Yannik Valenti: Über die Heilbronner Falken direkt in die DEL

Es läuft zur Zeit bei Yannik Valenti. Nach seinem frühen DEL-Debüt für die Adler Mannheim mit 17 Jahren und einem für ihn wenig befriedigenden Jahr in Kanada hat die Karriere des 19-Jährigen in der laufenden Saison Fahrt aufgenommen. Bei den Heilbronner Falken wurde der in Bad Tölz geborene und in Kassel aufgewachsene Rechtsaußen quasi aus dem Nichts zum Leistungsträger. Vor allem seine präzisen Schlagschüsse im Powerplay machten ihn im Nu zum Liebling der Fans, die ihm den Spitznamen „The Hammer“ verpassten. Über den Jahreswechsel schaffte der Sohn des über 400-fachen DEL-Spielers Sven Valenti mit der deutschen U20-Nationalmannschaft den Klassenerhalt in der A-Gruppe. Und dann kam der Call-up von den Mannheimer Adlern in die DEL. Unsere Redakteure Enny Bayer und Ralf Scherlinzky haben ihn in Mannheim besucht und sich nach dem Heimspiel gegen die Kölner Haie mit ihm über seine Karriere unterhalten.

Autor: Enny Bayer

31. Januar 2020

Yannick, im vergangenen Jahr hast du in der kanadischen Western Hockey League für die Vancouver Giants gespielt. Wie war die Zeit für dich?

Yannik Valenti: An sich war das Jahr wunderschön und ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Spielerisch war es für mich persönlich etwas schwierig, weil ich nicht so viel Eiszeit bekommen habe. Mein Trainer mochte meinen Spielstil nicht besonders, aber an sich war es eine tolle Erfahrung das mitzumachen.

Gibt es ein persönliches Highlight für dich aus deiner Zeit „drüben“?

Yannik Valenti: Das Spiel sieben im WHL-Finale. Es ging um die Meisterschaft und wir sind im entscheidenden siebten Spiel in die Overtime gegangen, wo wir dann leider verloren haben. Da bist du einen Schuss von der Meisterschaft entfernt und verlierst schlussendlich noch das Spiel. Das hat schon weh getan, vor allem nach der ganzen Arbeit, die hinter uns lag. Aber so eine Niederlage macht dich stärker und man nimmt vieles daraus mit. Ansonsten habe ich in Vancouver 800 Meter vom Strand weg gewohnt. Ich glaube, da gibt es Schlimmeres… 😉

Was bleibt aus deiner Zeit in Vancouver haften?

Yannik Valenti: Dort habe ich gelernt, dass man ständig an sich arbeiten muss. Ich war in einer Mannschaft, in der 20 Leute das gleiche Niveau hatten und jeder aufs Eis wollte. Man lernt seine Zeit richtig zu investieren und zu trainieren, weil man eben mithalten will. Um das nächste Level zu erreichen, musste ich hart an mir arbeiten. In Kanada hatten wir viel individuelles Training in verschiedenen Bereichen und ich habe einen tollen Reifungsprozess durchgemacht. Es war für mich das Richtige, ein Jahr rüber zu gehen. Durch das Niveau, auf dem in Kanada gespielt wurde, war es für mich jetzt auch einfacher in der DEL2 Fuß zu fassen.

Im Sommer bist du dann wieder zurück nach Deutschland gekommen und spielst jetzt bei den Heilbronner Falken und den Adlern Mannheim. Bei den Falken belegst du inzwischen nicht nur im Spiel fünf gegen fünf eine wichtige Rolle, sondern auch im Powerplay – und seit Januar bist du nun bei den Adlern Mannheim in der DEL. Hast du dir deinen Einstieg ins deutsche Profieishockey so erhofft, wie es jetzt ist?

Yannik Valenti: Erhofft habe ich es mir natürlich, aber gedacht hätte ich es nie. Ich habe die Möglichkeit bekommen nach Mannheim zu kommen und mit einer Förderlizenz auch in Heilbronn zu spielen. Dort wurde mir viel Eiszeit versprochen, was bisher auch gut funktioniert hat. Man hat mir gesagt, dass man mir die Zeit geben wird, damit ich mir mein Selbstvertrauen auf dem Eis zurückholen kann. Dass das so schnell so gut klappt, habe ich nicht erwartet.

Bei den Heilbronner Falken hast zu zehn deiner 17 Tore im Powerplay geschossen. Wie kam es dazu, dass du für die Falken in der Situation so wichtig geworden bist?

Yannik Valenti: Zum einen muss man sagen, dass ich super Teamkollegen habe, die auch immer ihr Bestes geben. Außerdem habe ich schon immer auf der Position gespielt, nur war mein Schuss nicht so präzise. In Kanada wurde dann viel daran gearbeitet. Nach jedem Training habe ich mir nochmal extra 50 bis 60 Schüsse genommen, um die Sicherheit sowie die nötige Präzision zu bekommen. Dadurch hat sich das mit der Zeit bei mir eingespielt.

Wie kam es dazu, dass du nun zu den Adlern hochgezogen wurdest?

Yannik Valenti: Am Anfang der Saison war ich ja überwiegend in Heilbronn. Kurz bevor die U20-Weltmeisterschaft stattgefunden hat, wurde ich für zwei Trainingseinheiten nach Mannheim geholt. Einen Tag nach meiner Heimreise von der U20-WM habe ich erneut in Mannheim trainiert. Am Wochenende war ich dann nochmal für die Falken im Einsatz, ehe ich nach dem nächsten Training bei den Adlern bleiben durfte. Einen genauen Plan für die kommende Zeit gibt es nicht. Man wird Woche für Woche schauen, wo es hingeht. Ich möchte die Chance aber auf jeden Fall nutzen in Mannheim zu spielen und meine Erfahrungen auch nach Heilbronn nehmen zu können.

Hast du dich in Mannheim gut eingefunden?

Yannik Valenti: Am Anfang war es schon eine Umgewöhnung. In der DEL ist alles viel strukturierter als in der DEL2 und vom Tempo ist es auch nochmal etwas anderes. Man muss lernen das Tempo einzuhalten und ständig seine Höchstleistung abzurufen. Ansonsten verliert man den Anschluss an die restlichen Spieler. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und mittlerweile habe ich mich gut eingelebt.

Bei einem ausverkauften Stadion schauen den Adlern 13.600 Zuschauer zu. Was ist das für ein Gefühl für dich vor so vielen Menschen in die Halle einzulaufen und dann zu spielen?

Yannik Valenti: Im ersten Moment war es etwas ganz anderes als in Heilbronn. Wenn man im Tunnel steht, das Licht ausgeht und man hört, wie viel im Stadion los ist, bekommt man schon eine Gänsehaut. Während des Spiels ist man allerdings so fokussiert, dass man das gar nicht wirklich mitkriegt.

Ende Dezember fand die U20-Weltmeisterschaft in Tschechien statt, bei der du für Deutschland aufs Eis gegangen bist. War das für dich ein besonderes Karrierehighlight?

Yannik Valenti: Definitiv! Ich war schon zwei Mal bei B-WM´s dabei, allerdings ist es für mich etwas ganz anderes bei einer A-WM dabei zu sein. In meinem letzten U20-Jahr das mitzuerleben ist schon ein Höhepunkt für mich. Allein die Gegner, die wir hatten: Kanada, Russland, Tschechien und Amerika. Leider haben wir das Viertelfinale nicht erreicht, den Klassenerhalt gegen Kasachstan haben wir uns dann aber nicht nehmen lassen. Ich denke das war ein wichtiger Meilenstein hier die Klasse zu halten, um weiterhin erfolgreiche Spieler im deutschen Eishockey entwickeln zu können.

Wo soll es für dich in Zukunft hingehen?

Yannik Valenti: Zu aller erst möchte ich die laufende Saison gut rumbringen, sei es in Heilbronn oder Mannheim. Dann wird man im Sommer sehen, was passiert. Ich möchte natürlich das höchstmögliche Nivau spielen. Und wenn es die Chance gäbe, nochmal nach Kanada zu gehen, würde ich sie sofort nutzen. Allerdings macht es für mich mehr Sinn mich hier erstmal im deutschen Eishockey zu etablieren.

Mit 19 bist du in einem Alter, in dem man normalerweise eine Berufsausbildung beginnt. Wie schaut es in diesem Bereich bei dir aus?

Yannik Valenti: Vor Kanada war ich in der elften Klasse, was im Nachhinein wie ein Realschulabschluss für mich zählt. Bisher habe ich mich ganz auf den Sport konzentriert und werde es auch erst mal weiterhin so machen. In zwei, drei Jahren möchte ich mein Fachabitur nachholen oder eine Ausbildung machen.

Ist es auch ein Ziel für dich, deinen Vater mit seinen über 400 DEL-Spielen irgendwann einmal zu übertrumpfen?

Yannik Valenti: Selbstverständlich möchte ich in meiner Vita mehr oder sogar etwas Höheres drinstehen haben, als mein Vater. Ich muss mir fast täglich von ihm anhören, was er in meinem Alter alles erreicht hat. Das ist natürlich schon ein Ansporn für mich. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen! Text: Enny Bayer