Turngala in der Harmonie – Showhighlight zum Start ins neue Jahr

Seit vielen Jahren beginnt das Heilbronner Sportjahr traditionell mit der Turngala in der Harmonie. Auch in diesem Jahr machte die Tournee des Schwäbischen und Badischen Turner-Bundes (STB und BTB) am 9. Januar wieder Station in Heilbronn – als letzte der 18 Shows, die seit dem 28. Dezember in ganz Baden-Württemberg stattfanden. Als langjährige Stammgäste der Turngala hat uns schon lange interessiert, welcher organisatorische und logistische Aufwand hinter der Produktion steht. In diesem Jahr konnten wir hinter die Kulissen schauen und in Gesprächen mit Projektleiterin Kristine Hartmann von STB und Turngau Heilbronn-Präsident Steffen Meißner alles erfahren, was wir schon lange wissen wollten. 

Autor: Ralf Scherlinzky

14. Februar 2024

Die Künstlerinnen und Künstler der Turngala „Eternity“.    Foto: Pimster Creations

Mit atemberaubenden Darbietungen haben rund 50 Künstlerinnen und Künstler die 1.600 Zuschauer unter dem Motto „Eternity“, „eine Traumreise, die signalisiert, dass die menschliche Entwicklungsmöglichkeit bis in alle Ewigkeit weitergehen wird“, in der fast ausverkauften Harmonie begeistert.

Damit die Show an diesem Dienstagabend ab 18.30 Uhr auf die Bühne gebracht werden konnte, waren im Vorfeld über 50 Personen im Einsatz. „Wir haben allein 30 Leute von Seiten der Turngala, die die Tournee fest begleiten: zwölf Techniker für Licht- und Toneffekte, zwei Bus- und drei LKW-Fahrer, drei Personen aus dem Catering-Team, drei Verantwortliche für den Auf- und Abbau der Geräte, ein Regisseur und zwei Regieassistenten, mindestens eine Physiotherapeutin sowie drei bis vier Personen für Künstlerbetreuung, Projektleitung, Vermarktung und Promotion“, berichtet Projektleiterin Kristine Hartmann vom Schwäbischen Turner-Bund.

Dazu kommen 20 Helfer für den Auf- und Abbau, die der Turngau Heilbronn als Ausrichter der Heilbronner Show stellen muss. „Wir hatten auch diesmal wieder unser erfahrenes Team vom KTT Heilbronn am Start“, erzählt Turngau-Präsident Steffen Meißner. „Die Jungs und Mädels laden ab morgens um 6 Uhr die LKW aus und bauen dann alles auf. Gegen Mittag sind sie fertig, damit dann die Künstler mit den Proben beginnen können. Und da wir um Mitternacht den Harmonie-Schlüssel zurückgeben müssen, fangen sie kurz nach dem Ende der Show mit dem Abbau an. Während die Show läuft, sind sie diejenigen, die die Bühne im Hintergrund für die nächsten Künstler umbauen, während der Conferencier im Scheinwerferlicht seine Späße macht.“

Generell ist die Turngala so konzipiert, dass der Schwäbische und der Badische Turnerbund das Programm und die Show zusammenstellen und der regionale Ausrichter die Rahmenbedingungen stellt und auch das Risiko trägt. Stefen Meißner: „Der Turngau Heilbronn mietet die Halle an, kümmert sich um den Kartenvorverkauf, verschickt die Einladungen an Ehrengäste, sorgt für das leibliche Wohl der Besucher, stimmt sich für die Fackelshow mit der Feuerwehr ab und sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Abends. Das ist schon ein ordentlicher Kraftakt für uns Ehrenamtliche. Und unsere Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle ist quasi zwei Monate nur mit der Vorbereitung der Turngala beschäftigt.“

Auch wirtschaftlich sei das Heilbronner Event für den Ausrichter ein Ritt auf der Rasierklinge, wie Steffen Meißner weiß. „Je mehr Zuschauer kommen, desto eher können wir unsere Ausgaben decken. Dafür ist natürlich die kleine Halle nicht unbedingt zuträglich. Die Ausrichter in Stuttgart mit der Porsche Arena oder die in Ludwigsburg mit der MHPArena haben da einen ganz anderen Handlungsspielraum als wir“, so der Turngau-Präsident. „Wir machen das aber auch nicht, um Geld zu verdienen, sondern aus Liebe zu unserem Sport und weil wir das Veranstaltungsformat toll finden und etwas für die Turnkultur in Heilbronn machen möchten.“

Wie bzw. unter welchen Kriterien werden eigentlich die Künstlerinnen und Künstler für die Tournee ausgewählt, wollen wir von Kristine Hartmann wissen. „Dazu muss ich weiter ausholen“, lacht die in Stuttgart ansässige Projektleiterin. „Wir nehmen die ersten Künstler schon zwei, drei Jahre vorher unter Vertrag und überlegen dann, in welches Motto wir sie einbetten können. ‚Wir‘ – das ist eine sechsköpfige Findungsgruppe, die aus drei Leuten vom Präsidium, dem Regisseur, der Marketingabteilung und mir besteht. Der Regisseur legt uns seine Vorstellungen von der Show dar, und dann beginnen die teils intensiven Diskussionen. Meist liegen zehn, fünfzehn Vorschläge auf dem Tisch, die wir dann auf drei bis fünf Namen reduzieren. Am Ende gibt jeder ein Statement ab, weshalb er für welches Motto stimmt, und schlussendlich ist das Motto dann eine Teamentscheidung.“

Bei der Zusammenstellung der weiteren Künstler für die Turngala legt das Organisationsteam einen besonderen Wert auf den turnerischen Aspekt. „Es soll eine Mischung aus baden-württembergischen Topathleten und Profiartisten aus der ganzen Welt sein – so, dass für jeden etwas dabei ist und sich die Zuschauer mit dem Programm identifizieren können“, weiß Kristine Hartmann.

Eine große Rolle spielt dabei das Nationalmannschaftszentrum Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden, das fast jedes Jahr mit einigen Spitzensportlerinnen am Start ist. In diesem Jahr haben sich die Sportgymnastinnen von Show zu Show abgewechselt. So kamen die Zuschauer in Stuttgart in den Genuss eines Auftritts von Shootingstar Darja Varfolomeev, während in Heilbronn die zweifache Vizeweltmeisterin Margarita Kolosov die Zuschauer in ihren Bann zog.
Dazu kamen diesmal drei Bundesligaturnerinnen am Schwebebalken, sowie der Trampolin-Weltmeister Fabian Vogel (siehe Kasten rechts), der in den ersten 16 Shows gemeinsam mit Benny Wizani vom Turnsport Austria spektakuläre Luftakrobatik zeigte, in Heilbronn jedoch aufgrund einer Verletzung seines Partners allein auftreten musste.

Abgerundet wird das Programm durch zwei regionale Gruppen, die vom Ausrichter ausgewählt werden – einer Kindergruppe sowie einer Showgruppe, die den Abend eröffnet. In diesem Jahr zeigten die Kids des KTT Heilbronn ihr Können, während der ATC Blau-Gold der TSG Heilbronn den Opener machte. „Traditionell wählen wir die Showgruppe aus den besten Teams aus, die bei unserer Soirée der Bewegung im Juni auftreten“, verrät Steffen Meißner.

Nach der Turngala ist vor der Turngala – deshalb hat schon jetzt im Januar 2024 der Vorverkauf für die Shows zum Jahreswechsel 2024/25 begonnen. Die Show in Heilbronn findet am Freitag, 10. Januar 2025 statt. Das neue Motto: „Colours of Light“.

 

Trampolin-Weltmeister Fabian Vogel bei der Turngala

Fabian Vogel (Mitte) im Gespräch mit Lara Auchter und Ralf Scherlinzky.

Mit Sportgymnastin Margarita Kolosov und Trampolin-Weltmeister Fabian Vogel waren auch zwei deutsche Spitzensportler bei der Turngala dabei. Vor der Show hat uns Fabian Vogel vom Tagesablauf der Turngala-Künstler berichtet: „Wir frühstücken alle gemeinsam im Hotel am Standort der Show vom Vorabend, und dann geht es mit dem Tourbus zum Veranstaltungsort. Dort hat jeder nochmal die Möglichkeit zu proben, bevor wir uns auf die Show vorbereiten. Vor allem in Heilbronn war die Probe für mich wichtig, weil die Halle niedriger ist als in den anderen Städten.“

Obwohl Heilbronn die 18. und letzte Show war, überwog bei dem Bad Kreuznacher die Wehmut über das Ende der Tour: „Klar ist man zwischendurch vor allem nach den Doppelshows ziemlich kaputt. Aber dass wir jetzt Abschied nehmen müssen, ist trotzdem sehr schade. Es sind echte Freundschaften zwischen den Künstlern entstanden. Gestern Abend gab es noch eine kleine Abschiedsparty, und heute nach der Show verstreuen wir uns in alle Himmelsrichtungen. Ich fahre heute Nacht z.B. noch nach Hannover. Die Turngala hat mir in jedem Fall großen Spaß gemacht.“