Das Konzept von Anpfiff Heilbronn: Outsourcing der Jugendabteilungen

Seit 2019 kooperiert der Anpfiff ins Leben e.V. mit dem FC Union Heilbronn. Das 2001 von Dietmar Hopp in Walldorf ins Leben gerufene gemeinnützige Projekt bietet den Nachwuchssportlern seiner Kooperationsvereine eine „360-Grad-Betreuung“ an. Deren Ziel ist eine professionelle und nachhaltige Förderung in den Bereichen Sport, Schule, Beruf und Soziales, um Persönlichkeiten zu entwickeln und junge Menschen auf ihre private und berufliche Zukunft vorzubereiten. Seit rund einem Jahr ist der ehemalige Fußballprofi Martin Lanig bei Anpfiff Heilbronn als Jugendkoordinator tätig. Wir haben mit ihm über seine Arbeit und die Anpfiff-Philosophie gesprochen…

Foto: Archiv/ Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

5. Mai 2021

Du bist jetzt seit einem knappen Jahr für den FC Union Heilbronn tätig. Wie fällt dein Zwischenfazit aus?

Martin Lanig: Meine Arbeit macht mir großen Spaß und das Konzept begeistert mich täglich aufs Neue. Allerdings muss ich hier die Frage korrigieren: Ich bin nicht für den FCU tätig, sondern für Anpfiff ins Leben. Wir sind nicht der FC Union, sondern kümmern uns in dessen Auftrag um seinen Nachwuchs. Der Verein hat quasi seine komplette Jugendabteilung an Anpfiff outgesourced und die Betreuung seines Nachwuchses in unsere Hände gelegt. Alles, was in der Jugend des Vereins abläuft, passiert also unter unserer Regie.

Wie sehen deine Aufgaben als Jugendkoordinator genau aus?

Martin Lanig: Die Aufgaben sind recht vielseitig. Wir haben über die vergangenen Monate eine A-Jugend für den FC Union aufgebaut, denn dies war zuvor die einzige Altersklasse, die der Verein noch nicht abgedeckt hatte. Mit Kevin Häußer konnten wir einen hervorragenden A-Jugend- Trainer gewinnen und mit Günter Major steht ein ausgewiesener Fußball-Experte an unserer Seite. Momentan führe ich viele Gespräche mit A-Jugendlichen, die alle aus Heilbronn stammen und von denen viele mangels Alternativen vor Ort ins Umland abgewandert waren. Um den Sport geht es bei diesen Orientierungsgesprächen nur am Rande, denn wir wollen für die Jungs berufliche Anreize schaffen. Dafür stehen bei unseren Partnerunternehmen Praktikums- und Ausbildungsstellen zur Verfügung. In diese Gespräche kann ich dann auch meine eigenen Erfahrungen sehr gut einbringen.

Spielt der sportliche Leistungsgedanke dann bei euch keine Rolle?

Martin Lanig: Das kann man so nicht sagen. Wir fahren zweigleisig und die Spieler müssen schon auch die entsprechenden sportlichen Kriterien erfüllen. Aber der Leistungsgedanke steht nicht im Vordergrund. Das Thema Ausbildung hat hier Vorrang und danach richten wir die Organisation aus. Die A-Jugend des FC Union Heilbronn muss jetzt in der kommenden Saison ganz unten beginnen, der Plan ist aber in jedem Fall, dass es relativ zügig weiter nach oben gehen soll.

Auf eurer Agenda steht ja, dass ihr nach drei Jahren beim FC Union in Heilbronn einen eigenen Anpfiff-Verein gründen und mit weiteren Vereinen kooperieren werdet. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Martin Lanig: Der Plan zur Gründung von Anpfiff Heilbronn besteht weiterhin. Wir sind in Gesprächen mit einigen potenziellen Kooperationsvereinen aus mehreren Sportarten. Dadurch, dass wir hier beim FC Union sind und auch unsere Zentrale in Walldorf hauptsächlich mit Fußballvereinen zusammenarbeitet, denken leider viele noch, dass Anpfiff ins Leben ein reines Konzept für den Fußball ist. Das ist aber absolut nicht so. In Walldorf decken wir auch Handball, Eishockey und Golf ab. Unser Ziel ist es, in Heilbronn mit möglichst vielen verschiedenen Sportarten zu kooperieren. Das Wichtigste ist dabei, dass die möglichen Kooperationsvereine sich mit dem Konzept identifizieren und uns das Vertrauen aussprechen, damit wir ihre Jugendlichen in unsere Obhut nehmen können – wobei wir natürlich die jeweiligen Vereinsstrukturen berücksichtigen.

Wenn nun Verantwortliche von Heilbronner Vereinen mehr über das Konzept von Anpfiff ins Leben erfahren möchten, wie können sie am besten vorgehen?

Martin Lanig: Sie können mir jederzeit gerne eine Mail an m.lanig@ail-ev.de schicken. Wir haben auch vor, eine Infoveranstaltung für interessierte Vereine zu machen. Nur lässt sich das Pandemie bedingt momentan noch nicht konkret planen. Dafür gibt es Anpfiff Heilbronn inzwischen auch auf Facebook (Anpfiff ins Leben Heilbronn) und Instagram (anpfiffinsleben_heilbronn) und wir freuen uns über neue Follower.