Zusammenschluss von SV und TSG: Neue Handballpower für Heilbronn

Wenn im September die neue Handballsaison startet, werden im Bezirk Heilbronn-Franken einige Karten neu gemischt. Die Handball-Abteilungen der TSG Heilbronn und des SV Heilbronn am Leinbach gehen eine sportliche Kooperation ein, in deren Rahmen alle sechs Aktivenmannschaften im Trikot des SV Heilbronn in die Runde starten. Getreu dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen! Miteinander – füreinander“ verfolgt man das Ziel, den Handball in Heilbronn nachhaltig auf einem leistungsstarken Niveau zu halten, das der Entwicklung anderer Vereine der Region Paroli bieten kann. Die sportheilbronn-Redaktion hat sich mit den Abteilungsleitern Timo Betz (SV Heilbronn am Leinbach) und Philipp Heinrich (TSG Heilbronn) sowie Matthias Künzel und Ricarda Gehlhaar (Stellvertretende Abteilungsleiter und zuständig für den Spielbetrieb Herren bzw. Damen) getroffen, um zu erfahren, was genau hinter der Kooperation steckt…

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

18. Juli 2019

Bereits bei der Saisonabschlussparty der Handballer am 30. April in der Laube machten erste Gerüchte die Runde, dass sich die beiden Handball-Bezirksligisten SV Heilbronn am Leinbach und TSG Heilbronn zusammenschließen würden. Was damals noch als offenes Geheimnis hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, ist inzwischen offiziell: Die beiden Handballabteilungen machen künftig im Aktivenbereich gemeinsame Sache!

„Wir hatten zwar immer wieder mal lose darüber gesprochen, dass man sich eigentlich zusammenschließen sollte, doch so richtig ernst wurde es erst nach dem letzten Saisonspiel, als wir am 13. April zuhause gegen die TSG gespielt haben“, erzählt der Stellvertretende SV-Abteilungsleiter Matthias Künzel. „Unsere Spieler wurden von Seiten der TSG auf diese Möglichkeit angesprochen und sie haben es an mich herangetragen. Danach sind wir alle noch bei einem Bier zusammengesessen und waren uns schnell einig, dass wir ein starkes Heilbronner Team bilden müssen, um unsere Spieler langfristig nicht an die umliegenden Handball-Hochburgen zu verlieren und diesen Paroli bieten zu können.“

Was an diesem Abend seinen Anfang nahm, war eigentlich naheliegend, wie SV-Abteilungsleiter Timo Betz weiß: „Schon Ende der 90er-Jahre hatten sich die Vorgängervereine TG Heilbronn und SpVgg Frankenbach mit dem TSV Biberach zur Handballspielgemeinschaft (HSG) Heilbronn zusammengeschlossen gehabt. Es gibt also bereits eine gemeinsame Historie der Vereine.“

Fünf Tage nach der ersten Annäherung fand die Abteilungsversammlung der TSG Heilbronn statt – für Abteilungsleiter Philipp Heinrich die perfekte Möglichkeit, um sich von den Mitgliedern das Okay geben zu lassen. „Ich stand zur Wiederwahl und habe klipp und klar gesagt, dass ich im Falle meiner Wiederwahl die Gespräche mit dem SV aufnehmen werde. Natürlich wurde dieses Thema entsprechend diskutiert, aber am Ende wurde einstimmig beschlossen, dass wir diesen Weg – auch mit Unterstützung des Hauptvereins – gehen werden“, so Philipp Heinrich.

Zwei Tage später, am Ostersamstag, setzten sich die Verantwortlichen beider Vereine erneut zusammen, um die Kooperationsgespräche zu intensivieren. „Da bereits am 1. April die Meldefrist des Handballbezirks Heilbronn-Franken abgelaufen war, war eine klassische Handballspielgemeinschaft beider Vereine mit neuem Namen nicht mehr möglich. Deshalb haben wir überlegt, wie wir die Kooperation so gestalten können, dass beide Seiten davon profitieren und auch die Hauptvereine ihr Okay geben“, berichtet Timo Betz.

Die Lösung war recht einfach: Alle Aktiven werden künftig im Trikot des SV Heilbronn am Leinbach auf die Platte gehen, die von der TSG kommenden Spieler bleiben jedoch weiterhin auch Mitglieder ihres Stammvereins.

Wichtig war den Verantwortlichen der TSG Heilbronn, dass die Kooperation im ersten Schritt ausschließlich für die Aktiven gilt. Philipp Heinrich: „Der Nachwuchs bleibt erstmal noch unangetastet. Wir haben in unserer Abteilung knapp 250 Mitglieder, darunter ca. 100 Jugendliche. Diese werden wie bisher für die TSG spielen“. Längerfristig wird jedoch auch hier eine Kooperation angestrebt.

Eigentlich war das Kooperationsmodell nur für die drei Herren-Mannschaften geplant gewesen, doch plötzlich waren auch die Damen mit im Spiel.

„Das ging alles rasend schnell“, erinnert sich die Stellvertretende SV-Abteilungsleiterin Ricarda Gehlhaar, die für den Spielbetrieb bei den Frauen zuständig ist. „Drei Tage vor dem Stichtag zur Abgabe der Mannschaftsmeldungen am 19. Mai wurden Gerüchte an mich herangetragen, dass die TSG wieder ein Damenteam melden möchte, aber eventuell nicht genügend Spielerinnen zusammen bekommt. Ich habe dort angerufen und vorgeschlagen, dass wir es den Männern gleich tun und auch bei den Frauen gemeinsame Sache machen. Auf der einen Seite war die TSG am Kämpfen, um wenigstens ein Team stellen zu können, und auf der anderen Seite waren wir zu viele Spielerinnen für zwei Mannschaften. Also haben wir das Naheliegende gemacht und kurz vor Meldeschluss vereinbart, dass auch wir unter dem Dach des SV kooperieren.“

So werden nun ab September gleich sechs Aktivenmannschaften unter dem Namen des SV Heilbronn am Leinbach in den Spielbetrieb gehen. Da im Damenbereich auch noch ein Ü30-Team existiert, können die beiden Kooperationsvereine auf die geballte Power von rund 100 Spielerinnen und Spielern zurückgreifen.

„Für die Attraktivität des Handballsports in Heilbronn ist die neue Konstellation nun ein super Coup. Wir haben hier einen echten Meilenstein für den Handball gesetzt“, ist Matthias Künzel begeistert von dem Konzept. „Vor allem sind die TSG und der SV ja keine kleinen Vereine, sondern haben in Heilbronn ein gewisses Standing. Wir vertreten die Stadt nun als einziger Verein mit ‚Heilbronn‘ im Vereinsnamen und wollen dafür sorgen, dass die Stadt in der Handballbranche wieder einen Namen bekommt.“

Der Zeitpunkt für die Kooperation hätte günstiger nicht sein können, wie Timo Betz erklärt: „Um uns herum haben sich in den letzten Jahren immer mehr Vereine notgedrungen zu Handballspielgemeinschaften zusammengetan, um einigermaßen den Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Bei uns kooperieren jetzt aber zwei gesunde Abteilungen, die in den letzten Jahren gut gearbeitet haben, finanziell gut aufgestellt sind, personell aus dem Vollen schöpfen und nachhaltig agieren können. Wer weiß, wie das in fünf bis zehn Jahren ausgesehen hätte.“

Schaffen es die handelnden Akteure in der Praxis tatsächlich, den Blick durch die eigene Vereinsbrille dauerhaft zu vermeiden und den in der aktuellen Euphorie gelebten Teamgedanken sowie die Rückendeckung durch die Hauptvereine aufrecht zu erhalten, dann hat der Handballsport in der Stadt für die kommenden Jahre großartige Aussichten. Schon allein die Tatsache, dass für Aktive und Nachwuchs zusammen fünf Trainingshallen zur Verfügung stehen, schafft Voraussetzungen, von denen andere Vereine nur träumen können.

Die Chancen, dass das Konzept aufgeht, sind auch deshalb groß, weil die Kooperation von einem dynamischen, jungen, aber dennoch bereits routinierten Führungsteam geleitet wird. Timo Betz, Philipp Heinrich, Matthias Künzel, Ricarda Gehlhaar sowie die stellvertretenden Abteilungsleiter Sebastian Schmidt (TSG) und Sebastian Aatz (SV) verfügen allesamt über so viel Erfahrung, dass alle Bereiche davon profitieren können. „Ich spiele seit 17 Jahren Handball, bin Abteilungsleiter und Trainer und habe im Verein schon alles Mögliche gemacht“, sagt beispielsweise Philipp Heinrich. „Bei den anderen ist das genauso. Wir verdoppeln jetzt quasi unsere Handballerfahrung und können die Aufgaben des Tagesgeschäfts auf mehreren Schultern verteilen.“

Auch die hinter beiden Vereinen stehenden Sponsoren und Spender haben den Entschluss zur Kooperation begrüßt. „Sie sind alle weiterhin an Bord und erkennen natürlich auch, dass sie für den gleichen Einsatz wie bisher nun gleich doppelt so viele Leute erreichen können“, freut sich Matthias Künzel.

Dass die Geldgeber beider Seiten das Projekt unterstützen, bedeutet aber nicht automatisch, dass man die zur Verfügung stehenden Mittel künftig mit vollen Händen ausgeben wird. „Wir werden mit viel Bedacht überlegen, wo wir richtig und nachhaltig investieren“, betont Timo Betz und schließt gleich aus, dass man Spieler bezahlen werde. „Natürlich haben wir viele Anrufe von Spielern bekommen, die zu uns wechseln wollen. Denen sagen wir aber ganz klar: Wenn du Bock hast etwas mitzugestalten, dann bist du willkommen. Aber wir arbeiten in der Abteilungsleitung ehrenamtlich, also wirst auch du kein Geld bekommen.“

Stattdessen setzen die Verantwortlichen auf den eigenen Nachwuchs – wie jetzt bei den Damen, die für die kommende Saison gleich acht Spielerinnen einbinden werden, die der A-Jugend des SV Heilbronn am Leinbach entwachsen sind und im letzten Jahr mit 14 Siegen in 14 Spielen die Bezirksliga fast nach Belieben beherrscht hatten.

„Wir vom Vorstand haben die Fahrtrichtung vorgegeben. Jetzt ist es an den Trainern und Spielern, etwas daraus zu machen“, nimmt Matthias Künzel die sportlichen Leiter nun in die Pflicht. „Wir machen uns aber keinen Druck, denn wir sind uns bewusst, dass es Anfangsschwierigkeiten geben wird. Der Druck kommt schon von außen, das reicht.“

Das neue Trainerteam hat jetzt das Luxusproblem, aus dem Vollen zu schöpfen und sich unvoreingenommen ihre „Best Fourteen“ zusammenstellen zu können.

Noch sind die Trainerpositionen nicht komplett besetzt. Für die jeweiligen dritten Mannschaften sowie für die weibliche A-Jugend des SV werden aktuell noch Trainer gesucht.

Die Verantwortlichen der Kooperation fiebern nun dem Saisonstart im September entgegen und sind schon jetzt mitten in der Planung von Events und sozialen Projekten.
Wir werden das Zusammenwachsen der Kooperationsteams in den kommenden Ausgaben weiter verfolgen…