Crowdfunding-Projekt von Denise Krebs: 12.112 Euro für den Weg nach Tokio

Freitag, 24.4.2020, 9.29 Uhr – auf dem Handy von SPORTHEILBRONN-Redakteur Ralf Scherlinzky ploppt eine Whatsapp von Denise Krebs auf: „Werde jetzt ein Crowdfunding-Projekt anlegen, damit ich noch ein weiteres Jahr auf mein großes Ziel Olympia hin trainieren kann“. Fünf Tage und zahlreiche Whatsapps später kommen der aus Heilbronn-Biberach stammenden Mittelstreckenläuferin vom TSV Bayer Leverkusen Zweifel. „Glaubst du, es ist der falsche Zeitpunkt für ein solches Projekt? Leute haben kein Geld, Kurzarbeit…“, steht dort auf dem Handy-Display. „Lass das Ding rennen – das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass du die Summe nicht kriegst“, so lautet der Tipp aus unserer Redaktion. Denise Krebs startet ihr Projekt, erregt damit bundesweit Aufmerksamkeit und kann nun den Fokus voll auf die Olympia-Qualifikation legen.

Autor: Ralf Scherlinzky

19. Juli 2020

„Aufgeben ist keine Option – Olympia 2021“, unter diesem Titel startete die inzwischen 33-Jährige am 30.4. tatsächlich ihr Projekt, bei dem – so der Plan – möglichst viele Unterstützer kleine Beiträge beisteuern sollten, damit sie ihr Ziel von 8.000 Euro erreichen kann. „Mit eurer Unterstützung möchte ich meine Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 finanzieren“, schrieb sie auf der Projekt-Webseite.

Die studierte Journalistin zog alle Register, um ihr Projekt einer möglichst großen „Crowd“ zugänglich zu machen. Mit einem aufwändig produzierten Video, attraktiven Prämien wie z.B. einem gemeinsamen Training sowie über unzählige persönliche Kontaktaufnahmen zu ihrem großen Netzwerk erreichte sie schon bald eine mediale Aufmerksamkeit, die ihre Erwartungen bei weitem überstieg. „Wie kann es sein, dass eine Athletin, die ihr Land bei den Olympischen Spielen vertreten möchte, öffentlich um finanzielle Unterstützung bitten muss, während Sportler in anderen Sportarten Millionen verdienen?“ – Dies fragten sich nicht nur ihre Follower in den Sozialen Medien, sondern neben Online-Portalen und Tageszeitungen auch die ZDF Sportreportage. Kolleginnen und Kollegen aus der Leichtathletik und anderen Sportarten solidarisierten sich mit der mehrfachen Deutschen Meisterin und riefen zur Unterstützung auf. Sie bekam Zuschriften aus allen Ecken Deutschlands.

„Nach einem Artikel in der Heilbronner Stimme haben mich Leute kontaktiert, die mich eigentlich nur aus meiner Kindheit oder frühen Jugend in Biberach kannten, mit denen ich aber seit langen Jahren gar keinen Kontakt mehr habe“, wundert sich Denise Krebs rückblickend über die enorme Solidarität, die ihr entgegen gebracht wurde. „Sogar ein ehemaliger Lehrer hat sich bei mir gemeldet und mir versichert, dass er den noch fehlenden Betrag aufbezahlen würde, falls ich die 8.000 Euro nicht zusammen bekomme.“

Am Ende, nach aufregenden 21 Tagen, hatten sich stolze 138 Unterstützer gefunden, die insgesamt 12.112 Euro beisteuerten, um Denise Krebs auf ihrem Weg nach Tokio zu unterstützen. „Das hat mich total überwältigt und ich habe mich gefühlt als hätte ich bei ‚Wer wird Millionär?‘ gewonnen“, ist die Olympia-Kandidatin auch noch Wochen nach Projektabschluss über den Zuspruch baff.

Wie ihr Weg nach Tokio aussehen wird, hatte sie bereits Ende April in ihrer Projektbeschreibung zusammengefasst: „Ich möchte mit der Unterstützung eine Höhenkette, bestehend aus vier Trainingslagern, finanzieren. Mit einem Höhentrainingslager (von mindestens drei Wochen) wird die Transportkapazität von Sauerstoff durch die Vermehrung von roten Blutkörperchen erhöht, sodass damit die Ausdauerleistung verbessert werden kann. Das Training findet also unter erschwerten Bedingungen statt. Um die Ausdauerleistung in der Vorbereitung bis zum Saisonhöhepunkt stetig verbessern zu können, sollte ein Aufenthalt auf mindestens 2.000 Meter über dem Meeresspiegel mehrfach erfolgen. Weiter werde ich das Geld in Regenerationsmaßnahmen (Physiotherapie, Chiropraktor, Osteopath) investieren, denn nur wenn man gesund bleibt, kann man auch Leistung bringen!“

138 Unterstützer, die an sie glauben und ihr dabei helfen wollen ihren Traum zu erfüllen – fühlt sich die Athletin jetzt besonders unter Druck gesetzt, um die Normen für Olympia auch tatsächlich zu erfüllen? „Natürlich ist ein gewisser Druck da, aber die Motivation, die mir meine Unterstützer geben, überwiegt bei weitem“, strahlt Denise Krebs.