Wertschätzung im Training: Gastautorin Jutta Büttner

Ich bin Jutta Büttner, Trainerin für wertschätzende Kommunikation. Meine Mission ist es, dass Wertschätzung im Sport ankommt. In meinen Seminaren biete ich die Möglichkeit, sich in kürzester Zeit ein fundiertes Wissen über Kinder und deren Entwicklung anzueignen. Du erfährst, wie du im Umgang mit herausfordernden Kindern vorgehen kannst und wie du diese so integrieren kannst, dass alle Spaß haben. Du erreichst mich unter 0176 86078610.

„Was soll der Blödsinn?“
Das bist du, der da schreit. Du bist Trainer:in einer aufgeweckten E-Jugend. Gerade hattest du dich umgedreht, um noch etwas aus deiner Tasche zu nehmen, schon ist Chaos ausgebrochen. Paul hängt im Netz und mit ihm noch drei andere. Das scheint solchen Spaß zu machen, dass die Kinder nicht dazu zu bewegen sind, sich wieder für die Übung aufzustellen. Die anderen sind begeistert und schauen interessiert zu.
Das kann doch nicht wahr sein. Statt entspannt und gelassen die Mannschaft durch das Training zu führen, bist du in einen Machtkampf geraten. Hier kann keiner gewinnen.
Solche Situationen sind leider keine Seltenheit im Kinder- und Jugendtraining. Statt den Anweisungen der Trainer:in zu folgen wird geblödelt, unterhält man sich oder geht in die Kabine und „vergisst“ beim Abbau zu helfen. Es gibt sogar Kinder und Jugendliche, die ins Training kommen und offensichtlich überhaupt nicht mitmachen wollen. Die Konsequenz: Es kostet Zeit und Nerven. Dabei steht es dir zu, dass du und die Kinder / Jugendlichen das Training „genießen“. Ihr seid alle freiwillig da. Jeder hat sich entschieden, dass er hier und heute die Zeit einsetzt. In der Regel passiert es dann, dass die Idee entsteht, mehr Disziplin, mehr Konsequenzen würden mehr Respekt verschaffen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Beziehung leidet und es entsteht ein Sog, die Trainer:in noch mehr zu testen und miese Stimmung zu verbreiten.Doch es gibt eine Lösung für solche Situationen: wertschätzende Kommunikation für Gruppen. Konsequent angewandt führt wertschätzende Kommunikation dazu, dass das Training ruhig und strukturiert läuft und bei Störungen schnell und unkompliziert reagiert werden kann. Die Methode besteht aus zwei Bausteinen. Der erste Baustein besteht darin, zu verstehen, dass einige Kinder und Jugendliche nicht gewohnt sind, wie sie sich in der Situation „Training“ verhalten sollen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das zum Standardrepertoire von Kindern und Jugendlichen gehört. Ein Verein und ein Sporttraining unterscheidet sich ganz klar von den geltenden Regeln im Elternhaus oder in der Schule. Daher können Kinder und Jugendliche es nur im Sportverein lernen. Der erste Schritt ist eindeutig, Regeln aufzustellen und einzuüben. Übergeht die Trainer:in diesen Schritt, ergeben sich Irritationen. Kinder und Jugendliche füllen das Vakuum mit eigenen Ideen. Das ist völlig normal. Wenn dieser Schritt geleistet wird, ist es einfach möglich, Kinder und Jugendliche zu inkludieren, die gemeinhin als schwierig oder als Störer gelten.
Darüber hinaus bedeutet dies, dass Wertschätzung im Training und nicht nur das Ziel des Trainings fokussiert wird, sondern auch auf die emotionalen Bedürfnisse der Spieler und Spielerinnen eingegangen wird. Man zeigt Interesse an ihren Anliegen, respektiert ihre Gefühle und achtet darauf, sie zu hören und zu verstehen. So entsteht eine positive und produktive Atmosphäre im Team. Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich wohl und können ihr volles Potenzial entfalten.
Wie kann man als Trainer:in wertschätzende Kommunikation in der Praxis umsetzen?
1. Zeige Interesse: Welche Gedanken an Schule oder Familie kannst du auch während des Trainings nicht zurückstellen?
2. Berücksichtige den Körper: Tut was weh? Hindert dich das am Training?
3. Respektiere ihre Persönlichkeit: Wie viel Willenskraft ist nach einem Tag in der Schule noch übrig? Wie viel Konzentration ist noch vorhanden? Du brauchst ein Stimmungsbild. Lege auf einer der vorhandenen Linien fest, wo die imaginäre Skala beginnt. Jede Sportler:in schätzt selbst ein auf einer Skala von eins bis zehn, wie viele Gedanken noch in der Schule oder bei den Hausaufgaben sind. Jeder kann vom anderen sehen, wo er steht und seine Reaktionen dann ein bisschen besser einschätzen. Wenn sehr viele Kinder und Jugendliche keine Konzentration mehr übrig haben, dann kannst du dein Training umstellen. Auch wenn die Hallen- oder Platzzeit kostbar ist, lohnt sich dieser Einstieg in das Training.
Du bist Trainer:in für eine Individualsportart?
Ich empfehle diesen Einstieg auch dann. Die Beziehung ist so wichtig zwischen Sportler:in und Trainer:in.