Slawa und Ilona Spomer ganz privat

Mit dem Gewinn der Deutschen Boxmeisterschaft im November 2016 wurde der Name Slawa Spomer in Heilbronn schlagartig bekannt. Sein Traum von der Nationalmannschaft platzte damals jedoch aus undurchsichtigen Gründen und der Boxer vom SV Heilbronn am Leinbach dachte vorübergehend sogar ans Aufhören. In Heidelberg hatte er damals gerade seine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann begonnen, während er am dortigen Olympiastützpunkt trainierte. Im Mai 2018 änderte sich das Leben des inzwischen 27-Jährigen drastisch: Er bestritt seinen ersten Profikampf und fast zeitgleich kam sein Sohn Levar zur Welt. Ausbildung, Profikarriere und Familie – wie lässt sich das alles unter einen Hut bekommen? Wir haben uns mit Slawa und seiner frisch angetrauten Frau Ilona (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle nochmal, ihr beiden!) zum Spaziergang in den Weinbergen getroffen und haben viele interessante Details aus ihrem Privatleben erfahren…

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

9. Dezember 2019

Wer selbst Kinder hat, weiß, dass ein Baby das Leben komplett auf den Kopf stellt. Bei euch kam dann parallel noch Slawas Einstieg ins Profiboxen dazu, geschweige denn das letzte Ausbildungsjahr. Wie habt ihr es geschafft Arbeit, Boxen und Familie in 24 Stunden unterzukriegen?
Slawa Spomer: Mein Profidebüt und die Geburt fielen ja wirklich genau zusammen. Ich bin nach meinem ersten Profikampf freudig nach Hause gegangen, habe mir ein Bier aufgemacht und eine Pizza in den Ofen geschoben – und dann kam Ilona und meinte, ihre Fruchtblase sei geplatzt. Ich hielt das für einen schlechten Scherz und war noch nicht bereit dafür. Kurz darauf war ich Vater eines kleinen Jungen – das war unglaublich.
Ilona Spomer: Es war natürlich alles andere als einfach. Slawa war durch seine Ausbildung und das Training kaum zuhause und es blieb fast alles an mir hängen. An unserem Wohnort Heidelberg hatte ich auch niemanden, der mal kurz auf den Kleinen aufpassen konnte, damit ich etwas erledigen konnte. Für Slawa war es auf der anderen Seite aber auch nicht einfach, denn es gab nur kleine Zeitfenster, an denen er unseren Sohn gesehen hat. Als Familie hatten wir nur die Wochenenden.

Slawa Spomer: Das war schon hart – du willst den Kleinen aufwachsen sehen, erlebst ihn aber fast nur schlafend. Ich habe früh morgens 40, 50 Minuten trainiert, habe dann geduscht und bin zur Arbeit gegangen. Nach der Arbeit habe ich ihn kurz für ein paar Minuten gesehen, dann musste ich wieder zum Training. Und wenn ich spät am Abend heimgekommen bin, hat er schon wieder geschlafen.

Dann kam mit deiner Abschlussprüfung 2019 noch ein weiterer Stressfaktor dazu…
Slawa Spomer: Das war nicht nur die Prüfung, ich musste mich ja parallel auch noch auf den Kampf gegen Rafael Chiruta bei der Fightarena in Heilbronn vorbereiten – und ich muss zugeben, ich hab mich mehr auf die Vorbereitung des Fights konzentriert als auf meine Prüfung. Bei der Abschlussnote stand dann aber trotzdem die Zwei davor, insofern habe ich alles richtig gemacht.

Hat sich durch die Beendigung der Ausbildung jetzt alles entspannt?
Ilona Spomer: Inzwischen schon. Wir sind ja Ende August von Heidelberg in meine Heimat Künzelsau umgezogen. Das hat zumindest mal für mich einiges einfacher gemacht, da ich hier die Unterstützung meiner Eltern habe. Slawa trainiert zwar weiterhin meist in Heidelberg, aber wenn er dann zuhause ist, beginnt die Familienzeit.
Slawa Spomer: Dadurch, dass Boxen jetzt meine Arbeit ist, ist das alles schon wesentlich entspannter. Ich muss nicht mehr früh morgens vor und spät abends nach der Arbeit trainieren. Morgens haben wir Zeit, um gemütlich zusammen zu frühstücken, und abends komme ich zeitig nach Hause. Spannend wird es jetzt dann, wenn im März unser zweites Kind auf die Welt kommen wird.

Ändert sich durch die Kinder eigentlich deine Herangehensweise als Boxer?
Slawa Spomer: Beim sportlichen Aspekt ändert es nichts, da es ja mein Beruf ist. Aber man weiß jetzt eher, wofür man es macht. Es geht jetzt darum, für die Familie etwas aufzubauen, und je weiter ich im Boxen komme, desto sorgenfreier kann die Familie leben. Ich habe meinen Traumberuf gefunden und sehe mich auch nicht wirklich in einem vermeintlich sicheren Bürojob. Ich boxe nicht nur, ich lebe das Boxen – intensiver geht es eigentlich gar nicht. Und ich bin froh, mit Ilona eine Frau an meiner Seite zu haben, die mir bei allem den Rücken stärkt, was ich mache.
Ilona Spomer: Ich stehe voll und ganz hinter seinem Job und weiß, dass das viele Training einfach dazugehört. Und ich fühle mich auch besser, wenn ich weiß, dass er sich gut auf seinen nächsten Kampf vorbereitet hat. Das kann dann schon mal so weit gehen, dass ich ihn frage, ob er auch wirklich genug trainiert hat.

Wie war das damals, als ihr euch kennengelernt habt. Wann hat er sich als Boxer geoutet?
Ilona Spomer: Er musste sich nicht outen, denn wir haben uns vor viereinhalb Jahren bei einer Boxveranstaltung kennengelernt. Insofern wusste ich von Anfang an, was auf mich zukommen würde. Schon damals war es sein Traum gewesen, einmal in den Profibereich zu wechseln.

Du wirst das bestimmt oft gefragt: Hast du Angst um ihn, wenn er im Ring steht?
Ilona Spomer: Nein, überhaupt nicht. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass er in den Kämpfen, die ich bisher gesehen habe, immer der Überlegene war. Als er im Mai bei der Fightarena gegen Chiruta kurz zu Boden gegangen war, bin ich natürlich schon zusammengezuckt. Das war ein Vorgeschmack, auf das, was irgendwann mal kommen könnte und vermutlich auch kommen wird. Wie ich da dann reagieren würde, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Kommen wir zum Sportlichen. Wo steht Slawa Spomer in seinen besten Jahren? Oder anders gefragt: Was sind deine sportlichen Ziele?
Slawa Spomer: Ich möchte in die Top drei der Weltrangliste kommen. Es gibt im Boxen ja zahlreiche Verbände, die alle ihre eigene Rangliste haben. Aber unter www.boxrec.com
gibt es auch eine verbandsübergreifende Weltrangliste, in der ich momentan auf Rang 155 stehe. Mit 27 Jahren bin ich noch lange nicht am Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit angelangt. Die Glanzzeit für einen Mittelgewichtler kommt zwischen 30 und 33 Jahren. Um dieses Ziel zu erreichen, nehme ich bis dahin alles mit, was möglich ist. Wenn du deinen Horizont nicht erweiterst, brauchst du keine Steigerung zu erwarten. Deshalb hole ich mir immer wieder mal bei anderen Trainern in anderen Boxteams neue Impulse und werde auch mal ins Ausland gehen.
Ilona Spomer: Wenn Slawa wie zuletzt zwei Wochen in Berlin ist, ist das für mich natürlich nicht einfach und es wird mit unserer „Nummer zwei“ dann noch anstrengender. Aber ich weiß, wofür er es macht. Je weiter er in seinem Job kommt, desto mehr Sicherheit bringt es uns als Familie.