Rennfahrer Luca-Sandro „Luci“ Trefz: „Bin beim Führerschein durchgefallen“

Als die ADAC GT Masters Serie Ende Oktober am Hockenheimring Station machte, haben wir die Gelegenheit genutzt, um Luca-Sandro, genannt „Luci“, Trefz in der Box seines Teams MONTAPLAST by Land-Motorsport durch das Wochenende zu begleiten. Der 19-jährige, aus Wüstenrot stammende Schüler hat uns von seinem Umstieg von der GT4-Serie zu den GT Masters, seinem Tagesablauf bei den Renn-Wochenenden und seinen privaten Fahrkünsten erzählt. Wie ein erfahrener Lenker eines GT3-Boliden im Straßenverkehr unterwegs ist und weshalb er bei seiner Führerscheinprüfung tatsächlich durchgefallen ist, erfahren die SPORTHEILBRONN-Leser exklusiv bei uns im Interview.

Autor: Lena Staiger

19. November 2021

Wie kommt ein Junge aus Wüstenrot zum Rennsport? Andere Kinder spielen Fußball oder machen Leichtathletik, und Wüstenrot gilt auch nicht unbedingt als Rennfahrer-Hochburg. Hattest du schon immer „Benzin im Blut“?
Luci Trefz:
Ich glaube, der Rennsport wurde mir tatsächlich ein bisschen in die Wiege gelegt. Mein Papa ist früher den Porsche Sports Cup Deutschland gefahren, da war ich schon als Sechsjähriger mit dabei. Fußball hat mich noch nie interessiert, ich wollte immer Formel 1 schauen und mit meiner Carrera Bahn spielen. Vielleicht denkt man das nicht aber vom Charakter her bin ich eigentlich eher der ängstliche Typ. Deshalb habe ich mich erst recht spät, mit zwölf Jahren, in das Rennkart getraut. Seitdem hat mich das Rennfahren aber total gepackt.

Du gehst diese Saison erstmals mit deinem neuen Team bei den GT Masters an den Start. Davor warst du Fahrer in der GT4-Serie. Was ist der Unterschied zwischen den beiden Rennserien?

Luci Trefz: Der erste große Unterschied ist das Niveau der Fahrer. Bei den GT Masters fahren, anders als in der GT4, Werksfahrer in den Rennen mit. Das sind absolute Profirennfahrer. Der andere große Unterschied sind natürlich die Autos selbst. Sie sind viel dynamischer, auch wenn sie optisch nur kleine Unterschiede zu den GT4-Autos aufweisen. Durch eine bessere Aerodynamik und einen größeren Heckflügel können wir schneller in die Kurven fahren. Außerdem wird innen bessere Renntechnik verbaut. Allgemein könnte man sagen, die Autos der GT4 sind umgerüstete Straßenautos, die Autos der GT Masters dagegen sind reine Rennfahrzeuge. Unser Auto, der Audi R8 LMS, wird übrigens sogar in Heilbronn-Biberach gebaut.

Wie lief deine erste GT Masters Saison bis jetzt für dich?
Luci Trefz:
Für mich als Rookie war es schwierig reinzukommen. Über die Hälfte der Fahrer im Feld sind erfahrene Werksfahrer, da konnte ich anfangs noch nicht mithalten. Ungefähr ab der Mitte der Saison wurde es besser und ich habe mich in den Rennen nicht mehr ganz so schwergetan, sondern konnte mich auch in Zweikämpfen behaupten und auch mal ein paar Positionen gewinnen. Wie läuft ein Rennwochenende typischerweise für dich ab? Luci Trefz: Normalerweise komme ich mittwochabends nach der Schule an und übernachte im Wohnmobil. Am Donnerstag ist dann das erste freie Training, bei dem wir unsere verschiedenen Setups testen und noch an einigen Stellschrauben drehen können. Freitags ist der offizielle Testtag, bei dem das Nachtanken und Reifenwechseln nicht erlaubt ist. Diesen Tag nutzen wir zum Einfahren. Außerdem habe ich Zeit, um Gäste und VIPs zu begrüßen und Presseinterviews zu geben. Am Samstag und Sonntag finden dann immer die Qualifyings und die Rennen statt, die jeweils im Nachhinein nochmal komplett angeschaut und analysiert werden. An jedem Tag haben wir zusätzlich zwischendurch immer wieder Meetings mit unseren Ingenieuren, um das Setup nochmals abzustimmen. Samstags fahre ich das Qualifying sowie die erste halbe Stunde im Rennen, ehe mein Teamkollege Christopher Haase übernimmt. Sonntags ist es dann andersherum.

 

Wie ist deine Taktik beim Start? Ihr startet ja normalerweise fliegend, das heißt es wird eine Runde hinter dem Safety-Car gefahren und dann bei grüner Ampel gehts los…
Luci Trefz:
Das Qualifying bestimmt die Startposition für das Rennen. Je weiter hinten ich starte, desto mehr versuche ich direkt vor bzw. in der ersten Kurve schon anzugreifen. Im Prinzip ist das auch nicht anders möglich, da ein Überholvorgang auf den kurzen Strecken nur sehr schwer machbar ist und man von hinten natürlich so viele Plätze wie möglich gutmachen will. Wenn man in der Mitte des Feldes startet, geht es eher darum, nicht auf Risiko zu gehen, unter den Top 15 zu bleiben und keine Punkte zu verlieren. Die Autos, die als erste ins Rennen gehen, wollen natürlich ihre Top-Position verteidigen und machen „die Ellenbogen breit“, um möglichst keinen vorbeizulassen. Man sieht, das Qualifying ist extrem wichtig für den Ausgang des Rennens.

Du gehst momentan noch zur Schule. Wie vereinbarst du das mit dem Rennsport?
Luci Trefz:
Ich besuche eine Sportlerschule in Sinsheim mit dem Abschlussziel kaufmännisches Fachabitur und werde für die Rennen vom Unterricht freigestellt. Dort habe ich fast nur Hoffenheimer Fußballspieler um mich herum. Ich hatte eigentlich schon eine Ausbildungsstelle als Bankkaufmann, konnte diese aber aufgrund des zeitintensiven Rennsports nicht antreten. Jetzt ist es mir wichtig, meinen Schulabschluss zu schaffen – es müssen aber nicht unbedingt nur Einser sein. Wenn ich zum Teil erst um halb zehn Uhr abends von der Rennstrecke gehe, fällt es mir dann doch schwer, mich noch hinzusetzen und zu lernen. Da schaue ich dann lieber noch ein bisschen in Netflix Serien an.

Was sind zur Zeit deine Lieblingsserien?
Luci Trefz:
Ich bin gerade bei „Squid Game“. „Formel 1 – Drive to survive“ fasziniert mich auch. Ansonsten schaue ich eher Sachen zum Runterkommen, wie zum Beispiel „How I met your mother“.

Zum Schluss noch die spannendste aller Fragen: Wie fährst du als GT Masters Pilot privat? Gehörst du eher der Kategorie „Bleifuß“ oder der Kategorie „Mittelspurschleicher“ an?
Luci Trefz:
Ich kann privat ehrlich gesagt nicht so gut Autofahren, auch wenn ich viermal pro Woche zur Schule nach Sinsheim und wieder zurück fahre. Solche Dinge wie das Einparken in der Tiefgarage liegen mir beispielsweise gar nicht. Ich orientiere mich auch mehr nach links und kann die Distanz nach rechts nicht allzu gut einschätzen, weshalb ich zum Teil in Richtung mittlere Spur komme. Und ich muss gestehen: Ich bin beim ersten Versuch auch durch die praktische Führerscheinprüfung gefallen, weil ich den Schulterblick vergessen habe. Den bin ich vom Rennsport einfach nicht gewöhnt (lacht). Wenn wir zu zweit im Auto sitzen, ist es mir immer lieber, wenn ich auf dem Beifahrersitz sitzen kann.