Special Olympics Landesspiele: Inklusives Event in Heilbronn & Neckarsulm
Vom 9. bis 12. Juli 2025 stand in Heilbronn und Neckarsulm bei den Special Olympics Baden-Württemberg Landesspielen alles im Zeichen der Inklusion. 1.100 Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung kamen mit 111 Delegationen aus allen Ecken des Landes in den beiden Städten zusammen, um in 17 Sportarten ihre Besten zu ermitteln. Von der stimmigen Eröffnung im Messecenter redblue über die Wettkämpfe an 14 Sportstätten bis hin zur Abschlussfeier im Heilbronner Frankenstadion waren fast durchgehend strahlende Gesichter zu sehen. Ehrliche Emotionen, die auch neutrale Zuschauende angesteckt haben. Auch die SPORTHEILBRONN-Redaktion war bei verschiedenen Wettkämpfen vor Ort und konnte die einzigartige Stimmung aufsaugen.

Autor: Lara Auchter
Das Feuer der Special Olympics Landesspiele bei der Abschlussfeier. Foto: SOBW/Sarah Rauch
Dass die Landesspiele anders werden würden als alle bisherigen Sportevents, die wir bisher besucht haben, erfährt unsere Redakteurin Lara Auchter schon bei der Eröffnungsfeier, als sie ohne Ankündigung von einem ihr unbekannten Teilnehmer umarmt wird.
Diese emotionale Spontanität setzt sich dann an den Sportstätten fort. Philipp hüpft beim Kletterturm an der Kletterarena auf uns zu und berichtet strahlend, dass er sich gerade für das Finale qualifiziert hat und es gar nicht glauben kann. Parallel klettert Tommy in seinem orangenen Trikot wie Spiderman die Wand hoch, schlägt oben an und seilt sich mit einem lauten Johlen nach unten ab, wo er von fünf weiteren Mitstreitern in orangenen T-Shirts empfangen wird, die ihn lautstark feiern.
Markus ist blind und wird von einer Helferin an den Kletterturm geführt. Er tastet nach den untersten Griffen, dann geht es los. Kommandos von unten – rechter Fuß hoch, links seitlich. Er tastet sich konzentriert hoch und schlägt an, seilt sich ab, wird von seiner Trainerin in Empfang genommen und weggeführt. „Du warst sauschnell“, sagt sie. Markus strahlt.
Das große Team der BSG Neckarsulm vor der Eröffnungsfeier. Foto: BSG
Herzzerreißendes spielt sich am Donnerstagnachmittag an der Weitsprunggrube im Frankenstadion ab. Selina springt 2,10 Meter weit. Fragend schaut sie ihren Coach an, der sagt: „Das war dein bester Sprung heute.“ Während Selina freudig in die Hände klatscht, tritt ihre Konkurrentin Carolin zu ihrem letzten Sprung an – und übertritt. Von ihrem Trainer erfährt sie, dass der Versuch ungültig war. Mit einem lauten Schluchzen sinkt sie auf den Boden, bleibt neben der Grube liegen und ist im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört. Selina eilt ihr zur Seite, nimmt sie in den Arm und beide weinen gemeinsam weiter.
„Das sind ehrliche Gefühle, die nur im Special Olympics Bereich ausgelebt werden“, weiß Heike Acker, die mit ihrer BSG Neckarsulm mit insgesamt 88 Sportlern, Trainern und Begleitern die größte Delegation der Landesspiele stellt. „Die Organisatoren haben sich selbst übertroffen. In diesem Ausmaß habe ich bisher noch keine Landesspiele erlebt. Auch das Beachvolleyball-Turnier vor dem Bollwerksturm und die Tanzwettbewerbe auf dem Kiliansplatz waren eine tolle Sache – das war nicht nur für die Zuschauer schön, sondern auch für die Athleten.“
Da kann man auch leicht darüber wegsehen, dass die WettbewerbsZeitpläne nicht immer auf die Minute eingehalten werden können. Bei den Leichtathletik-Wettbewerben kommt es während unseres Besuchs nicht nur einmal vor, dass sich Starts und Siegerehrungen verschieben, weil erst noch nach fehlenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesucht werden muss.
„Das kommt immer wieder mal vor“, lacht Trainerin Natja Stockhause vom Stuttgarter Verein 46PLUS Down-Syndrom. Auch sie ist voll des Lobes über die Landesspiele: „Unsere Athleten hatten im Frankenstadion optimale Bedingungen. Und wenn wir Vorschläge und Wünsche hatten, ist man direkt darauf eingegangen und hat sie wenn möglich umgesetzt“. Sie stellt vor allem den Teamspirit ihrer Sportlerinnen und Sportler heraus, die bei jeder Siegerehrung von Teamkameraden geschlossen anrücken und diese hoch leben lassen.
Den großen Teamspirit betont auch Heike Acker von der BSG Neckarsulm: „Wir haben uns mit der ganzen Delegation in der Heilbronner Jugendherberge einquartiert und sind mit unseren leuchtenden T-Shirts auch auf dem Weg zu den Sportstätten als eine Einheit aufgetreten. Ich bin unglaublich stolz, wieviele Medaillen unsere Leute geholt haben und wie sie sich zusammen mit unseren Trainern und Begleitern präsentiert haben.“

Giuliana, Reka und Tamara vom Stuttgarter Verein 46PLUS Down-Syndrom freuen sich über ihre Medaillen bei den Special Olympics Landesspielen. Foto: Eva Bäuerle
Im Neckarsulmer Sportbad treffen wir auf eine strahlende Yvonne Braun. Die stellvertretende Abteilungsleiterin Schwimmen der Sport-Union Neckarsulm sorgt vor Ort mit dem Orga-Team der SUN für einen reibungslosen Ablauf um die Wettbewerbe herum. „Die Sportler sind sowas von herzlich und haben keinerlei Berührungsängste. Einer hat mich gefragt, was ich hier mache. Ich habe ihm gesagt, dass ich alles rund ums Schwimmen mit organisierte. Da hat er festgestellt, dass ich wohl hier die Bundespräsidentin bin“, lacht sie.
Im Neckarsulmer Sportbad treffen wir auf eine strahlende Yvonne Braun. Die stellvertretende Abteilungsleiterin Schwimmen der Sport-Union Neckarsulm sorgt vor Ort mit dem Orga-Team der SUN für einen reibungslosen Ablauf um die Wettbewerbe herum. „Die Sportler sind sowas von herzlich und haben keinerlei Berührungsängste. Einer hat mich gefragt, was ich hier mache. Ich habe ihm gesagt, dass ich alles rund ums Schwimmen mit organisierte. Da hat er festgestellt, dass ich wohl hier die Bundespräsidentin bin“, lacht sie.
Bei der Abschlussfeier wurde die Special Olympics-Flagge eingeholt und durch die Heilbronner und Neckarsulmer Oberbürgermeister Harry Mergel und Steffen Hertwig an die nächste Ausrichterstadt Baiersbronn übergeben. Harry Mergel zeigt sich zufrieden: „Teilhabe ist nur durch persönliche Begegnungen und Sichtbarkeit möglich. Deshalb sind wir sehr stolz darauf, dass die Athletinnen und Athleten ihr Können im Herzen von Heilbronn der Öffentlichkeit präsentieren konnten.“ Das bestätigt auch der Neckarsulmer OB Steffen Hertwig: „Ihr wart ein Geschenk für unsere Stadt. Wir konnten den Athletinnen und Athleten einen würdigen Rahmen für ihre Sportwettbewerbe schaffen. Die gezeigten Leistungen haben mich sehr beeindruckt und ich bin glücklich, dass wir Teil dieser Veranstaltung sein durften.“
Die inklusive Tanzgruppe von KunST 07 bei der Eröffnungsfeier. Foto: Thorsten Bernhardt
Auch Beate Slavetinsky, Präsidentin von SOBW, zeigt sich begeistert: „Es war einfach der Hammer. Es waren die größten Spiele, die Special Olympics Baden-Württemberg je erlebt hat. Ich durfte miterleben, wie Bewegung, Freude und Zusammenhalt überall sichtbar wurden. Eine Stimmung, die mitgerissen und verzaubert hat. Wir durften uns gemeinsam über tolle sportliche Leistungen und unvergessliche Momente freuen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Einmal mehr hebt Heike Acker mahnend den Zeigefinger: „Ich hoffe, dass das, was bei der Abschlussfeier gesagt wurde, jetzt auch umgesetzt wird. Sportliche Inklusion kann nicht nebenher ehrenamtlich laufen. Hier muss unbedingt eine offizielle Stelle geschaffen werden für jemanden, der im Sport mit Menschen mit Beeinträchtigungen Erfahrungen hat.“