Paige Robnett – Ein Hauch von „Disney on Ice“ beim REV

Bei den Eiskunstläufern des REV Heilbronn ist mit Nachwuchstrainerin Paige Robnett ein Hauch von „Disney On Ice“ eingekehrt. Trotz ihrer erst 21 Jahre kann die aus Boise, Idaho stammende Amerikanerin bereits auf jede Menge Eislauf-Erfahrung zurückgreifen. Bevor die Corona-Pandemie alles zum Erliegen brachte, tourte sie mit der Show durch die Vereinigten Staaten. Zur geplanten Welt-Tournee kam es dann jedoch nicht mehr. Dass der Weg der „Eisprinzessin“ nun ausgerechnet nach Heilbronn geführt hat, liegt an ihrem Lebensgefährten August von Ungern-Sternberg, der bei den Heilbronner Falken auf Torejagd geht. Beim REV Heilbronn freut man sich darüber, dass Paige jetzt den Eiskunstlauf-Nachwuchs trainiert. Wir haben die sympathische Eiskunstläuferin getroffen, um sie unseren Lesern näher vorzustellen.

Autor: Lara Auchter

2. Februar 2023

Du warst bei „Disney On Ice“? Was genau ist das?
Paige Robnett: „Disney On Ice“ ist eine große weltweite Tournee, mit zwei bis drei Performances am Tag – ähnlich wie bei „Holiday On Ice“. Jeder hat seine Rollen, natürlich alles Disney-Charaktere, und es macht unheimlich viel Spaß. Ich war sehr glücklich, dass ich dabei sein durfte.

Wie lange warst du mit der Show auf Tour?
Paige Robnett: Leider nur ein Jahr. Unsere Welt-Tournee wurde aufgrund von Corona gestrichen, also waren wir nur in Nordamerika.

Welche Charaktere hast du denn gespielt?
Paige Robnett: Ich war zum einen Prinzessin Anna aus der „Eiskönigin (Frozen)“ und zum anderen Timon, das Erdmännchen von „König der Löwen“. Das hat sehr viel Spaß gemacht und war auch durch die tollen Kostüme eine großartige Erfahrung.

Paige Robnett in ihrer Rolle als Anna.

Foto: privat

Wie kommt man zu Disney on Ice als Eiskunstläuferin? Wie war der Bewerbungsprozess?
Paige Robnett: Als ich meinen Schulabschluss gemacht habe, wollte ich eigentlich Krankenschwester werden. Ein Freund von mir hat mich aber überredet, dass ich es bei Disney versuche. Also habe ich mich beworben und durfte vorlaufen. An meinem letzten Schultag habe ich eine E-Mail bekommen und es hieß, hey du bist eingestellt, wir haben hier ein Flugticket für dich, pack deine Sachen, wir sehen uns in zwei Wochen. Ich war sehr überrascht und kurz ein wenig überfordert. Ich hatte anfangs eigentlich nicht vor zu gehen. Während meiner aktiven Eiskunstlaufkarriere an der High School hatte ich mir ein paar schlimmere Kopfverletzungen zugezogen und hatte auch immer wieder Rückenprobleme, so dass ich damals schweren Herzens aufhören musste. Nun habe ich plötzlich aus dem Nichts diese Chance bekommen, wieder zu laufen und auf Tournee zu gehen. Das war ziemlich cool. Und zwei Wochen später war ich bereits bei den Proben in Florida, die etwa zwei Monate dauerten.

Bist du davor viele Wettkämpfe gelaufen?
Paige Robnett: Ja, bis ich so 17 Jahre alt war. In den USA hat man eine Reihe von Tests die man durchlaufen muss um auf die höchste Stufe zu kommen. Ich habe hunderte Skating-Tests gemacht, um auf mein Level zu kommen und auf diesem antreten zu können. Dafür habe ich über zehn Jahre gebraucht, diese Tests sind sehr hart. Und da habe ich vier Goldmedaillen in den verschiedenen Kategorien und Leistungslevel gewonnen.

Hattest du den Traum von einer professionellen, erfolgreichen Eiskunstlauf-Karriere?
Paige Robnett: Natürlich. Aber wie schon gesagt hatte ich ziemliche Verletzungsprobleme. Als ich eine schlimme Gehirnerschütterung erlitten habe und mich das für vier Monate außer Gefecht gesetzt hat, war für mich dann klar, dass diese Karriere nicht mehr möglich ist.

Wie alt warst du als du angefangen hast mit Eiskunstlauf? Hattest du ein besonderes Talent für diesen Sport?
Paige Robnett: Ich habe mit neun Jahren angefangen, das war schon ziemlich spät. Das erste Mal, dass ich auf dem Eis stand war eine Art Laufschule. Dort habe ich mich richtig gut geschlagen. Dann hat ein Trainer gefragt ob ich mit Privatstunden anfangen möchte, und das habe ich dann auch gemacht. All die anderen Kinder im Club skateten seit sie drei oder vier Jahre alt waren, und ich habe sie ziemlich schnell überholt. Ich habe schnell gelernt, mich rasch verbessert und konnte mein Leistungsniveau immer weiter steigern. Ich denke ich hatte schon eine gewisse Art natürliches Talent.

Wie bist du in Heilbronn und beim REV gelandet?
Paige Robnett: Ich kam gemeinsam mit meinem Freund August nach Deutschland. Normalerweise ist dort wo Eishockey ist auch Eiskunstlauf, also habe ich immer einen Job (lacht). Es ist eine großartige Möglichkeit, dass ich beim REV sein kann. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich mal in Deutschland Eiskunstlauf trainieren würde. Das ist schon verrückt, aber ich bin so glücklich hier zu sein und diese Chance zu haben den Kindern zu helfen.

Wie funktioniert das mit der Sprachbarriere? Vor allem die kleinen Kinder sprechen vermutlich noch nicht wirklich Englisch…
Paige Robnett: Normalerweise trainiere ich ältere Kinder, und die können schon ziemlich gut Englisch, also funktioniert es super. Vieles ist einfach Körpersprache. Ich zeige ihnen ja auch, wie es aussehen soll. Natürlich ist es nicht unbedingt einfach, aber die meiste Zeit klappt es sehr gut, und falls nicht hole ich dann den Google Übersetzter raus.

Hast du, bevor du nach Heilbronn kamst, auch schon unterrichtet?
Paige Robnett: Ja, als ich von der Tour nach Hause kam habe ich ein paar Jahre gecoacht. Und dann natürlich als ich mit August nach Deutschland gekommenbin. Wir waren ja vor dieser Saison schon in Rostock und dort war ich der einzige Coach im Verein. Dadurch habe auch ich als Trainerin viel gelernt.

Hast du deine eigene Gruppe von Kindern oder wechselt ihr euch ab und rotiert die Gruppen?
Paige Robnett: Wir rotieren. Normalerweise trainiere ich die erfahreneren Jugendlichen, aber auch mit den ganz kleinen Kids habe ich schon gearbeitet. Es ist gut, wenn man rotiert und abwechselt, weil jeder Coach anders trainiert, verschiedene neue Dinge anspricht und sich unterschiedlich mit den Kids unterhält. Es ideal für die Kinder, wenn sie verschiedene Trainer und deren Sichtweisen kennenlernen.

Und ihr geht auch zu Wettkämpfen?
Paige Robnett: Ich konnte dort bisher leider noch nicht offiziell als Trainerin mitgehen, da meine Trainerlizenzen alle aus den USA sind und hier nicht anerkannt werden. Wenn alles klappt, kann ich aber in diesem Jahr jetzt endlich auch bei den Wettkämpfen dabei sein

Beim REV Heilbronn trainiert Paige die Nachwuchs-Eiskunstläuferinnen der älteren Jahrgänge.

Foto: Seventyfour.studio

Was macht den Eiskunstlauf aus?
Paige Robnett: Eiskunstlauf ist ein komplexer Sport. Natürlich hat man das Training und die Fähigkeiten, um die Sprünge oder die Drehungen zu schaffen. Aber du musst zuallererst die Angst in deinem Kopf überwinden, um überhaupt die Sprünge zu lernen. Man braucht definitiv sehr viel mentale Stärke in diesem Sport, auch weil man eigentlich immer allein auf dem Eis steht.

Ist der mentale Aspekt des Sports auch ein Fokus im Training?
Paige Robnett: Es ist jetzt nicht so ein großes Thema, aber ich versuche es immer in gewissen Situationen anzusprechen, wenn ich unterrichte. In Sportarten wie Eiskunstlauf ist man schnell von viel Negativität umgeben, gerade junge Mädchen, und da helfe ich ihnen immer positiv zu bleiben und den Spaß nicht zu verlieren. Ich unterstütze und ermutige die Kids so gut ich kann und versuche sie in Richtung eines positiven und gesunden Eiskunstlaufs zu lotsen.