an einen bestimmten Verein oder Ort gebunden bist?

Katalin Wühle: Ja, natürlich. Ich bin zwar beim DTB tätig, aber auch dort immer nur bundesweit und nie lokal. Das macht es schwierig für mich, Gelder zu bekommen, die z.B. viele Freiwillige durch ihre Heimatvereine erhalten würden. Durch meinen Umzug nach Heilbronn, das Studium und auch meinen zwischenzeitlichen Umzug nach München war es schwer, mich an etwas zu binden. Ich bringe eigentlich für die Hochschule das gleiche Engagement auf, was andere in ihren Vereinen leisten.

Ein weiteres Großevent, bei dem du als Volunteer tätig warst, waren die Special Olympics World Games in Berlin im vergangenen Juni.

Katalin Wühle: Ja genau, ich war dort als sogenannter Key Volunteer tätig. Das ist nochmal eine Stufe über den normalen Helferinnen und Helfern, da diese Volunteers als Bindeglied zwischen allen Freiwilligen und den offiziellen Organisatoren dienen. Ich war in der Messe im Besucherservice eingesetzt und meine Aufgabe war es, circa 80 bis 90 Volunteers zu betreuen, Aufgaben einzuteilen und einfach als Ansprechpartnerin zu dienen.

Für dich ist Inklusion im Sport bestimmt ein großes Thema?

Katalin Wühle: Auf jeden Fall. Ich befasse mich in den verschiedenen Strukturen, bei denen ich involviert bin, schon viel mit dem Bereich Inklusion und Para-Sport. Das Thema ist mir sehr wichtig und ich habe mich dazu auch viel fortgebildet und informiert, gerade weil Sport für körperlich und besonders geistig beeinträchtigte Personen in Deutschland und den einzelnen Städten immer noch zu kurz kommt. Ich habe bei der Para-Leichtathletik-EM, und auch jetzt bei den Special Olympics, so viele großartige Eindrücke gesammelt, tolle Erfahrungen gemacht und allgemein sehr viel gelernt und für meine persönliche Entwicklung mitgenommen.

Du machst bald deinen Bachelor. Hast du schon irgendeine Idee, wie deine berufliche, aber auch deine ehrenamtliche Karriere aussehen wird?

Katalin Wühle: Was mein Engagement als Volunteer angeht, werde ich nächstes Jahr bei der Handball-Europameisterschaft in Mannheim dabei sein. Für meinen ersten Vollzeitjob laufen schon viele Gespräche im Bereich Sport und Eventmanagement und ich habe gute Aussichten, im Organisationskomitee der UEFA-Europameisterschaft in Frankfurt zu landen. Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Ich freue mich aber sehr auf die vielen weiteren Sportevents, bei denen ich aushelfen und hinter die Kulissen blicken darf.