TSG Heilbronn Snooker: Der Ex-Meister ist zurück in der Bundesliga
Drei Jahre nach dem Gewinn des Deutschen Meistertitels in der Saison 2021/22 und dem unmittelbar danach erfolgten, überraschenden Rückzug ist die TSG Heilbronn zurück in der Snooker-Bundesliga. Damit haben die Queue-Spezialisten die Ringer der Red Devils als einzigen Heilbronner Bundesligisten abgelöst. Wir haben den Aufsteiger in seiner Heimspielstätte, der ehemaligen Pfühl-Gaststätte, besucht, um zuerst von Teamkapitän Richard Wienold und dem stellvertretenden Abteilungsleiter Marko Fuchs alles über den Status Quo des Wieder-Bundesligisten zu erfahren und dann Zeugen des Heimspiels gegen den Snookerclub Hamburg zu werden.

Autor: Lara Auchter

Gespielt wird in der Bundesliga an vier Tischen gleichzeitig. Foto: Thomas Kircher
Da sind sie wieder, die eleganten Männer mit ihren weißen Hemden und bläulich schimmernden dunklen Westen. Es herrscht absolute Ruhe im Snooker-Zentrum am Pfühl direkt vor dem Beginn des Bundesliga-Heimdebüts gegen Hamburg. SPORTHEILBRONN-Fotograf Thomas Kircher wird gebeten, seine Kamera in den „Stillen Modus“ zu versetzen, damit das Klicken des Auslösers die acht Akteure an den vier Tischen nicht in der Konzentration stört. Dann geht es los. Klack. Klack. Das Klacken der Kugeln wird nur durch Punkte-Ansagen der Schiedsrichter unterbrochen. Klack. Hin und wieder zischt ein leises Fluchen von den Spielern durch den Raum. Sonst ist es mucksmäuschenstill. Silentium. Höchste Konzentration. Eine ganz besondere Atmosphäre.
Richtig weg von den mit grünem Filzstoff bezogenen Tischen waren die Heilbronner Präzisionskünstler in den letzten Jahren natürlich nicht, doch ist das Snooker-Team der TSG Heilbronn nun auch wieder zurück in der Bundesliga.
„Wir haben in der letzten Saison in der zweiten Liga einen richtigen Durchmarsch hingelegt und sind ungeschlagen aufgestiegen“, berichtet Richard Wienold. Der 27-Jährige, der eigentlich aus der Pfalz stammt und 2017 wegen seines Maschinenbau-Studiums nach Heilbronn gekommen war, bildet als Teamkapitän und Manager das Herz des Teams. Das war auch 2022 schon der Fall, als er nach Saisonende verkünden musste, dass sich die TSG als frischgebackener Deutscher Meister aus dem Spielbetrieb zurückzieht. „Das war bitter“, erinnert er sich. „Aber unser Sponsor wollte nicht mehr weitermachen, und dadurch war kein Geld mehr für eine weitere Bundesliga-Saison da.“
Denys Khmelevskyi feierte gegen Hamburg sein Bundesliga-Debüt.
Man startete in der drittklassigen Oberliga mit regionalen Spielern neu, Richard Wienold wechselte innerhalb der Bundesliga nach Oberhausen. Die TSG holte sich direkt die Oberliga-Meisterschaft, scheiterte aber in der Relegationsrunde. In der Saison 2023/24 sicherte man sich erneut den Oberliga-Titel, hatte diesmal aber in der Relegation mehr Fortune: Man brachte den Aufstieg in die zweite Bundesliga unter Dach und Fach.
„Da haben wir angefangen zu überlegen, ob wir es hinkriegen würden, wieder nach oben anzugreifen“, erinnert sich Richard Wienold. „In diesen Wochen hatte der mehrfache Grand-Prix Gewinner Manuel Ederer gerade ein Turnier in Heilbronn gespielt und war begeistert von unserer Snooker-Arena. Wir haben ihm erzählt, dass wir uns gerne nochmal in Richtung Bundesliga orientieren würden, und er hat sofort zugesagt, dass er mit am Start wäre. Wir haben dann noch unseren langjährigen Bundesligaspieler Michael Schnabel reaktiviert und ich bin von Oberhausen zurückgewechselt“, so der achtfache Deutsche Meister weiter. Mit diesen drei Spielern aus der deutschen Spitze an den Tischen war der direkte Durchmarsch nach oben vorgezeichnet.
Im Mai 2025 saß man erneut zusammen, um zu überlegen, wohin die Reise gehen solle. Da man sich in guten Gesprächen in Sachen Finanzierung der Erstliga-Saison befunden hatte, war die Entscheidung für das Wahrnehmen des Aufstiegsrechts schnell gefallen.
Man holte den Schweizer MainTour-Profi Alexander Ursenbacher zurück, der schon im Meisterjahr für die TSG gespielt hatte. Dazu verstärkte der Österreicher Florian Nüßle (U21-Weltmeister 2021) das Stammteam um Richard Wienold, Michael Schnabel und Manuel Ederer.
Mit Denys Khmelevskyi schloss sich außerdem ein in der Schweiz lebender ukrainischer Top-Amateur der TSG an. Dazu kommen mit Suphi Yalman, Thomas Moser und Engin Dogan noch drei Spieler, die auf Landeslevel im Seniorenbereich erfolgreich sind.
Dass sich im Teamkader hochrangige Namen befinden, bedeutet jedoch nicht, dass diese Spieler auch immer verfügbar sind. Da die „guten Gespräche“ vor der Saison in Sachen Finanzierung doch nicht den geplanten Ausgang nahmen, ist ein Einsatz der Profis Ursenbacher und Nüßle eher utopisch als realistisch. Dazu kommt, dass Michael Schnabel für längere Zeit krankheitsbedingt ausfällt und Manuel Ederer und Richard Wienold regelmäßig Turniere im Ausland spielen und nicht immer vor Ort sein können.
Erfolgreiches „B-Team“ (v.l.): Oktay Yildiz, Thomas Ruppel, Denys Khmelevskyi, Engin Dogan und Zhen Huang.
Zum Auftakt der neuen Saison holte der Aufsteiger ohne Michael Schnabel und Denys Khmelevskyi beim 4:4 in Oberhausen zumindest einen Punkt, unterlag aber am Tag darauf in Essen mit 3:5.
Noch extremer wurde es am zweiten Spielwochenende in der heimischen Arena am Pfühl gegen die Teams aus Hamburg und Lübeck. Richard Wienold weilte geschäftlich in Italien, Manuel Ederer spielte ein Turnier in Griechenland und Michael Schnabel war krank, so dass mit Denys Khmelevskyi nur ein etatmäßiger Spieler der ersten Mannschaft zur Verfügung stand. Stattdessen sprangen der amtierende baden-württembergische Vize-Landesmeister der Senioren Thomas Ruppel, TSG-Urgestein Oktay Yildiz sowie das neue TSG-Clubmitglied Zhen Huang ein.
Und siehe da, die prophezeiten deutlichen Heimniederlagen blieben aus. Zwar unterlag man dem Snookerclub Hamburg mit 3:5, doch wuchs das vermeintliche „B-Team“ am Tag darauf gegen den Billardclub Break Lübeck über sich hinaus und holte mit 5:3 den ersten Saisonsieg.
„Die Jungs haben sich super geschlagen, ich hoffe aber natürlich, dass es nicht nochmal vorkommt, dass gleich drei der vier geplanten Stammspieler ausfallen“, so Richard Wienold. Schon jetzt geht sein Blick voraus in Richtung letztes November-Wochenende. „Da gastieren Selb und Roth in Heilbronn. Das sind beides Gegner, die wir in Vollbesetzung in jedem Fall schlagen können. Vor allem gegen Roth wäre ein Sieg wichtig, da sie momentan mit nur einem Punkt Rückstand auf uns auf dem siebten und damit dem ersten Abstiegsplatz stehen“, so Richard Wienold.
Noch hat der Versuchsingenieur die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass auch Alexander Ursenbacher und Florian Nüßle in dieser Saison zumindest einmal zum Einsatz kommen. „Dafür bräuchten wir aber noch einen Sponsor, der uns mit einem niedrigen vierstelligen Betrag unterstützt. Zu bieten haben wir unter anderem Werbeflächen auf den Westen oder an den Wänden, aber auch Werbeeinblendungen in den Livestreams der vier Tische. Und natürlich bieten wir auch die Möglichkeit, zum Beispiel im Rahmen von betrieblichen Teambuildings mit echten Snooker-Könnern zu trainieren.“
Die verbleibenden Heimspiele in dieser Saison finden statt am 29.11. gegen den 1. BC Selb, am 30.11. gegen die TSG 08 Roth, am 18.1. gegen den 1. SC Mayen-Koblenz, am 30.5. gegen den SC 147 Essen und am 31.5. gegen den BC Oberhausen.
Kleine Regelkunde: Snooker vs. Billard
Wer Snooker zum ersten Mal sieht, denkt schnell an Billard – doch die beiden Varianten unterscheiden sich deutlich. Während Poolbillard in Bars und Freizeiträumen weit verbreitet ist, gilt Snooker als die „Königsdisziplin“ des Queuesports: technisch anspruchsvoll, taktisch tief und von beeindruckender Präzision geprägt.
Der erste Unterschied fällt sofort ins Auge: Der Snookertisch ist mit rund 3,6 mal 1,8 Metern deutlich größer als ein Pooltisch, die Taschen sind enger, und die Kugeln kleiner. Das macht das Spiel nicht nur schwieriger, sondern verlangt von den Spielern höchste Genauigkeit und ein feines Gefühl für Stellungsspiel.
Gespielt wird mit 22 Kugeln: 15 rote, sechs farbige und die weiße Spielkugel. Ziel ist es, mehr Punkte zu erzielen als der Gegner – und das in einer ganz bestimmten Reihenfolge. Zunächst muss immer eine rote Kugel gelocht werden (je ein Punkt), anschließend eine farbige Kugel. Jede Farbe hat einen eigenen Wert: Gelb (2), Grün (3), Braun (4), Blau (5), Pink (6) und Schwarz (7). Nach einer gelochten Farbe wird diese wieder auf ihre Ausgangsposition gelegt, bis alle roten Kugeln verschwunden sind. Erst dann dürfen die Farben in aufsteigender Reihenfolge endgültig abgeräumt werden.
Ausgangsposition beim Snooker: Die 15 roten Kugeln werden zu einem Dreieck zusammengepresst, das sich nahe der Fußbande befindet. Die bunten Kugeln werden auf ihren jeweiligen Punkten platziert, die im Spielfeld markiert sind.
Während beim Poolbillard meist schnelle Partien und spektakuläre Stöße im Vordergrund stehen, ist Snooker eher ein strategisches Duell. Die Spieler müssen nicht nur präzise lochen, sondern permanent vorausdenken: Wo bleibt die weiße Kugel liegen? Wie verhindere ich, dass mein Gegner leicht punkten kann? Nicht selten werden bewusst „sichere“ Stöße gespielt, um den Kontrahenten in eine schlechte Lage zu bringen – den sogenannten Snooker.
Eine Partie (Frame) kann mehrere Minuten oder sogar über eine halbe Stunde dauern, je nach Verlauf. Sieger ist, wer in einer Serie drei Frames gewinnt.
Gerade diese Mischung aus Technik, Taktik und mentaler Stärke macht den Reiz des Snooker aus. Es ist ein ruhiger, aber hochspannender Präzisionssport, bei dem kleine Fehler große Folgen haben – und Konzentration alles ist.