Laura Raquel Müller: Ein Riesensatz in die Weltspitze
Autor: Ralf Scherlinzky
Das Sparkassen Indoor Meeting in Dortmund wird Laura Raquel Müller nicht so schnell vergessen. Gleich viermal übertrumpfte die Weitspringerin ihre bisherige persönliche Bestleistung, die bis zu diesem 20. Januar 2024 bei 6,51 Meter gelegen hatte. Erst 6,58 im ersten, 6,55 im zweiten und 6,61 im fünften Versuch – und dann haute die Öhringerin im sechsten Anlauf einen Sprung heraus, der sie auf 6,81 Meter katapultierte.
Damit ließ Laura Raquel Müller nicht nur Olympiasiegerin Malaika Mihambo und Vizeweltmeisterin Maryna Bekh-Romanchuk im Wettbewerb hinter sich, sie übernahm mit dieser Weite gleichzeitig auch die Führung in der Weltjahresbestenliste und qualifizierte sich direkt für die Europameisterschaft im Juni in Rom. Nur für die Olympia-Norm reichten die 6,81 Meter nicht ganz – wegen gerade mal fünf Zentimetern…
„Ich habe das alles noch gar nicht richtig realisiert“, schüttelt die 19-Jährige noch Tage nach dem weitesten Satz ihres Lebens mit einem breiten Grinsen den Kopf. „Für 2024 hatten mein Trainer und ich eigentlich eine Bestweite um 6,70 m anvisiert, mit dem Ziel, dass ich mich für die EM qualifiziere. Dass ich dann gleich beim ersten Wettbewerb sogar in Olympianähe komme, damit hätte ich nie gerechnet.“
Gratulation von Olympiasiegerin Malaika Mihambo. Fotos: Stefan Mayer
Dabei hätte die (Stand 29.1.) weltbeste Weitspringerin des Jahres 2024 ihren Erfolgssprung beinahe abgebrochen:
„Ich mache oft den Fehler, dass ich Sprünge, bei denen ich den Absprungbalken berühre, nicht zu Ende springe, da ich jedesmal denke, dass ich übertreten habe. Bei dem 6,81 m-Sprung hatte ich auch kurz gedacht, dass er ungültig ist, habe ihn aber gottseidank dennoch ausgesprungen. Als ich die weiße statt der roten Fahne gesehen habe, war ich erstmal erleichtert. Ich hatte im Gefühl, dass er weit war. Das Warten, bis die Weite dann auf der Anzeigetafel erschien, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Und plötzlich brach alles über mich herein. Die Zuschauer tobten, das Maskottchen und der Meeting-Direktor kamen und drückten mir einen Blumenstrauß und ein „World Lead“-Schild in die Hand, Fotografen drängten sich um mich und ich musste Interviews geben. Das war so überwältigend, ich wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen.“
Der Sieg in Dortmund und die Weltjahresbestleistung öffnet für Laura Raquel Müller die Türen zu den beiden wichtigen ISTAF-Indoormeetings. Am 4. Februar (nach Redaktionsschluss) trat sie in Düsseldorf an, am 23. Februar geht sie in Berlin an den Start. Dort kann sie wichtige Punkte für die Rangliste sammeln, über die sie sich auch dann für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren könnte, wenn sie die Qualifikationsweite 6,86 Meter nicht schaffen sollte.