Praxisbeispiel Kreuzbandriss – Teil 2: intensive Reha – „No Pain, No Gain“

In der letzten Magazin-Ausgabe hatten wir gemeinsam mit dem sportheilbronn-Orthopäden Nils Haupt die Handballerin Luisa Weik, die sich im Dezember 2017 das Kreuzband im linken Knie gerissen hatte, durch die ersten drei Monate ihrer Verletzung begleitet. Sechs Wochen nach ihrer Operation hatte Nils Haupt seiner Patientin noch streng das Joggen untersagt, obwohl Luisa keine Schmerzen mehr hatte und kaum noch zu bremsen war. Nun liegt die Operation über fünf Monate zurück und wir haben uns bei beiden nach dem aktuellen Stand erkundigt.

Foto: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

20. Juli 2018

„Ich habe keine Probleme mehr mit dem Knie, umso schwerer fällt es mir beim Handballtraining oder beim Kicken nicht zu übertreiben“, berichtet Luisa Weik. „Seit Mitte Mai darf ich wieder joggen. Richtig Handballspielen geht leider noch nicht, aber ich kann jetzt zumindest wieder ein paar Sachen mitmachen – hauptsächlich Kraft- und Lauftraining, Einwerfen und Koordination.“
Seit Ende Juni quält sich die 17-Jährige für ca. vier Wochen an jeweils vier Tagen mit fünf bis sechs Anwendungen pro Tag in der Klinik in Bad Wimpfen durch die Reha. „Da Luisa zuvor gut und diszipliniert gearbeitet hat, macht eine späte Reha Sinn, denn nach fünf Monaten kann sie wesentlich mehr machen als nach drei. Durch das intensive tägliche Training bringen die Physiotherapeuten das Gelenk so weit voran, dass es dann auch im Sport hält“, sagt Nils Haupt.

Wichtig sei in der Rehaphase vor allem, dass nicht nur das verletzte linke Knie, sondern auch das gesunde rechte Gelenk trainiert wird. Nils Haupt: „Die Patienten müssen höllisch aufpassen, dass das gesunde Bein nicht vernachlässigt wird. Denn das ist essentiell für den weiteren Verlauf und soll verhindern, dass auch dort ein Riss auftritt. Die Muskelsymmetrie beider Knie muss komplett hergestellt sein, bis sie wieder voll in den Sport einsteigt. Das operierte Kreuzband war bereits nach drei Monaten wieder fest in den Knochen eingewachsen, aber bis auch die muskuläre Stabilität wieder zu hundert Prozent zurück ist, dauert es sechs bis acht Monate.“

Trainingsbegleitend nutzt Luisa Weik bei ihren Übungen zuhause einen Sensor, der die Beugung und Streckung des Knies misst, bei Stabilitätsübungen unterstützt und das verletzte Bein mit dem gesunden vergleicht. „Das ist eine recht coole Sache. Ich habe auf dem Handy eine App installiert, mit der der Sensor per Bluetooth verbunden ist. Wenn ich meine Übungen mache, werden dort ständig Werte von meinen Bewegungen übertragen.“

Nils Haupt gewinnt aus der Dokumentation Rückschlüsse auf den Heilungsverlauf und kann so die weitere Behandlung besser steuern. Zum Ende der Reha, ca. sechs Monate nach der OP, werden sich Arzt und Patientin zum nächsten Mal treffen. Dann wird festgestellt wie weit Beweglichkeit und Muskelmasse hergestellt sind. Und dann wird Luisa Weik vielleicht auch schon erfahren, wann sie wieder voll ins Handballtraining einsteigen darf.

Wir bleiben dran und hoffen, dass wir Luisa in der Oktober-Ausgabe wieder in Handball-Action sehen. (RS)