Nils Maisel – der wohl kompletteste Spieler der Liga

Dass Nils Maisel 2021 aufgrund des Jobs seiner Lebensgefährtin nach Heilbronn zog, war ohne Zweifel ein Glücksfall für die Basketballer der Heilbronn Reds. Der Trierer, der auf die Erfahrung von acht Zweitliga- und 41 Drittligaspiele zurückgreifen kann und in Karlsruhe studiert, war eine immense Verstärkung für den damaligen Oberligisten und hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Basketballer der TSG Heilbronn in die fünfte Liga. Auch hier ist Nils Maisel einer der Schlüsselspieler im Kampf um den erneuten Aufstieg von der 2. in die 1. Regionalliga. Reds-Teammanager Matthias Götz bezeichnet ihn gar als den komplettesten Spieler der Liga. Wir haben mit dem 26-Jährigen über seine Rolle bei den Reds, seine sportliche Ausbildung und sein Studium gesprochen.

Autor: Lara Auchter

14. Februar 2024

Die Drei-Punkte-Würfe von Nils Maisel (weißes Trikot) landen fast immer im Korb.  Fotos: AlGalipino Photography

Du spielst jetzt seit zwei Jahren bei den Reds in der Regionalliga. Zuvor hast du schon in der Pro-A und der Pro-B, also der zweiten und dritten Basketballliga gespielt. Hättest du die Möglichkeit gehabt, deinen Sport auch als Profi zu betreiben?

Nils Maisel: In den Mannschaften, bei denen ich gespielt habe, ob in Trier oder Karlsruhe, war ich nicht besser als die anderen. Wir waren damals in der Jugendbundesliga in Trier eine sehr gute Truppe mit jungen, talentierten Spielern. Ich hätte die Option gehabt, nach dem Abi einen Vertrag zu unterschreiben, der es mir ermöglicht, bei der Profimannschaft reinzuschnuppern. Aber ich habe mich dann für das Studium entschieden und in Karlsruhe dafür die besten Bedingungen vorgefunden, um auch während des Studiums weiterhin auf hohem Niveau Basketball zu spielen.

Auch hier in Heilbronn bietet man gute Bedingungen und hat große Ziele. Wie ist es für dich, hier zu spielen, besonders vor vollen Zuschauerrängen mit bis zu 300 Fans?

Nils Maisel: Der Verein ist echt super und man merkt, wieviel Zug dahinter ist und mit wieviel Willen, Professionalität und Herzblut hier gearbeitet wird. Auch der Fansupport ist überragend. Die Halle ist immer voll. Eine solche Atmosphäre hast du bei anderen Vereinen auf diesem Niveau nicht. Wenn wir bei Auswärtsspielen sind, sitzen zum Teil nur 20 Leute auf den Rängen. In diesem Aspekt ist Heilbronn schon besonders.

Du bist aus der dritten Liga gekommen und hast dann in deinem ersten Jahr bei den Reds in der sechsten Liga gespielt. Wie war der Umstieg für dich? Musstest du dich an das Leistungslevel gewöhnen?

Nils Maisel: Es war komplett anders, die Spielweise unterscheidet sich total. Wenn man die Profiligen mit dem Amateurbereich vergleicht, ist es bei Letzterem viel statischer. Man bewegt sich weniger und hält die Räume eng. Es war ein schwieriger Schritt, weil man hier eine Art Basketball spielt, die man, wenn man aus höherklassigen Ligen kommt, so nicht kennt. Natürlich bin ich mit der Erfahrung auf höherem Niveau nach Heilbronn gekommen, aber Basketball ist immer noch ein Teamsport und ich muss mich genauso an die verschiedenen Abläufe und die Teamdynamik anpassen, wie jeder andere Spieler auch.

Nils Maisel beim Fotoshooting im Trikot der Heilbronn Reds.

Inwiefern profitierst du bzw. profitiert dein Team von deiner guten Ausbildung und deiner Erfahrung?

Nils Maisel: Erfahrung ist natürlich der wichtigste Trumpf, den man im Sport hat. Dadurch habe ich auch gelernt, das Spiel gut zu lesen und Spielzüge zu antizipieren. Das ist definitiv eine meiner Stärken, die ich versuche umzusetzen, auch als eine Art Spielmacher.

Du hast schon dein Studium in Karlsruhe erwähnt und die speziellen Bedingungen angesprochen, die dort herrschen. Nimm uns mal gedanklich mit nach Karlsruhe…

Nils Maisel: Ich studiere am Karlsruher Institut für Technologie. Das Konzept ist an das College-Vorbild aus den USA angelehnt. Sprich, Studium und Spitzensport sind unter einem Dach vereint. Mit der Studentenmannschaft KIT SC Karlsruhe haben wir während meiner Zeit zwei Jahre in der ProB-Liga (3. Liga) und zwei weitere Jahre in der Regionalliga gespielt. Das war letztendlich die perfekte Situation und eine super Erfahrung für mich. Der Fakt, dass ich mir neben dem Studium mit dem Sport, den ich liebe, auf höherem Niveau noch ein bisschen was dazuverdienen konnte, war nur der Bonus obendrauf. Ich spiele nicht um Geld zu verdienen, sondern weil ich den Basketball liebe.

Was studierst du?

Nils Maisel: Ich habe bis 2021 mein Bachelorstudium in Mathematik gemacht und bin gerade dabei, meinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen zu beenden.

Du hast in der Schulzeit ein Jahr in der Basketball-Hochburg USA verbracht. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?

Nils Maisel: Ich bin in der 10. Klasse durch eine Art Austauschprogramm in die USA gekommen. Ich war in South Dakota, also eigentlich im Niemandsland mit sehr viel Landwirtschaft und Prärie, sowie einer geringen Bevölkerungsdichte – ein bisschen wie im Wilden Westen (lacht). Es war schon eine Überraschung, dass ich dort gelandet bin, da man blind einem Standort zugeteilt wurde. Trotzdem war es eine richtig coole Erfahrung. Ich konnte in der High School Basketball spielen und habe dadurch auch sehr viel Kontakte zu Leuten geknüpft, mit denen ich noch heute befreundet bin. Auch meine Freundin habe ich dort kennengelernt, und durch ihren Job als Englischlehrerin bin ich letztendlich nach Heilbronn gekommen. Also hat es sich wirklich gelohnt (lacht).

Zum Abschluss: Hast du persönliche Ziele, die du noch erreichen möchtest? Auch gemeinsam mit den Reds?

Nils Maisel: Es ist glaube ich bekannt, dass die Heilbronn Reds noch einiges vorhaben. Die Infrastruktur und die Einstellung des Vereins dazu ist auf jeden Fall gegeben und es ist schon ein Ziel, in den nächsten Jahren höherklassig zu spielen. Viel wichtiger ist es aber, nachhaltig Erfolg aufzubauen, auch mit einer guten Jugendarbeit und einem besonderen Vereinsklima. Mir gefällt es hier richtig gut, ich wurde sofort herzlich aufgenommen und habe auch nicht vor zu gehen. Ich will einfach nur Basketball spielen und Spaß haben, ohne mir selbst oder dem Verein Druck zu machen. Ich denke, hier wird etwas Großartiges aufgebaut und wir müssen einfach so weitermachen wie bisher auch, dann wird das schon.

 

 

 

 

Heilbronn Reds rüsten sich für eine erfolgreiche Zukunft

In den letzten Jahren hat der Weg der Heilbronn Reds steil nach oben geführt. Und auch in dieser Saison steht ein möglicher Aufstieg von der fünften in die vierte Liga im Raum.

Fünf Teams, darunter die Reds, sind in der Tabelle gleichauf und kämpfen um die Tabellenspitze. „Dass wir in die Regionalliga 1 aufsteigen, ist nicht fest eingeplant, wir sind aber natürlich vorbereitet“, sagt Tobias Maier.

Wichtiger ist für den Basketball-Abteilungsleiter der TSG Heilbronn, dass die Reds ihren Fans in der Mörikehalle professionell organisierte Events mit erstklassiger Stimmung bieten. „Das ist unsere Mission“, ergänzt er. „Dann gibt es da noch unsere Vision mit langfristigen Zielen bis 2030. Wir wollen einen hohen Bekanntheitsgrad in Baden-Württemberg erreichen und einer der Topvereine in Heilbronn werden. Sprich, unser Ziel ist es, bis 2030 im professionellen Leistungssport anzukommen. Dies kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Reds gemeinsam an einem Strang ziehen und weitere Unterstützer hinzukommen.“

Auf dem Weg dorthin haben die ambitionierten Basketballer in ihrer Abteilung bereits die Strukturen angepasst. „Wir haben neue Positionen geschaffen, um uns breiter aufzustellen. Bisher hatten wenige Personen versucht, möglichst viel abzudecken. Jetzt hat jeder seine Bereiche. Das ist zielführender“, so Maier.

Die Reds arbeiten daran, sich finanziell stabil aufzustellen, damit sie unabhängiger agieren können. Eine große Rolle bei der Professionalisierung spielen die Fans der Reds. Mit einem Schnitt von ca. 300 Zuschauern pro Spiel würden sie schon jetzt einen Platz im Mittelfeld der ProB Süd (3. Liga) einnehmen, sagt der Abteilungsleiter. Ziel sei es, den Heimspielen nach US-Vorbild noch mehr Eventcharakter zu verleihen als sie aktuell mit Half Court Shot, American Food und DJ sowieso schon haben.

Die Basketballer suchen dabei auch den Austausch mit anderen Abteilungen der TSG, sowie auch mit Heilbronner Vereinen: „Es kann so viele Synergien geben, wenn nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht. Wir sehen einige mögliche Ansätze, wie zum Beispiel die Anschaffung einer LED-Bande, die dann bei Heimevents von mehreren Sportarten zum Einsatz kommt. Oder man schafft gemeinsam Pfandbecher an, die dann von verschiedenen Vereinen genutzt werden.“

Bei einem sind die Reds auch aktuell schon auf externe Unterstützung angewiesen: Bei den Heimspielen benötigen sie dringend noch Helfer für Organisation, Kasse, Gastronomie etc.

Wer Interesse hat, Teil der Reds Family zu werden, kann sich gerne per Mail an info@heilbronnreds.de melden.

Der Vorstand der Reds, Tobias Maier, im Porträt.