Sarah Wachter – Lehrgang mit dem Nationalteam macht Lust auf mehr

Sarah Wachter ist seit 2019 eine feste Größe in der Bundesligamannschaft der Neckarsulmer Sport-Union. Nach ihren Anfängen in Remshalden hat es die sympathische Handballtorhüterin über Korb und Nellingen letztendlich in die Zweiradstadt gezogen. Doch der momentane Siegeslauf mit ihrem Bundesligateam ist nicht der einzige Erfolg für die gebürtige Schorndorferin. Ende des Jahres wurde sie von Bundestrainer Henk Groener zum Vorbereitungslehrgang der Nationalmannschaft für die Europameisterschaft eingeladen. Bei einem Spaziergang durch ihre Sportheimat Neckarsulm erzählte die 21-Jährige dem SPORTHEILBRONN-Team von ihren beim Lehrgang gemachten Erfahrungen, von der bislang besten Saison der Neckarsulmer Damen sowie von ihren handballerischen Anfängen.

Fotos: Steffen Hoffman, Ralf Scherlinzky

Autor: Enny Bayer

2. März 2021

Sarah, schön, dass es mit unserem Interview so kurz nach deinem Nationalmannschaftslehrgang geklappt hat. Wie war es für dich das erste Mal im deutschen Team mitzutrainieren?

Sarah Wachter: Für mich war es eine große Erfahrung, dass ich dabei sein durfte. Bisher hatte ich nur an Regionallehrgängen teilgenommen und jetzt war es die A-Nationalmannschaft, das war schon sehr cool. Mich hat es auch gefreut, dass ich in den Einheiten so gut mithalten konnte. Das hatte ich davor nicht unbedingt erwartet. Vielleicht ist der Schritt nach oben doch nicht so weit entfernt, wie ich es gedacht hatte.

Mit welcher Einstellung bist du zu dem Lehrgang gereist?

Sarah Wachter: Für mich war es von Anfang an klar, dass ich noch in der zweiten Reihe stehe. Mit Dinah Eckerle und Ann-Cathrin Giegerich haben wir sehr gute Torhüterinnen, deshalb kam der Anruf von Henk Groener doch sehr überraschend für mich. Die anderen beiden mussten allerdings noch fünf Tage in Quarantäne gehen, bevor sie mit dem Team trainieren durften. Ich bin also zum Lehrgang gefahren und habe mir gedacht, dass ich nichts zu verlieren habe. Dort habe ich dann auch das Feedback bekommen, dass ich es sehr gut mache und weiterhin am Ball bleiben soll. Es ist auf jeden Fall ein Ziel, irgendwann einmal für die Nationalmannschaft ein Pflichtspiel absolvieren zu dürfen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass du Torhüterin wurdest?

Sarah Wachter: Ursprünglich hatte ich eigentlich als Feldspielerin angefangen. Da war ich dann auch auf einer Regionalsichtung in der Jugend. Damals fragte mich dann mein Trainer, ob ich mich nicht beim nächsten Spiel mal ins Tor stellen möchte. Daraufhin wurde ich dann als Torhüterin vom Verband gesichtet und bin ab diesem Zeitpunkt im Tor geblieben. Mit dem Handballspielen hatte ich ursprüngich begonnen, weil mein großer Bruder im Handballtraining war und ich es ihm als kleine Schwester nachmachen musste (lacht). Mit ihm habe ich auch immer viel Fußball gespielt und musste mich ins Tor stellen. Deshalb erinnern manche meiner Bewegungen auch eher an einen Fußballtorwart…

Was machst du heute neben dem Handballspielen?

Sarah Wachter: Ich studiere per Fernstudium Wirtschaftswissenschaften. Außerdem teile ich mir mit Sara Senvald eine Wohnung in Obereisesheim. Da ist man dann nicht so alleine und man hat immer jemanden zum Reden, was in der derzeitigen Situation eigentlich ganz schön ist.

Du sprichst die derzeitige Corona-Situation bereits selbst an. Wie gehst du als Bundesligaspielerin damit um?

Sarah Wachter: Es ist vieles anders geworden und man trägt ständig den Gedanken an Corona mit sich herum und kann sich nicht mehr zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren, aber das geht ja allen Sportlern so. In unserer Freizeit haben wir auch keinen Kontakt innerhalb der Mannschaft, außer man wohnt natürlich zusammen – wie Sara und ich.

Wie lief denn das Leben in der Blase während deines Nationalmannschaftslehrgangs ab?

Sarah Wachter: Es war schon alles sehr streng, aber ich finde, das ist auch gut so, denn mit dem damals anstehenden großen Turnier hätten schon kleine Fehler fatale Auswirkungen haben können. Wir sind sonntags angereist und mussten direkt einen Test machen, bevor wir untereinander Kontakt hatten. Jede Spielerin hatte ein Einzelzimmer und musste dort warten, bis das Testergebnis kam. Montags waren dann alle Tests negativ und wir durften mit dem Training beginnen.

Normalerweise spielt ihr in vollen Hallen. Was ist das für ein Gefühl als Sportler, wenn auf einmal die Ränge leer sind?

Sarah Wachter: Das ist ein komplett anderes Gefühl. Vor allem in der Ballei sind die Fans dafür bekannt, für eine richtig gute Stimmung zu sorgen. Es ist schon schade, auch für die Fans. Mit persönlich fehlt es auch, auswärts vor den gegnerischen Fans zu spielen. Ich finde es richtig geil, wenn ich einen guten Tag habe und die Fans sich erhoffen, dass ich ausgewechselt werde. Das pusht mich dann noch mehr.