BSG Neckarsulm: Erfolge bei den Special Olympics Germany

Bei den Special Olympics Germany, den nationalen Olympischen Spielen für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung, hat die Behindertensportgemeinschaft (BSG) Neckarsulm zahlreiche Medaillen abgeräumt. Mit der größten baden-württembergischen Delegation von 65 Sportler:innen, Begleiter:innen und Unified-Partner:innen nach Berlin gereist, gab es für die BSG 16x Gold, 7x Silber, 5x Bronze, sowie sechs vierte, fünf fünfte und einen siebten Platz. Wir haben uns mit der BSG-Vorsitzenden Heike Acker unterhalten, die uns von einem tollen Event mit hoch motivierten Sportler:innen berichtet hat.

So sehen Sieger aus: das erfolgreiche BSG-Team in Berlin.

Foto: Heike Acker

Autor: Steffi Hägele

4. August 2022

Ihr wart bei den Special Olympics in Berlin am Start. Was sind die Special Olympics genau und mit welchen Sportarten habt ihr teilgenommen?
Heike Acker: Special Olympics ist die Organisation für Sportler mit mentaler Beeinträchtigung und wir waren nun bei den nationalen Spielen dabei. Die Athleten müssen sich klassifizieren und werden dann darüber für die nächsten Runden in Gruppen eingeteilt. In den Leistungsgruppen gibt es die Kategorien eins bis vier, Gruppe eins ist die beste. Sportler, die sich mit ihren sportlichen Leistungen qualifizieren, können bei den Weltspielen dabei sein. Diese finden nächstes Jahr statt und es wäre natürlich für jeden Sportler ein Highlight dort teilzunehmen. Wir sind in den Sportarten Kanu, Fußball, Boccia, Schwimmen und Basketball, zum Teil auch als Unified Teams, mit unseren Athleten an den Start gegangen. Unified bedeutet, dass Sportler ohne mentale Beeinträchtigung gemeinsam mit Athleten, die eine Beeinträchtigung haben, ein Team bilden. Bei den Unified-Teams ist zu beachten, dass immer mehr Athleten mit Beeinträchtigung als Unified-Partner in der Mannschaft stehen müssen. National haben wir bei der Zusammensetzung keine Altersbeschränkungen, aber bei den Special Olympics international darf der Altersunterschied von Athleten und Unified-Partnern maximal zehn Jahre betragen.

Seid ihr zufrieden mit euren Ergebnissen?
Heike Acker: Wir sind mit unseren Endergebnissen mehr als zufrieden und sind vor allem sehr stolz auf unsere Sportler, die mit unglaublichem Ehrgeiz an den Start gegangen sind. Schön war es auch zu sehen, welche neuen Freundschaften durch die Teams geschlossen wurden. Die Sportler haben über das ganze Gesicht gestrahlt, als sie die Medaillen bekommen haben. Es können dann natürlich auch solche Situationen vorkommen wie bei unserem Mert, der im Kanuwettbewerb einfach aufhörte zu paddeln, weil er nicht mehr konnte. Er war davor noch auf Platz eins, ist dann aber durch seine Verschnaufpause auf Platz vier gerutscht. Sowas passiert eben zwischendurch mal. Ein beeindruckender Moment war, als Mohammad Ali im Kanu-Einzel zweimal Silber gewonnen hat. Mit ihm hat keiner gerechnet, vor allem nachdem er sich zum Start des Rennens erstmal mit seinem Kanu um die eigene Achse gedreht hatte. Er wächst jedes Mal über sich hinaus und hat einfach das Feld von hinten aufgerollt.

Du hast vorhin die Weltspiele nächstes Jahr erwähnt. Wie stehen die Chancen, dass ein paar von euren Sportlern dort für Deutschland an den Start gehen dürfen?
Heike Acker: Natürlich kann man das jetzt noch nicht sicher sagen, aber durch die zahlreichen Erfolge der Fußballer und der Schwimmer in Berlin stehen die Chancen gut, dass in diesen Sportarten BSG-Sportler für die Weltspiele nominiert werden. Man muss auch dazu sagen, dass die Fußballer keines ihrer Spiele verloren haben. Das muss man erstmal schaffen. Die Schwimmer wurden auch dank unserer Trainerin Daniela Potocean, die selbst Leistungssportlerin im Schwimmen war und an Olympia teilgenommen hat, professionell und gut betreut. Sie fördert unsere Athleten und macht aus ihnen richtig gute Schwimmer:innen – wie zum Beispiel bei unserer Rozaliya. Sie ist zu uns gekommen und konnte, so wie jedes Kind, normal schwimmen. Mittlerweile ist sie richtig gut und hat in der Kategorie 1 einmal Gold und in Kategorie 2 einmal Silber geholt.

Wie seid ihr nach Berlin angereist und welchen Aufwand musstet ihr vorher betreiben?
Heike Acker: Zwei von uns sind mit unserem Kleinbus mit Gepäck nach Berlin gefahren. Der Rest ist gemeinsam mit dem Zug angereist. Die Anmeldung im Voraus war sehr zeitaufwändig und hat fast ein Jahr gedauert. Die Veranstalter wollten von jedem Sportler ein ärztliches Attest für seine Sporttauglichkeit haben, dazu ein biometrisches Passbild und eine Freistellung. Diese Sachen für 65 Menschen zusammenzustellen, kostet Zeit und Nerven.