Karate: Lena Mayer peilt Olympia 2024 an

2018 war ein gutes Jahr für Lena Mayer. Unterländer Sportlerin des Jahres, Landesmeisterin, Dritte der Deutschen Meisterschaften und Fünfte der Hochschul-Weltmeisterschaften in Japan – die Karatesportlerin blickt auf das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere zurück. Besonders überraschend kam für die 21-jährige Studentin, die bei Hochschulmeisterschaften für die Hochschule Heilbronn antritt, die Wahl zur Unterländer Sportlerin des Jahres 2018. Lena Mayer zählt nicht nur zur Weltspitze in der Karate-Disziplin „Kata“, sondern sie engagiert sich auch ehrenamtlich für Nachwuchssportler – als Vorsitzende des KIME Budosport e.V. in Erlenbach-Binswangen. Unser Redakteur Ralf Scherlinzky hat sich – stilecht zum japanischen Abendessen mit Stäbchen – bei unserem Werbepartner MoschMosch mit der gebürtigen Vaihingerin zum Interview getroffen.

Fotos: Marcel Tschamke (4), Dirk Stein (3)

Autor: Ralf Scherlinzky

26. Januar 2019

Im Karate-Mutterland Japan als Deutsche Platz fünf bei den Hochschul-Weltmeisterschaften zu holen, klingt nach einem großen Erfolg.
Lena Mayer: Absolut. Das ist für mich ein top Ergebnis und der bislang größte Erfolg meiner Karriere. Ich hatte sogar Chancen auf einen Podestplatz, doch im Kampf um Platz drei hatte ich mich ganz am Anfang meiner Kata am Oberschenkel verletzt und konnte deshalb nicht meine volle Leistung bringen.

Du sprichst von deiner „Kata“. Der Karate-Laie kann damit nicht viel anfangen. Erklär bitte mal, was ihr da genau macht.
Lena Mayer: Wenn man an Karate denkt, hat man meist die Disziplin „Kumite“ vor Augen, bei der man im Zweikampf gegeneinander antritt. Ich trete dagegen in der Kata-Disziplin an. Kata ist ein Formlauf, eine vorgegebene Choreographie von Karatetechniken, bei der die technische Ausführung, der athletische Aspekt und die kämpferische Ausstrahlung bewertet werden. Die Kata simuliert quasi einen Kampf gegen einen imaginären Gegner.

Absolviert ihr da praktisch allein auf der Matte eure Choreographie und werdet dann benotet?
Lena Mayer: Nein, es gibt direkte Duelle. Wir stehen zu zweit auf der Matte. Eine der beiden läuft ihre Kata vor, während die andere wartet. Wenn beide fertig sind, entscheidet der Kampfrichter, wer den Kampf gewonnen hat und in die nächste Runde einzieht.

2020 in Tokio ist Karate erstmals olympisch. Wie schätzt du deine Chancen auf eine Qualifikation ein?
Lena Mayer: Realistisch gesehen ist es unwahrscheinlich, dass ich in Tokio dabei sein werde. Ich arbeite eher auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris hin, falls Karate auch nach 2020 olympisch bleibt.

Als Mitglied der Nationalmannschaft gehörst du zur deutschen Spitze. Was spricht gegen eine Nominierung für 2020?
Lena Mayer: Leider läuft das bei uns anders als bei anderen Sportarten. Für die Olympischen Spiele in Tokio werden in unserer Disziplin nur zehn Startplätze weltweit vergeben. Einer davon geht schon mal an Japan als Ausrichterland. Dann wird einer vom Weltverband zugeteilt, so dass noch acht Startplätze auf dem freien Markt sind. Dazu gibt es auch noch die Einschränkung, dass pro Kontinent nur zwei Sportlerinnen an den Start gehen dürfen. Und da haben wir eine spanische Weltmeisterin und eine starke Italienerin, so dass für uns Deutsche wohl kein Platz bleibt. Ich hoffe, dass sie die Kriterien dann vor 2024 nachjustieren.

Was steht bei dir 2019 sportlich an?
Lena Mayer: Der erste Höhepunkt des Jahres ist die Deutsche Meisterschaft Ende März. Direkt danach folgen die Deutschen Hochschulmeisterschaften. Ende Juli, Anfang August ist dann die Studenten-Europameisterschaft in Kroatien und dann im September in Malaysia der Kata-Worldcup, sozusagen eine Stilrichtung-interne Weltmeisterschaft.

Und nebenbei studierst du noch…
Lena Mayer: Auf dem Studium liegt natürlich schon der Haupt-Fokus. Ich studiere an der Hochschule Heilbronn BWL, Kultur-, Freizeit- und Sportmanagement mit der Vertiefung Sportmanagement. Momentan bin ich im dritten Semester, aber wegen der Wettkämpfe werde ich mein Studium etwas ziehen und nicht in der Regelstudienzeit beenden.

Wohin soll es danach beruflich gehen?
Lena Mayer: Ich möchte schon gerne ins Sportmanagement gehen. Wenn man als aktiver Sportler viele Erfahrungen gesammelt hat, wäre es schön, diese auch im Berufsleben anwenden zu können.