Thomas Ambiel – Gentleman Driver im Protoype Cup

Als IT-Unternehmer in Heilbronn ist der Eppinger Thomas Ambiel erfolgreich – doch seine wahre Leidenschaft gilt dem Motorsport. Nach 18 Jahren Rennpause startet der 45-jährige Familienvater 2025 im ADAC Prototype Cup durch. Gleich am ersten Rennwochenende der Saison hatte er im Regenchaos von Spa-Francorchamps völlig überraschend triumphiert (siehe Beitrag in SPORTHEILBRONN 36).

Wir haben ihm im Mai bei seinem „Heimrennen“ in Hockenheim einen Besuch abgestattet und uns im Juli im Biergarten mit ihm über den bisherigen Saisonverlauf, über Schaltvorgänge im Sekundentakt, Schwitzen bei 60 Grad Cockpit-Temperatur, Fitness, Selbstzweifel, Spaß und Siege unterhalten.

Autor: Lara Auchter

4. August 2025

Zweikampf um die Trophy-Wertung des Prototype Cups: Thomas Ambiel (#33) und Michael Herich (#1) im Hockenheimer Motodrom. Fotos: Linda Grof

Thomas, wie kam es dazu, dass du nach fast zwei Jahrzehnten Pause wieder in ein Rennauto gestiegen bist?

Thomas Ambiel: Ich war lange Sponsor bei Gebhardt Motorsport und habe das Team aus dem Hintergrund begleitet. Je länger ich dabei war, desto mehr dachte ich, das kannst du selbst auch nochmal, und die Lust kam zurück. Ich war ja früher im Kartsport, im VW Lupo Cup und der Nürburgring-Langstrecken-Serie aktiv. 2024 war ich körperlich noch nicht so weit, um wieder einzusteigen. 2025 habe ich nun aber gesagt: Jetzt oder nie.

Mit welchen Zielen bist du in die Saison gegangen?

Thomas Ambiel: Erstmal wollte ich mich einfach dieser Herausforderung stellen – nicht auf der Kartbahn, sondern richtig mit einem LMP3-Prototypen im ADAC Prototype Cup. Anfangs hatte ich geplant, mit dem Gebhardt-Team zu fahren, aber wir konnten uns auf ein paar Dinge nicht einigen. Deshalb habe ich mich entschieden, selbst ein Auto zu kaufen und ein eigenes Projekt aufzusetzen. Sportliches Ziel ist es, die Trophy-Wertung für „Gentlemen Driver“ innerhalb der Rennserie zu gewinnen. Hier battle ich mich mit meinem alten Freund Michael Herich und habe nach acht von 12 Rennen die Nase vorn.

Thomas Ambiel in seinem Duqueine LMP3-Prototypen.

Also betreibst du das alles in Eigenregie?

Thomas Ambiel: Nicht alles, aber vieles… Das war keine einfache Entscheidung. Es war klar: Ich brauche nicht nur das Auto, sondern auch Mechaniker, einen Ingenieur, eine entsprechende Infrastruktur, einen Trailer, Werkzeug, Catering – das komplette Paket. Ich hatte dann einen Gesprächstermin mit Teamchef Michele Rinaldi von Rinaldi Racing, der mir nicht nur das Auto verkauft, sondern auch sofort die personelle und technische Unterstützung durch sein Team zugesagt hat. Das war ein Glücksgriff, denn die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend.

Dein Start in die Saison verlief dann – das kann man ohne zu übertreiben sagen – sensationell…

Thomas Ambiel: Stimmt. In Spa-Francorchamps hatte ich in Rennen eins direkt mein erstes Podium in der Trophy-Wertung. Im zweiten Rennen konnte ich im Regen sogar den Gesamtsieg holen. Das war unglaublich, denn Spa ist eine brutale Strecke. Aber im Regen kam mir mein Fahrstil entgegen – ich bin ruhig, materialschonend und konstant gefahren. Und mir kam natürlich zugute, dass die Topleute im Feld reihenweise von der Strecke gerutscht sind.

Im Gegensatz zu der Konkurrenz fährst du als einziger allein – warum kein zweiter Fahrer, mit dem du dich abwechselst?

Thomas Ambiel: Ich wollte Ruhe im Projekt. Wenn du zu zweit fährst, musst du Kompromisse machen: beim Setup, bei der Sitzschale, bei der Fahrzeit. Ich wollte die Lernzeit maximal nutzen. Und ich trage die Verantwortung für jedes Teil an dem Auto – dann will ich auch allein bestimmen, wie es gefahren wird.

Du hast erwähnt, dass du letztes Jahr physisch noch nicht so weit warst. Wie hart ist so ein Rennen für den Körper?

Thomas Ambiel: Es ist sehr hart. Beim letzten Rennwochenende am Norisring hatte ich im Cockpit teilweise 60 Grad. Unter diesen Bedingungen fährst du dann eine Stunde, schaltest auf der holprigen Strecke rund 1.200 mal und musst ständig voll konzentriert sein. Am Norisring war ich nach den beiden Rennen bei den hohen Temperaturen physisch total am Ende. Trotzdem liebe ich es (lacht).

Gab es auch schon schwierige Momente?

Thomas Ambiel: Ja, in Hockenheim hatte ich beim Samstags-Qualifying einen kleinen Unfall, weil ich mit der Sitzposition Probleme hatte und mein Becken im Sitz nach vorne gerutscht ist, während der Fuß auf dem Gaspedal war. Wir haben den Unfall im Team analysiert, uns verbessert und daraus gelernt. Und auch am Norisring gab es ein hartes Manöver eines Konkurrenten. Das hätte richtig teuer werden können. Aber Motorsport ist halt kein Wellnessurlaub…

Wieviele Leute umfasst dein Team?

Thomas Ambiel: Mich als Fahrer sowie fünf bis sechs weitere. Du brauchst mindestens vier Mechaniker, einen Renningenieur, sowie jemanden für die Logistik. Ich dachte anfangs, drei Leute reichen, aber da bin ich sehr falsch gelegen (lacht). Bei mir ist keiner fest angestellt, das sind alles Leute mit Tagesjobs, die aus Leidenschaft helfen – dafür bin ich unendlich dankbar.

Du finanzierst nicht nur dein Team selbst, sondern musst dir auch die Saison leisten können. Was kostet denn so eine Saison im Prototype Cup?

Thomas Ambiel: Viel. Allein ein Satz Reifen kostet 2.500 Euro und man braucht zwei bis drei pro Wochenende. Dann kommen jegliche Reisekosten hinzu, wie Maut, Hotels, Transport, Ersatzteile. Ich bin dankbar für jeden Partner, der mich unterstützt – das hilft enorm.

Wie bringst du den Rennzirkus mit deiner Firma unter einen Hut?

Thomas Ambiel: Durch strikte Planung. Ich nutze einen Fitness-Tracker und achte auf Schlaf, Erholung und meine Energie. Ich bin kein 20-jähriger Werksfahrer, sondern 45 und Unternehmer. Aber ich will liefern, denn letztendlich hängen auch mein Team, sowie meine Partner und meine Familie mit dran.

Wie reagiert deine Familie auf dein Motorsport-Projekt?

Thomas Ambiel: Sie war anfangs skeptisch. Meine Frau ist nicht der größte Rennsport-Fan, aber sie war zuletzt gemeinsam mit unserer Tochter beim Norisring dabei und hat mich unterstützt. Auch meine Schwester Stephanie steht voll und ganz hinter mir und ist immer vor Ort dabei. Für mich ist es wichtig, dass sie sehen, was mich antreibt.

Was treibt dich denn an?

Thomas Ambiel: Die Leidenschaft, der Fortschritt, die Technik. Und das Gefühl, eins mit dem Auto zu sein. Ich habe mein Projekt „OnePodiumTogether“ genannt. Nicht, weil ich allein oben stehen will – sondern weil ein Podium nur durch Teamarbeit möglich ist. Und vor allem treibt mich an, dass ich mich von Rennen zu Rennen steigere und der Abstand zum Mittelfeld immer kleiner wird.

Wie geht es für dich weiter?

Thomas Ambiel: Zwei Prototype Cup-Rennwochenenden stehen noch an. Ich plane, noch einzelne Testtage durchzuführen und vielleicht auch eine Winter-Serie in Spanien zu fahren. Aber ich mache mir keinen Druck. Das Wichtigste ist, dass ich Fortschritte sehe und Freude daran habe.