Daniel Fischbuch – Wechsel zu den Adlern Mannheim
Seit der ersten Ausgabe ist Daniel Fischbuch Stammgast im SPORTHEILBRONN-Magazin. War der aus Stein am Kocher stammende Außenstürmer, der das Eishockeyspielen beim Heilbronner EC gelernt hat, damals noch als junger Spieler bei der Düsseldorfer EG, so ist er heute, mit 30 Jahren, nicht nur Nationalspieler, sondern darf sich seit dem 28. Mai 2023 auch Vizeweltmeister nennen. Im Sommer wechselte er nun zu den Adlern Mannheim – perfekt für uns, um einen Abstecher nach Mannheim zu machen. Für unseren Besuch beim Adler-Spiel in der Champions Hockey League gegen die Rouen Dragons haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: Wir haben über Instagram drei „Kolleg:innen für einen Abend“ gesucht, die „Fischi“ treffen und gemeinsam mit uns das Interview führen wollten. Unter den „Bewerbern“ haben wir uns für die Eppelheimer Abiturientin, Adler-Fan und eventuell künftige Journalistin Assala Kich, den Sprade TV Kommentator des EHC Freiburg, Oliver Eisenbarth, sowie Andreas Jochim, Vertreter des TSV Viktoria Stein aus Daniel Fischbuchs Heimatort entschieden. Dazu gesellten sich zum Interview nach dem Spiel noch unser BOGY-Praktikant, Hockeyspieler Fabian Kraske von der TSG Heilbronn, Oliver Eisenbarths Mutter Hannelore, sowie Tom und Elia Malicki dazu. Letztere sind der Vater und der Bruder des verunglückten Noah Malicki, für den die Eisbären Heilbronn 2017 eine große Spendenaktion gemacht hatten. Schirmherr damals: Daniel Fischbuch. In dieser Besetzung entwickelte sich ein spannendes Interview, das wir auf diesen Seiten wiedergeben. Herzlichen Dank an die Adler Mannheim für die Unterstützung und für‘s Auge Zudrücken, weil wir am Ende doch ein paar Leute mehr waren als erwartet.
Autor: Ralf Scherlinzky
Die „größte temporäre SPORTHEILBRONN-Redaktion aller Zeiten“. Von links: Andreas Jochim, Elia Malicki, Tom Malicki, Oliver Eisenbarth, Assala Kich, Daniel Fischbuch, Ralf Scherlinzky, Fabian Kraske, Hannelore Eisenbarth.
Fotos: Thomas Kircher
Fischi, du bist im Sommer mit deiner Familie von Düsseldorf nach Mannheim umgezogen. Wie habt ihr euch eingelebt? (Assala Kich)
Daniel Fischbuch: Wir wurden hier total gut aufgenommen und meine Familie fühlt sich sehr wohl. Wir haben nicht lange gebraucht, um uns einzugewöhnen. Ich habe ja früher schon bei den Jungadlern gespielt und wusste deshalb, dass uns hier ein angenehmes, professionelles Umfeld erwartet.
Wie verhält man sich, wenn man als „der Neue“ zum ersten Mal in die Kabine kommt? Muss man gleich einen ausgeben? (Ralf Scherlinzky)
Daniel Fischbuch: Das musste ich bisher noch nicht, aber sag das bitte nicht so laut (lacht). Man ist natürlich schon etwas angespannt und verhält sich auch erstmal ruhiger. Aber ich kannte die meisten Spieler schon von der Nationalmannschaft und hatte im Vorfeld viele Nachrichten bekommen, dass sie sich auf mich freuen – das hat es mir einfach gemacht und ich wurde herzlich aufgenommen. Letztendlich war es schon immer mein Ziel, für die Adler Mannheim zu spielen. Insofern war mein erster Tag auch ein Highlight für mich.
Ihr habt das Spiel gegen Rouen heute zwar 3:2 gewonnen, aber es war ziemlich Sand im Getriebe. Wir saßen hinter der Bank und haben dich immer wieder kopfschüttelnd vom Eis fahren gesehen. Wie schaffst du es, dass du dich bei allem Ärgern über dich selbst wieder auf das Spiel fokussierst? (Tom Malicki)
Daniel Fischbuch: Früher war ich in solchen Situationen viel zu nachdenklich und habe verkrampft. Heute versuche ich es abzuschütteln. Die Vergangenheit kann man nicht ändern – weshalb also darüber ärgern? Ich konzentriere mich lieber auf den nächsten Wechsel und versuche alles besser zu machen.
Da ich selbst bei jedem Heimspiel in der Fankurve stehe, muss ich das natürlich fragen: Wie gefällt dir der Fan-Support in Mannheim? (Assala Kich)
Daniel Fischbuch: Die Fans sind großartig. Sie sind in jedem Spiel da und pushen uns. Wieviel der Fansupport bedeutet, haben wir in der Corona-Saison ohne Zuschauer gesehen. Das war vergleichsweise langweilig. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir das Spiel heute nicht gewonnen hätten, wären die Fans nicht komplett hinter uns gestanden. Man merkt einfach, dass wir hier in einer absoluten Eishockeystadt sind. Auch wenn man mal in der Stadt unterwegs ist, hört man immer wieder die Leute tuscheln, weil sie einen erkennen. Es macht in jedem Fall Spaß und ich freue mich immer aufs Neue auf die Heimspiele.
Hört man eigentlich die Anweisungen des Trainers, wenn die Fans so einen Lärm machen? (Fabian Kraske)
Daniel Fischbuch: Also beim ersten Derby neulich gegen Frankfurt war es tatsächlich so laut, dass man nicht mal die Mitspieler verstanden hat. Aber wir kennen innerhalb unseres Spielsystems die Laufwege der anderen genau, und man kann sich im Normalfall darauf verlassen, dass dort, wo man hinspielt, auch jemand steht.
Jetzt hast du ja im Mai 2023 ganz überraschend die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft gewonnen und warst Teil des größten Erfolges, den eine deutsche Eishockey-Nationalmannschaft jemals feiern konnte… (Ralf Scherlinzky)
Daniel Fischbuch: Ja, das war unglaublich. Von so etwas konnte man als junger Eishockeyspieler in Deutschland nicht mal träumen, weil es unerreichbar schien. Aber wir haben sehr hart für diesen Erfolg gekämpft. In der WM-Vorbereitung hatten uns viele abgeschrieben, und dann hatten wir auch noch die drei schwierigsten Gegner zu Beginn und haben alle drei Spiele knapp verloren. Aber dann haben wir allen gezeigt, was ein Team ausmacht, wenn es richtig zusammenhält und an einem Strang zieht.
Du musstest ja anfangs für ein paar Spiele als überzähliger Stürmer auf die Tribüne sitzen. Das war bestimmt nicht einfach. (Ralf Scherlinzky)
Daniel Fischbuch: Natürlich grummelt man in sich hinein, weil man möglichst immer spielen möchte. Aber ich habe die Entscheidung des Bundestrainers akzeptiert und bin trotzdem drangeblieben. Das ist auch das, was das Team ausgezeichnet hat. Keiner hat sich selbst über das Team gestellt, keiner hat schlechte Laune verbreitet. Egal, wer gespielt hat und wer nicht – wir wollten als Team gewinnen.
Du hast dann im Finale gegen Kanada in der 34. Minute das 2:1 für Deutschland geschossen. Ist ein Tor in einem so bedeutenden Spiel etwas anderes als ein Tor in Mannheim oder davor in Düsseldorf oder Nürnberg? Denkt man darüber nach, dass man gerade im ersten deutschen WM-Finale die Führung für sein Team geschossen hat, die am Ende womöglich den WM-Titel bedeuten könnte? (Oliver Eisenbarth)
Daniel Fischbuch: Nicht direkt. Ich bin Stürmer und möchte in jedem Spiel Tore schießen und freue mich dann, wenn mir ein Treffer gelungen ist. Ich habe erst nach dem Spiel dann realisiert, dass mir etwas gelungen ist, was mir nicht mehr genommen werden kann: Ich bin neben JJ Peterka der einzige deutsche Eishockeyspieler, der jemals in einem WM-Finale ein Tor geschossen hat. Wow, das ist schon was Großes! Aber in dem Moment selbst hatte ich nicht darüber nachgedacht.
Große Interview-Runde im Pressekonferenzraum der Adler Mannheim.
Ich war selbst auch in Tampere und war dabei, als die deutsche Mannschaft nach dem Spiel in „Heidi‘s Bier Bar“ die Silbermedaille gefeiert hat. Dich habe ich aber nicht gesehen. Wo warst du? (Oliver Eisenbarth)
Daniel Fischbuch: Ich war tatsächlich nicht dabei, was ich absolut bedauere. Leider wurden die Heimflüge am Montagmorgen so organisiert, dass wir nicht als Team zusammen heimfliegen konnten, sondern in kleineren Gruppen. Mein Shuttle für den Flug nach Düsseldorf war das erste und ich wurde schon um zwei oder drei Uhr morgens vom Hotel abgeholt. Bis ich aus der Halle raus war, mich umgezogen und meine Tasche gepackt hatte, hat es sich einfach nicht mehr gelohnt, noch ins Heidi‘s zu gehen. Das war echt schade. Dafür war dann die Ankunft in Düsseldorf umso schöner. Mein persönlicher Gänsehautmoment war, als auf dem Rollfeld das Schleppfahrzeug unseren Flieger mit gehisster Deutschland-Flagge ans Gate gezogen hat. Da wurde mir bewusst, was wir erreicht hatten. Und dann war es natürlich cool, dass so viele Leute extra wegen uns an den Flughafen gekommen waren und uns gefeiert haben.
War deine Familie eigentlich auch bei der WM dabei? (Ralf Scherlinzky)
Daniel Fischbuch: Ja, meine Frau Laura war bis zum Viertelfinale in Tampere und ist dann heimgereist. Zum Finale kam sie dann aber nochmal zurück. Dieses wohl einmalige Ereignis wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie hat mich meine gesamte Karriere über begleitet und supportet, da war es für uns beide toll, dass sie auch beim WM-Finale dabei sein konnte.
Wie bist du damals eigentlich zum Eishockey gekommen? (Assala Kich)
Daniel Fischbuch: Meine Onkel hatten in der alten Heilbronner Eishalle in einem Hobbyteam Eishockey gespielt. Ich bin mit ihnen zum Publikumslauf gegangen und wurde von einem Trainer angesprochen, ob ich Eishockey ausprobieren möchte. Dann kam eines zum anderen. Ich habe die Laufschule besucht und bin dabei geblieben.
Und irgendwie wurde unser 2.500-Seelen-Dorf Stein am Kocher dann zum Nährboden für künftige Profi-Eishockeyspieler, denn dein großer Bruder Dennis hat ja auch lange erfolgreich gespielt, und mit Mike Fischer ist jetzt noch ein „Steinemer“ in der DEL2 bei den Krefeld Pinguinen aktiv. Ich habe euch damals immer vor Mikes Elternhaus auf der Straße Eishockey spielen sehen. (Andreas Jochim)
Daniel Fischbuch: Stimmt, ich bin zusammen mit Mike aufgewachsen, auch wenn er ein paar Jahre jünger ist. Sowohl bei ihm als auch bei uns war vor der Haustür immer was los und wir haben rund um die Uhr Eishockey gespielt – das war eine schöne Zeit. Mit Mike habe ich dann sogar 2021/22 zusammen in Düsseldorf DEL gespielt. Leider hat er sich da schwerer verletzt und hatte seither nicht mehr richtig die Chance, sich zu beweisen. Ich hoffe, dass er es nochmal in die DEL schafft.
Man erzählt sich heute noch von den Probebohrungen durch eure Eltern auf dem „Steinemer See“, sobald er gefroren war… (Andreas Jochim)
Daniel Fischbuch: Das war super damals. Sobald Eis auf dem See war, hat Mikes Vater ein Loch reingebohrt und die Eisdicke gemessen, bevor wir aufs Eis durften. Wir waren dann eigentlich ständig auf dem See zum Eishockeyspielen.
Ihr wurdet von euren Eltern also ziemlich gefördert? (Andreas Jochim)
Daniel Fischbuch: Ja, absolut. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Meine Mama war täglich gefühlt vier bis fünf Stunden mit meinem Bruder und mir in der Eishalle. Sie hat dafür sehr viel Zeit investiert und ich bin sowohl ihr als auch meinem Vater sehr dankbar.
…und dann soll ich dir noch von deinem ehemaligen Sportlehrer Horst Jaitner viele Grüße ausrichten… (Andreas Jochim)
Daniel Fischbuch: Ach, echt? Er war ein super Lehrer und ich hatte tatsächlich vor drei Jahren wieder Kontakt mit ihm – richtig oldschoolmäßig mit Briefen per Post (lacht).
Was mich noch interessieren würde: Hattest du jemals Zweifel daran, dass du als Eishockeyprofi den richtigen Beruf gewählt hast? (Assala Kich)
Daniel Fischbuch: Nein, keine Sekunde! Es war schon von klein auf mein Ziel, Eishockeyprofi zu werden, und ich lebe seit Jahren meinen Traum. Ich würde alles wieder so machen.
Ist es schon mal vorgekommen, dass du morgens aufgewacht bist und festgestellt hast, dass du heute keine Lust auf Eishockey hast und lieber etwas anderes machen möchtest? (Fabian Kraske)
Daniel Fischbuch: Nein, das gab es bisher tatsächlich noch nicht. Vielleicht habe ich mal einen Tag, wo ich etwas weniger motiviert bin – so wie in jedem anderen Beruf auch. Aber ich freue mich immer, wenn ich in die Kabine gehe, meine 20 Jungs sehe und wir gemeinsam Blödsinn machen. Ich genieße das total. Da ich mit 30 Jahren jetzt auch nicht mehr der Jüngste bin, versuche ich einfach, jeden Tag mitzunehmen, solange es noch geht.
Die „SPORTHEILBRONN-Redakteur:innen für einen Abend“ mit Daniel Fischbuch: Assala Kich (links), Oliver Eisenbarth (mitte) und Andreas Jochim (rechts).