Parkour – Die Kunst der effizienten Fortbewegung

Die möglichst effiziente Fortbewegung von Punkt A nach Punkt B, das ist die deklarierte Zielsetzung all jener die sich dem Parkour-Sport verschrieben haben. Was sich zunächst nach einem vermeintlich leichten Unterfangen anhört, entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als wahre Herkulesaufgabe. Davon können sich auch die sportheilbronn-Redakteure Benjamin Krek und Ralf Scherlinzky überzeugen, die dem Verein „Kultur für Bewegung – Parkour für Heilbronn“ einen Besuch abstatteten und dort von Vorstand Marco Weimar sowie Frank Schmidtner exklusive Einblicke erhielten.

Autor: Benjamin Krek

31. Januar 2020

Spektakuläre Salti, Halbdrehungen, Weit-, sowie Präzisionssprünge und die schnelle Überwindung von Hindernissen, all diese Manöver gehören zum Alltag eines „traceurs“ [tracer (frz.) = ziehen] – so die fachsprachlich korrekte Bezeichnung eines Parkourläufers.

Bevor die Extremsportler jedoch diese anspruchsvollen Bewegungen ausüben und sich diversen Herausforderungen stellen können, gilt es zunächst die Grundlagen zu verinnerlichen. Diese werden den „traceurs“ bereits ab acht Jahren vermittelt. Eine Trainingseinheit für die zukünftigen Hindernisläufer gestaltet sich hierbei wie folgt, wie uns Marco Weimar schildert: „Wir haben ungefähr fünf verschiedene Spiele, die wir am Anfang so machen. Gerade um spielerisch zu starten und den Kindern auch einfach die Lust daran zu geben. Danach kommt der Part, in dem wir Expertise einbringen, wo wir spezifische Bewegungsformen üben. Es gibt so ein paar grundlegende Bewegungsmuster, die für den Parkour wichtig sind. Zum Beispiel die Hindernisüberwindung, die Sprungpräzision von einem Punkt A zu einem Punkt B oder auch die Balance, die ganz wichtig ist. Weil sich das die Kinder immer wieder gewünscht haben, haben wir außerdem auch künstlerische und turnerische Aspekte mit eingebaut, beispielsweise Überschläge oder auch Salti.“

Um die Entwicklung der kleinen Parkourläufer bestmöglich voranzutreiben, ist eine moderate Gruppengröße ausschlaggebend. So dürfen pro Trainer maximal zwölf Leute an ihren Fähigkeiten feilen. Da dem im Jahre 2016 gegründeten Verein insgesamt nur sechs ehrenamtliche Trainer zur Verfügung stehen und die „Kinder pro Trainer-Regel“ höchste Priorität findet, stehen je nach Gruppe gar 20 Kinder auf der Warteliste: „Es macht keinen Sinn, wenn wir hier 40 Kinder rumrennen haben, aber die Übersicht komplett verlieren und nicht mehr auf sie eingehen können. Und im Parkour ist es natürlich so, dass wir uns zum Ziel setzen eine Atmosphäre zu schaffen, wo wir wirklich auf die Bedürfnisse und auf das Level eines jeden einzelnen eingehen können. Das heißt, wenn der eine zehn Liegestütze schaffen kann, dann machen wir zehn, wenn der andere 20 machen kann, dann machen wir 20 und das passen wir während des Unterrichts flexibel an. Und es ist natürlich für den Trainer auch extrem anstrengend auf zwölf Kinder individuell gleichzeitig zu achten.“

Das Ziel dieser Förderung liegt jedoch nicht nur darin, aus den kleinen Parkourläufern gestandene „traceurs“ zu machen. Vielmehr liegt das Hauptaugenmerk darauf, dass die Kinder ihren Körper besser kennenlernen und ihre eigenen Grenzen erkennen bzw. idealerweise erweitern. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil des Parkours.

So wird diese Sportart draußen betrieben. Logischerweise fehlt hier der Komfort einer Matte, die im Falle eines Sturzes den Schmerz lindern würde. „Welchen Muskel spanne ich wie an? Wie viel Power stecke ich in die Sprünge, um genau da zu landen?“ – Fragen über Fragen, mit denen sich die Athleten eigenständig auseinandersetzen müssen. Doch „Parkour“ ist nicht nur die Förderung der physischen sowie psychischen Leistungen. Es ist vielmehr eine Lebenseinstellung, wie uns der passionierte traceur Marco Weimar verrät: „Alles, was mit dieser Sportart gekommen ist, hat mich im Leben sehr geprägt und auch vor allen Dingen weiterentwickelt sowie weitergebracht.“

Wer diese Lebenseinstellung am eigenen Leib erfahren will und nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Konzentrationsfähigkeit testen möchte, der sollte „Kultur der Bewegung“ mittels Präzisionssprung dringlichst einen Besuch abstatten. Donnerstags findet ab 18.30 Uhr in der Sporthalle der Helene-Lange-Realschule das Kinder- und Basic-Training statt. Freitagabends trainieren Jugendliche und Erwachsene ab 20 Uhr in der Sporthalle der Damm-Realschule. Mehr Info unter Kulturderbewegung@gmail.com, facebook/KulturderBewegung Text: Benjamin Krek