Nick Bangert – erzwungenes Karriereende nach dem Highlight

Autor: Lara Auchter
Vor wenigen Monaten zierte Nick Bangert noch das Cover der Ausgabe 34 des SPORTHEILBRONN-Magazins. Kurz nach der Lidl Deutschland Tour, bei der der 20-Jährige das Feld in seine Heimatstadt Heilbronn hineinführte, hatte er in unserer letzten Titelstory über seine ambitionierten Pläne im Radsport sowie seine sportliche Zukunft gesprochen. Doch nun folgt ein unerwarteter Schritt: Der Horkheimer gibt sein Karriereende bekannt. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht er offen über die Gründe für sein erzwungenes Karriereende, seine Erfahrungen im Leistungssport und seine neuen Pläne, sportlich wie privat.
Nick, uns ist zu Ohren gekommen, dass bei dir als einer der Hoffnungsträger des Heilbronner Sports ein frühzeitiges Karriereende folgt. Wieso das denn, wo du 2024 doch so erfolgreich warst?
Nick Bangert: Ich habe zum Jahreswechsel offiziell aufgehört, aber eigentlich war das schon seit dem Spätjahr klar und ich habe mein Karriereende erst jetzt bekannt gegeben. Es gab mehrere Gründe für meine Entscheidung. Ich hatte eigentlich noch einen Vertrag für 2025 bei meinem Team „Lotto Kern-Haus PSD Bank“. Doch nach reiflicher Überlegung, Gesprächen mit meinem Management, meiner Familie und meiner Freundin, kam ich zu dem Schluss, dass es besser ist, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen.
Was waren die Beweggründe für deinen Rückzug?
Nick Bangert: Es gab viele kleine Faktoren. Schon in der U19, als ich Deutscher Meister und Dritter in der Radbundesliga war, hatte ich das Gefühl, dass es im Radsport nicht immer um die Leistung geht. Trotz meiner Erfolge bekam ich keinen Platz in der Nationalmannschaft. Ich dachte, mit guten Leistungen im ersten U23-Jahr könnte ich überzeugen. Doch auch nach guten Ergebnissen, wie dem Gewinn des Nachwuchstrikots in der Radbundesliga und Top-Platzierungen z.B. bei der Türkei-Rundfahrt, wurde ich nicht berücksichtigt.

Nick Bangert am Aufstieg zum Jägerhaus bei der ersten Etappe der Lidl Deutschland Tour 2024 – nun das Karriereende. Foto: Thomas Kircher
Schließlich wurdest du doch noch in die Nationalmannschaft aufgenommen, hast aber keinen Einsatz absolviert …
Nick Bangert: Andere Fahrer, die leistungsmäßig hinter mir lagen, wurden bei der Nominierung zu den Rennen bevorzugt. Diese Erfahrung hat mich extrem frustriert. Ich hätte Einsätze in der Nationalmannschaft gebraucht, um sportlich weiterzukommen und mich für größere Aufgaben zu empfehlen. Um meinen Fokus dennoch weiter auf den Radsport richten zu können und finanziell abgesichert zu sein, habe ich mich im Herbst 2024 entschieden, eine Ausbildung im Sportförderprogramm der Landespolizei zu absolvieren. Doch der Bundestrainer verweigerte die Unterschrift und blockierte meinen Antrag mit der Begründung, er sehe keine sportliche Zukunft für mich. Letztendlich war ich aber der einzige Bewerber aus dem Radsport für die Stelle bei der Polizei, weshalb meiner Aufnahme eigentlich nichts im Weg gestanden hätte. Diese ernüchternde Erfahrung, sowie die dauerhaft fehlende Wertschätzung trotz guter Leistungen, waren die entscheidenden Punkte für mein Karriereende im Radsport.
Gab es Versuche, die Situation mit dem Verband oder im direkten Gespräch mit dem Bundestrainer zu klären?
Nick Bangert: Ja, ich habe mehrmals das Gespräch gesucht, sowohl über mein Management als auch persönlich. Es gab Telefonate mit dem Bundestrainer, die zunächst vielversprechend klangen. Doch später wurden Dinge über mich behauptet, die schlichtweg nicht der Wahrheit entsprachen. Als ich deshalb nachhaken wollte, wurde ich komplett ignoriert.

Wie gehst du mit diesen Erfahrungen um?
Nick Bangert: Es war natürlich hart, diese Entscheidung zu treffen, und ich habe lange mit mir gekämpft. Aber ich habe beschlossen, dass es nicht das Schlechteste ist, in einer sportlichen Hochphase mit Erfolgen wie bei der Deutschland Tour aufzuhören. So bleibe ich in guter Erinnerung. Ich möchte dem Radsport erhalten bleiben, mache aktuell meinen C-Trainerschein und plane, in Zukunft als Trainer aktiv zu werden. Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Kind bei der RSG Heilbronn zu erfolgreichen Sportlern aufgeblickt habe, und so kann ich künftig als Trainer für das eine oder andere Kind ein Vorbild sein.
Wie geht es bei dir nun weiter?
Nick Bangert: Ich möchte mich wieder dem Triathlon widmen, wo ich meine sportlichen Wurzeln habe – allerdings nur hobbymäßig. Der erste große Wettkampf ist der Ironman 70.3 in Zell am See Ende August. Das Training läuft schon und ich freue mich darauf, meine Stärken im Radfahren dort einzusetzen. Im September beginnt dann meine Ausbildung zum Finanzwirt beim Finanzamt Heilbronn.
Was hat dich am meisten geprägt während deiner Zeit im Leistungssport?
Nick Bangert: Es war definitiv die Kombination aus harten Wettkämpfen und der Notwendigkeit, immer wieder aufzustehen, selbst wenn es Rückschläge gab. Ich habe gelernt, mich nicht entmutigen zu lassen und immer nach vorne zu schauen. Das ist eine Lektion, die ich auch in meinen neuen Lebensabschnitt mitnehme.
Gibt es Personen oder Momente, die dir in deiner Karriere besonders wichtig waren?
Nick Bangert: Meine Familie und mein engstes Umfeld waren immer eine große Stütze für mich. Besonders während schwieriger Zeiten haben sie mich motiviert und an mich geglaubt. Ein besonderer Moment war definitiv meine Teilnahme an der Deutschland Tour, bei der ich so viel positive Rückmeldung erhalten habe und es sogar in die ARD Sportschau geschafft habe. Das bleibt unvergesslich.