Patrick Assenheimer + Luci Trefz: Faszination Nürburgring Nordschleife

Mit Patrick Assenheimer und Luca-Sandro „Luci“ Trefz geht in dieser Saison ein Unterländer Fahrerduo in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) auf der Nordschleife an den Start. Mit 30Jahren ist Assenheimer bereits ein „alter Hase“ im GT3-Rennsport, während der 20-jährige Trefz noch am Anfang seiner Karriere steht. Wir haben die beiden am Nürburgring besucht, um uns selbst ein Bild davon zu machen, wie ein NLS-Rennen mit 170 Fahrzeugen auf der 25 km langen Nordschleife abläuft – ein faszinierendes Event! Im Gespräch mit dem Weinsberger und dem Wüstenroter haben wir weitere Einblicke bekommen und vor allem erfahren, was das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring für die Fahrer zu einem besonderen Erlebnis macht.

Der AutoArenA gebrandete GT3-Mercedes vom Team Landgraf, in dem Patrick Assenheimer und Luci Trefz in dieser Saison auf der Nordschleife unterwegs sind.

Fotos: Thomas Kircher

Autor: Ralf Scherlinzky

1. August 2022

Luci, du bist in der letzten Saison GT Masters gefahren, jetzt kam der Wechsel in die Langstreckenserie. Wie war die Umstellung vom Sprint- zum Langstreckenrennen auf der Nordschleife für dich?
Luci Trefz: Das hat echt gut funktioniert. Ich habe mich direkt wohlgefühlt, auch durch die entspannte Stimmung im Team. Das Team harmoniert sehr gut miteinander. Die Nordschleife fahre ich auch sehr gerne. Ehrlich gesagt ist das meine Lieblingsstrecke. Dazu muss man auch sagen, dass keine Runde wie die vorige ist. In jeder Runde hat man an anderen Stellen Verkehr, damit muss man schon erstmal klarkommen. Am Ende kommt es aber aufs Gleiche raus: Sobald wir den Helm aufhaben, wollen wir alle so schnell wie möglich sein – egal ob in den GT Masters oder im Langstreckenrennen.

Wie habt ihr beide als Team zusammengefunden?
Luci Trefz: Das kam auf Initiative unseres gemeinsamen Managers Bernd Schneider zustande, der die Kombination als Vorschlag bei unserem Team Landgraf angestoßen hat.
Patrick Assenheimer: Der Plan war, ein Nachwuchsteam zusammenzustellen, das durch AMG unterstützt wird. Um Luci und unseren jungen Teamkollegen Julien Apothéloz aus der Schweiz zu fördern, haben sie sich dann ein Programm überlegt, das in die Philosophie von AMG passt und für das auch Budgets zur Verfügung stehen. Durch mich als gesetzten und erfahrenen Fahrer können Luci und Julien ganz ohne Druck ihre Erfahrungen bei den Rennen für die Zukunft sammeln. Dass Luci und ich beide aus der gleichen Region stammen, war dabei eher Zufall.

Bist du als der Erfahrene im Team jetzt so eine Art Mentor für die zwei jüngeren Fahrer?
Patrick Assenheimer: Das haben sie tatsächlich am Anfang immer gesagt, aber ich finde es ein bisschen übertrieben. Die beiden fahren schon schnell genug, sie brauchen nur noch ein bisschen mehr Erfahrung, vor allem bei den Wetterkapriolen am Nürburgring. Im Verkehr kann man auch mal schnell Zeit verlieren, aber das haben sie bisher gut hinbekommen. Wenn es jetzt um eine Runde geht, wo freie Fahrt herrscht, dann ist Luci auch nicht viel langsamer als ich. Das Wichtige ist einfach, dass er im Verkehr mit Bedacht fährt und so wenige Sekunden wie möglich verliert. Andere junge Fahrer sitzen im Auto von Vollprofis, bei denen jede Zehntelsekunde zählt. Die müssen natürlich mehr Risiko eingehen, obwohl sie die Erfahrung nicht haben – und es passiert dann auch viel mehr. Ich denke, wir sind auf jeden Fall auf einem guten Weg mit den beiden.

Luci Trefz macht sich bereit für seinen Einsatz nach dem Fahrerwechsel.

Zuletzt hat ja als Saisonhighlight das 24-Stunden-Rennen stattgefunden. Luci, war dies dein erstes 24er-Rennen?
Luci Trefz: Im GT3-Fahrzeug ja. Zudem war es auf der Nordschleife mein erstes 24-Stunden-Rennen mit Zuschauern. Da war schon extrem viel los, man sieht im Augenwinkel was die draußen alles aufgebaut haben – vor allem dann bei Nacht. Durch die langsameren Fahrzeuge ist man aber zu sehr im Fokus, um alles mitzubekommen. Auf jeden Fall hat es sehr großen Spaß gemacht nachts zu fahren, aber es war natürlich auch anstrengend.

Wie kann man sich auf ein 24-Stunden-Rennen vorbereiten, vor allem auf die Fahrten in der Nacht?
Patrick Assenheimer: Eine besondere Vorbereitung gibt es dafür nicht. Der Start ist meistens um 16 Uhr. Da würde es nichts bringen, beispielsweise den Schlafrhythmus umzustellen. Wichtig ist nur, dass man gut erholt startet und nicht noch vom Vortag müde ist. Am besten ist es, wenn der Fahrer das Maximum an Schlaf schon ein paar Tage vorholt.

Was macht das 24-Stunden-Rennen für die Fans zum Kultevent?
Luci Trefz: Die Zuschauer stellen sich mit Zelten eigene Areas entlang der Strecke auf, mit Discos etc. Für die meisten ist es die perfekte Mischung – sie campen schon Tage vorher, feiern und haben den Motorsport direkt vor ihrer Nase.
Patrick Assenheimer: Beim 24-Stunden-Rennen treffen Ur-Motorsportverrückte und Festivalgänger aufeinander, mehrere Generationen feiern gemeinsam. Dieses Jahr waren wieder rund 250.000 Fans da, die sich auf die 25 km verteilt haben. Was die Leute hier alles veranstalten, auch bei schlechtem Wetter, Respekt. Unsere Rennserie ist publikumsnah, und mit den normalen Tickets kommt man überall hin, sogar in die Nähe der Fahrer. Unser Fokus im Rennen liegt bei den hohen Geschwindigkeiten natürlich auf der Strecke, aber Im Augenwinkel sieht man viele Lichter und Lagerfeuer oder riecht sogar den Grillgeruch. Mit Fans ist es einfach viel schöner. Es ist teilweise auch verrückt, was sie aufbauen. Zum Beispiel stand da neben der Strecke ein beleuchtetes McDonalds Drive-in Schild (lacht). Sie reisen auch aus allen Ecken Europas an. Es ist einfach genial, wie die Leute drauf sind. Selbst das Jubeln bekommt man mit, trotz des Lärms im Auto.
Luci Trefz: Am meisten gespürt habe ich die Fans bei den Adenauer Racing Days, die immer mittwochs vor dem Rennen stattfinden. Wir haben viele Kappen, Plakate und Autogrammkarten verteilt und Patrick ist auch mit unserem GT3-Auto durch Adenau gefahren.
Patrick Assenheimer: Es werden immer 20 aktuelle Fahrzeuge ausgewählt, die durch Adenau fahren dürfen. Das letzte Stück, bevor man die Bühne erreicht, werden die Autos dann durch die Menge der Fans geschoben. Mehr Nähe zwischen uns Fahrern und den Fans geht eigentlich nicht. Die Leute haben es auch einfach genossen, dass das Ganze wieder stattgefunden hat. Das war halt durch Corona leider nicht möglich die letzten Jahre.

Patrick Assenheimer (links) nach dem Fahrerwechsel im
Gespräch mit unseren SPORTHEILBRONN-Redakteuren.

Um auf der Nordschleife fahren zu dürfen, braucht ihr Fahrer die sogenannte „Permit“, eine eigene Fahrerlaubnis. Diese dürfte vor allem beim 24-Stunden-Rennen wichtig sein…
Patrick Assenheimer: Stimmt. Selbst ein Formel-1-Weltmeister wie Lewis Hamilton müsste, wenn er neu auf der Nordschleife mitfahren würde, zuerst den Theorieteil absolvieren und Praxiserfahrung in einem kleinen Fahrzeug sammeln. Ich finde das auch richtig, denn es geht hier um die Gesundheit aller Fahrer. Wir kommen im GT3-Mercedes mit 230 km/h in die Kurve geflogen und haben plötzlich einen Lada oder Dacia vor uns, der mit 130 km/h an seinem Limit fährt. Hier müssen beide wissen, wie sie reagieren. Ich muss mich darauf verlassen können, dass er mich sieht und entweder per Blinker signalisiert, in welche Richtung er ausweicht, oder zumindest auf seiner Ideallinie bleibt, damit ich in Sekundenbruchteilen entscheiden kann, auf welcher Seite ich überhole. Neulinge bremsen teils auch einfach auf einer graden Vollgasstrecke, wenn sie mich im Rückspiegel sehen, das ist echt richtig gefährlich.

Ist es bei der Permit so wie beim herkömmlichen Führerschein – man macht ihn einmal und hat ihn dann für immer?
Luci Trefz: Man muss die Permit zwar nicht immer wieder neu machen, aber sie wird regelmäßig überprüft, indem zufällig ausgewählte Fahrer rausgezogen werden, die einige Multiple Choice Fragen beantworten müssen. Natürlich hat es mich gleich bei meinem ersten 24er jetzt erwischt. Da wurde ich dann schon etwas nervös und musste die Prüfung gleich zweimal hintereinander machen, weil ich die Fragen nicht zu 100 Prozent richtig beantwortet hatte (lacht). Wird eine Frage falsch beantwortet, werden zehn neue Fragen angezeigt. Insgesamt hat jeder drei Versuche, um den Test zu bestehen. Wäre ich auch beim dritten Durchlauf durchgefallen, hätte ich das Rennen nicht fahren dürfen. Die sind hier knallhart.

Wie lief das 24-Stunden-Rennen dann für euch?
Patrick Assenheimer: Alles lief gut bis zur letzten Stunde, dann hat Luci das Auto verloren. Es hat angefangen zu regnen, was grundsätzlich nicht schlimm ist. Das Problem war, dass es noch zu trocken für Regenreifen war, aber eigentlich schon fast zu nass für die Slicks. Durch die wechselnden Wetterverhältnisse auf der 25 km langen Nordschleife kannst du zwei nasse Kurven haben, während der Rest der Strecke trocken ist. Regenreifen würdest du auf der trockenen Strecke kaputt fahren, deshalb musst du auf Slicks bleiben und die nassen Stellen irgendwie überleben.
Luci Trefz: Patrick hätte in der letzten Stunde nochmal fahren sollen, um eventuell noch einen Podiumsplatz rauszuholen. Der Streckenabschnitt, auf dem ich unterwegs war, war eigentlich komplett trocken. Als ich dann beim Anbremsen auf eine Kurve die ABS-Leuchte gesehen habe, habe ich auch direkt gemerkt, dass es plötzlich nass ist und ich keinen Grip mehr habe. Ich habe noch versucht das Auto wieder zu fangen, aber die Leitplanke war dann zu schnell da. Unglücklicherweise bin ich mit dem Hinterrad angeschlagen, dann war es natürlich vorbei für uns. Es hat mich sehr geärgert, dass mir das eine Stunde vor dem Ende passiert ist.
Patrick Assenheimer: Shit happens, das ist am Ring eben so. Das geht immer alles sehr schnell und man hat kaum Zeit zu reagieren.