Youth Olympic Games 2024 – Teilnehmerinnen aus der Region
Anfang 2024 fanden in der südkoreanischen Provinz Gangwon die Olympischen Jugend-Winterspiele statt. Unter dem Motto „Grow together, shine forever“ haben sich über 1.800 der besten Nachwuchsathletinnnen und -athleten aus 78 Ländern in 15 olympischen Sportarten gemessen. Mit dabei: drei junge Frauen aus der Region Heilbronn. Die Talheimerin Madalena Seidel (15) holte mit der deutschen U16-Nationalmannschaft im Eishockey die Bronzemedaille. Anna Neugebauer (21) vom Hockeyclub der TSG Heilbronn und Katalin Wühle (22), Studentin an der Hochschule Heilbronn, waren als Teil des Academy Camps der Deutschen Sportjugend vor Ort. Nach ihrer Rückkehr haben uns die drei zusammen mit Madalenas Mutter Tina besucht, um von ihren Erlebnissen in Südkorea zu berichten.
Autor: Lara Auchter
Olympischer Besuch bei der SPORTHEILBRONN-Redaktion (von links): Anna Neugebauer, Redakteurin Lara Auchter, Madalena Seidel, Herausgeber Ralf Scherlinzky, Katalin Wühle.
Foto: Tina Seide
Es sind Erinnerungen, die ich nie vergessen werde“, schwärmt Madalena Seidel bei unserem Gespräch über ihre Zeit in Südkorea.
Die Stürmerin des SC Bietigheim-Bissingen gewann mit der U16-Nationalmannschaft bei den Jugendspielen die Bronzemedaille und gibt uns Einblicke, weshalb dieses Turnier so besonders war: „Wir hatten einen unglaublichen Zusammenhalt im Team und eine super positive Stimmung. Das fing schon in der Vorbereitung an und wurde beim Turnier nur noch stärker“, berichtet die Talheimerin strahlend.
Von einer positiven Stimmung sprechen auch Katalin Wühle von der Hochschule Heilbronn und Anna Neugebauer vom Hockeyclub Heilbronn.
Als Teil des Academy Camps der Deutschen Sportjugend erlebten sie die Jugend-Winterspiele aus einem ganz anderen Blickwinkel, kamen aber genauso ins Schwärmen: „Es war wirklich mega aufregend, in diese Welt einzutauchen, die Kultur kennenzulernen, aber auch die sportliche Seite der Spiele zu sehen“, berichtet Katalin Wühle.
Auch Anna Neugebauer, die selbst als Spielerin für den Hockeyclub aktiv ist, zeigt sich begeistert: „Wir waren beim Biathlon, beim Short Track, beim Rodeln, beim Eishockey und beim Skispringen. Überall hat man neben den sportlichen Höchstleistungen auch eine wunderbare Atmosphäre erlebt. Das südkoreanische Publikum war immer fair und hat jeden einzelnen Athleten unterstützt. Dort hat man richtig den olympischen Spirit erlebt.“
Es war genau dieser olympische Spirit, den die südkoreanischen Organisatoren vermitteln wollten.
Gangwons Vision lautete dabei: „Ein Fest der Jugend für ein friedliches Zusammenleben und Einheit durch Sport, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu schaffen.“
Genau diese teaminterne Einheit hat beim Eishockeyspiel um die Bronzemedaille gegen die Schweiz den Unterschied gemacht.
„Wir haben den Sieg einfach mehr gewollt als unsere Gegnerinnen“, sagt Madalena selbstbewusst.
Entscheidend war dabei auch der unbedingte Wille zur Revanche.
Nachdem Deutschland das Auftaktmatch gegen Frankreich deutlich gewonnen hatte, verlor man das zweite Spiel der Gruppenphase gegen die Schweizerinnen mit 1:2.
„Uns war bewusst, dass wir, falls wir nochmal gegen sie spielen müssen, gewinnen würden. So ist es im Spiel um Platz drei dann mit dem 3:1-Sieg auch gekommen“, so die junge Talheimerin über den Erfolg, der ihr und ihrem Team neben der Bronzemedaille auch einen besonderen Moment für die Ewigkeit beschert hat.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Academy Camps vor dem Gyeongbokgung Palast in Seoul.
Foto: Deutsche Sportjugend
Madalena Seidel (rechts) präsentiert gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Sarah Bouceka stolz ihre Bronzemedaille.
Foto: TeamDeutschland
Auch Madalenas Mutter Tina Seidel erlebte diesen Moment – jedoch aus einer anderen Perspektive. Als Elternteil verbrachte sie fast jeden Tag vor Ort in der Eishalle und konnte von der Tribüne aus mitverfolgen, wie sich ihre Tochter ihren Traum von einer Medaille erfüllte.
„Ich war natürlich stolz und sehr glücklich, das Spiel war klasse und die Stimmung in der Halle auch.
Bei den Medaillenspielen war die Arena richtig gut gefüllt und man hat die Bedeutung der Veranstaltung dadurch noch mehr gespürt“, berichtet sie.
Doch gerade die Größe des Events hatte auch ihre Schattenseiten.
„Ich habe Madalena nur von weitem gesehen, man hatte eigentlich keine Chance an die Athleten heranzukommen, selbst als Elternteil nicht – was aber auch nicht schlimm war“, erzählt die Mutter von zwei Kindern.
„Auch war alles rund um die Arena abgesperrt und man hatte seinen vorgegebenen Weg, den man nach Spielende zurück zum Bus gehen musste.“
Die hohen Sicherheitsmaßnahmen waren vermutlich auch dem Standort der Spiele geschuldet, wie während unseres Gesprächs klar wird.
Sowohl Tina Seidel als auch Katalin und Anna besuchten die nur rund 70 Kilometer entfernte demilitarisierte Zone an der Grenze von Südkorea nach Nordkorea.
„Wir sind dort mit dem Bus hingefahren und wurden erstmal alle durchsucht. Danach haben wir einen der Tunnel unterhalb der nordkoreanischen Grenze besichtigt. Da hat man schon mal kurz darüber nachgedacht, wo man gerade eigentlich ist“, schildert Anna Neugebauer.
Und auch Tina Seidel gibt preis, dass sie die hohe militärische Präsenz dort schon kurz Schlucken ließ: „Es war eine fremde Welt und eine Situation, die wir in Deutschland gottseidank schon seit Jahrzehnten nicht mehr haben und auch nicht mehr haben wollen.“
Abseits der sportlichen und touristischen Erlebnisse haben vor allem Katalin und Anna als Teil des DSJ Academy Camps auch viel von der Kultur und dem sozialen Leben der Südkoreaner kennengelernt.
Die Deutsche Sportjugend war insgesamt zwei Wochen vor Ort – eine Woche bei den Winterspielen und eine Woche in der Hauptstadt Seoul.
„Das Academy Camp ist für besonders engagierte junge Menschen, die in ihrem Ehrenamt bestärkt werden und dadurch Erfahrungen bei großen Sportevents im Ausland sammeln sollen“, erläutert Katalin Wühle das Konzept.
„Während der Spiele sind wir auch mit den Organisatoren, den Helfern und den vielen Ehrenamtlichen zusammengekommen. Wir haben einige Workshops besucht und Gesprächsrunden mit verschiedenen Persönlichkeiten aus dem Olympischen Sport geführt. In Seoul haben wir dann an einer Sportuniversität das Leben koreanischer Sportler und Studenten kennengelernt und viele Unterschiede zu Deutschland feststellen können,“ berichtet die leidenschaftliche Ehrenamtlerin.
„Ich habe viel gelernt und so viel aus den Gesprächen und Erlebnissen mitnehmen können. Eine andere Kultur kennenlernen zu dürfen, ist ein Privileg, und es hat richtig viel Spaß gemacht“, fügt Anna Neugebauer hinzu.
Als wir zum Ende des Gesprächs in die Runde fragen, was rund um die Youth Olympics besonders im Gedächtnis geblieben ist, dreht sich ziemlich schnell alles um das Essen.
Während Madalena als Athletin in der großen Cafeteria des Olympischen Dorfes Spezialitäten aus allen teilnehmenden Ländern zur Auswahl hatte, berichten die anderen drei von einem Mangel an gutem Essen außerhalb des Athletenbereichs.
„Es gab außerhalb der Arena nur ein Imbisszelt und ein kleines Café, in dem es zumindest gesunde Smoothies gab“, gibt Tina Seidel lachend wieder.
Dieses Café, so stellen Anna und Katalin fest, sei auch ihre Anlaufstelle vor Ort gewesen.
„Für mich als Vegetarierin gab es da eigentlich nicht wirklich etwas. Ich habe mich dann eben nur von Pommes ernährt. Das ist definitiv auch eine Erfahrung, die mir lange in Erinnerung bleiben wird“, grinst Anna.
So unterschiedlich sie die Zeit in Südkorea erlebt haben: Madalena Seidel, Tina Seidel, Anna Neugebauer und Katalin Wühle haben definitiv bleibende Erinnerungen von den Olympischen Winter-Jugendspielen nach Deutschland mitgebracht – ob sportlich oder kulturell.