Annika Bruhn: Der perfekte Zeitpunkt fürs Karriereende

Autor: Ralf Scherlinzky

2. November 2022
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio 2016 – eines der Highlights der Karriere von Annika Bruhn.
Foto: privat

Mit dem Franz Kafka-Zitat „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ gab Annika Bruhn am 16. Oktober 2022 im Rahmen eines Posts in den Sozialen Medien ihr Karriereende als Schwimmerin bekannt. Nach zwölf Jahren Leistungssport, drei Olympia-Teilnahmen, Gold und Bronze bei Europameisterschaften, einer WM-Medaille und gefühlt unzähligen Deutschen Meisterschaften macht die mehrfache Unterländer Sportlerin des Jahres nun Schluss.

„Das war keine Entscheidung, die ich von heute auf morgen getroffen habe“, berichtet uns die bisherige Spitzenathletin des Schwimmteams der Sport-Union Neckarsulm. „Eigentlich hatte ich mir schon vor Tokio Gedanken in diese Richtung gemacht. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt für das Karriereende gekommen.“

Anfang Oktober feierte die gebürtige Karlsruherin, die in Bietigheim aufgewachsen ist, ihren 30. Geburtstag. Ein paar Monate vorher erfolgte der Umzug nach Leonberg. Den Ausschlag dafür, dass sie den sportlich erfolgreichen Lebensabschnitt jetzt für beendet erklärt hat, war letztendlich aber weder das Alter, noch der Umzug, sondern der Abschluss ihres Master-Studiums.

„Ich habe seit Januar an meiner Master-Thesis geschrieben und hatte den Sport deshalb hintenan gestellt. Deshalb ist mir der Schritt jetzt auch nicht allzu schwergefallen“, sagt Annika Bruhn, die aber zugibt, dass sie beim Verfassen ihres Abschiedsposts „schon ein bisschen emotional“ wurde. „Ich habe für den Post einige Bilder mit meinen persönlichen Highlights herausgesucht, da sind schon viele Momente wieder hochgekommen.“

Annika Bruhn wäre nicht Annika Bruhn, hätte sie nicht schon die nächste Lebensphase aktiv eingeläutet. „Ich habe Mitte Oktober meinen neuen Job beim Deutschen Olympischen Sport-Bund in Frankfurt begonnen und mache dort jetzt erstmal für ein Jahr Elternzeitvertretung im Bereich Gesundheitsmanagement und Duale Karriere“, erzählt sie. „Das ist für mich jetzt der ideale Berufseinstieg, um das, was ich in diesem Bereich studiert habe, auch in der Praxis anwenden zu können. Toll ist auch, dass ich weiterhin im Sport bleiben kann. Ich lerne dort jetzt quasi die andere Seite des Sports kennen und finde es recht spannend, den ganzen organisatorischen Bereich zu sehen. Zum Beginn bin ich etwa die Hälfte der Zeit in Frankfurt und arbeite die anderen 50 Prozent von zuhause aus.“

So ganz ohne Schwimmen geht es dann aber doch noch nicht. „Ich habe das jetzt so lange gemacht und habe einfach immer noch Spaß am Schwimmen. Deshalb gehe ich regelmäßig in Sindelfingen ins Wasser, auch um abzutrainieren. Und da ich in den letzten zwölf Jahren doch einige Erfahrungen gesammelt habe, kann ich das dortige Schwimmteam unterstützen und Tipps geben.“

Oft wird man Annika Bruhn in der Region künftig wahrscheinlich nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Aber ich werde schon noch das eine oder andere Mal da sein. Schließlich fahre ich auf dem Weg nach Frankfurt immer an Neckarsulm und Heilbronn vorbei und habe hier doch noch ein paar Leute, die ich kenne. Deshalb werde ich schon das eine oder andere Mal vorbeischauen“, versichert sie.