Diagnose Tendinitis: Schnell handeln, um Schlimmeres zu vermeiden

Autor: Gesundheitsrondell

26. April 2020

Während die Sportwelt ihre volle Aufmerksamkeit auf die Olympischen Spiele 2021 richtet, geht es für Ringerin Jasmin Jakob von den RED DEVILS Heilbronn erstmal um die Genesung. Die junge, talentierte deutsche Vizemeisterin gehört den zu den größten Nachwuchstalenten in der deutschen Ringerszene. Ihr großes Ziel: Olympia 2024.

Statt zu trainieren, verbrachte Jasmin zuletzt viele Stunden in der Neckarsulmer Praxis Reha am Bahnhof, um ihre Verletzung am Sprunggelenk in den Griff zu bekommen.

Im November 2018 verletzte sie sich während eines Handballspiels – denn bis zu diesem Zeitpunkt war sie neben dem Ringen auch im Handball aktiv. Jasmin kann sich an den genauen Ablauf nicht mehr erinnern, sie weiß nur noch, dass sie sich nach einem Abwehrmanöver vor Schmerzen am Boden gewunden hat. Sie blieb liegen, fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihren Fuß. Direkt schossen ihr die Gedanken durch den Kopf: „Wie lange darf ich jetzt nicht trainieren?“

Sie verdrückte sich die Tränen, humpelte vom Spielfeld und lief zu ihrer Mutter. In den ersten Tagen realisierte sie den Schweregrad der Verletzung nicht. Dennoch vereinbarte Jasmins Mutter direkt am nächsten Tag einen Termin beim Arzt. Dieser gab ihr zu verstehen, dass ein MRT sehr wichtig wäre, um einen Abriss des vorderen Außenbands (Lig. talofibulare anterius) auszuschließen. Dieser konnte tatsächlich ausgeschlossen werden, weshalb Jasmin wieder in den normalen Trainingsbetrieb eingestiegen ist. Doch nachdem die Schmerzen nach einigen Monaten keinerlei Verbesserungen aufzeigten, holte sie sich den Rat verschiedener Ärzte. Im September 2019 wurde eine Tendinitis diagnostiziert – eine Sehnenentzündung, die häufig durch übermäßige Belastung entsteht.

Nach einer Tendinitis ist eine Reha unabdingbar, um schnellstmöglich wieder in den Leistungssport zurückzukehren. Bevor Jasmin damit starten konnte, musste sie jedoch für vier Wochen einen speziellen Schuh (Vacoped) tragen, um den Fuß zu stabilisieren. In dieser Zeit sollte sie auch nur mit Unterarmgehstützen laufen und den Fuß schmerzadaptiert belasten.

Das Ziel dabei war, Jasmin die bestmögliche Unterstützung zu bieten, damit sie schnellstmöglich wieder an Wettkämpfen teilnehmen und an ihre herausragenden Erfolge anknüpfen kann.

Durch den interdisziplinären Austausch mit dem Orthopäden Dr. Boris Brand wurden die Schritte genau abgesprochen und somit eine optimal abgestimmte Therapie garantiert.

Die Reha startete mit einer gezielten Befunderhebung. Auf deren Basis wurden mit Jasmin die Therapieziele besprochen und ein Therapieplan ausgearbeitet.
Der Beginn einer solchen Trainingstherapie konzentriert sich auf die Verbesserung der Tiefensensibilität und der Sensorik (neuronale Kontrolle). Ziel dabei ist es, dass Propriozeptoren (wieder) lernen, Informationen über Muskelspannungen und Gelenkpositionen wahrzunehmen, diese an das Gehirn zu übertragen und von dort aus die richtige Reaktion einzuleiten.

Der Therapeut hat unzählige Möglichkeiten, die Schwierigkeit durch veränderte Ausgangsstellungen, verschieden Unterlagen und den Einsatz von Störfaktoren zu variieren. Weder im täglichen Leben noch im Sport kommt es häufig vor, dass das Sprunggelenk statisch stabilisiert werden muss. Daher ist es sinnvoll, das Training so schnell wie möglich dynamisch zu gestalten, sodass der Fuß in Kombination mit anderen Bewegungen stabilisiert wird.

In der letzten Phase der Reha ist es enorm wichtig die Muskulatur funktionell wieder aufzubauen. Zunächst wird mit Kniebeugen und Ausfallschritten in den verschiedensten Variationen gestartet. Ist nach Einschätzung des Therapeuten eine sehr gute Bewegungsqualität vorhanden, kann die Intensität gesteigert werden.
Bevor Jasmin mit dem regulären Training startete, wurden mit ihr geeignete Testverfahren durchgeführt, um zu entscheiden ob sie in den Sport zurückkehren kann.
Die Reha ist super für Jasmin verlaufen, sodass sie Anfang Januar 2020 ihren ersten Wettkampf, ein internationales Turnier in Frankreich, bestreiten konnte. Auch weiterhin wird Jasmin Jakob auf ihrem Weg zu Olympia von der Praxis Reha am Bahnhof begleitet und unterstützt.

Die Verletzung gehört zu den häufigsten Sportverletzungen, doch auch im alltäglichen Leben ist sie schnell passiert. Wie die Geschichte von Jasmin zeigt, ist es dabei wichtig, schnell zu handeln, um Schlimmeres zu vermeiden.

Text: Tina Rüger, Maike Küster, Volker Sutor
Foto: Gesundheitsrondell