Ronja und Sarah Höfers: Rope Skipping Duo aus Bad Friedrichshall

Rope Skipping? Als uns Steffen Meißner, Präsident des Turngau Heilbronn, im Juli auf die Teilnahme von Ronja und Sarah Höfers bei den Weltmeisterschaften in den USA aufmerksam machte, mussten wir erstmal googeln. Irgendwas mit Seilspringen – so viel war klar. Was wir bei der Suche gefunden haben, ist eine ästhetische, schnelle, koordinativ und konditionell höchst anspruchsvolle Sportart, die schon beim Zuschauen großen Spaß macht.

Wir wollten mehr über die Sportart Rope Skipping sowie über die beiden aus Bad Friedrichshall stammenden Schwestern erfahren und haben uns mit Ronja (28) und Sarah Höfers (26) getroffen. Was sie uns über ihren Sport, ihren Werdegang und ihre Erfolge berichtet haben, haben wir hier für euch aufbereitet.

Autor: Lara Auchter

13. November 2023

Sarah und Ronja Höfers holten in Colorado Springs beim International Open Tournament die Silbermedaille im „Wheel“. Fotos: Privat

Hier gehts zur Kür: https://www.youtube.com/watch?v=EfCo9w8kMHY

Ronja und Sarah, ihr habt nun mit der Silbermedaille beim prestigeträchtigen International Open Tournament euren wohl größten gemeinsamen Erfolg eingefahren. Wie hat es bei euch mit dem Rope Skipping begonnen?

Ronja Höfers: Ich habe als erste von uns beiden angefangen. Das war im Januar 2008 mit zwölf Jahren, da wurde Rope Skipping als Kurs beim Friedrichshaller SV neu angeboten. Ich hatte vor dem ersten Training selber keine Ahnung, was das genau ist, mir hat es aber sofort Spaß gemacht und ich bin dabeigeblieben.

Sarah Höfers: Ich wollte auch von Anfang an dabei sein, war aber noch zu jung. Die Gruppe war damals ab zwölf Jahren, ich war aber noch zehn, und so hat mir Ronja zuhause im Hof dann einfach gezeigt, was sie im Kurs gemacht haben. Sie hat kurze Zeit später bei den Trainerinnen gefragt, ob ich denn ausnahmsweise dazu kommen dürfe. Da konnte ich die Sprünge natürlich schon, und so haben sie mich wohl oder übel behalten (lacht). Wir sind auch ziemlich schnell schon Wettkämpfe gesprungen und wurden in den Landeskader aufgenommen.

 

Welche Grundlagen braucht man beim Rope Skipping? Muss man einfach ein gewisses Talent mitbringen oder ist das eher konditionell oder koordinativ?

Ronja Höfers: Koordination ist schon wichtig und es hilft enorm, wenn ein Kind bereits koordinative Grundlagen hat, z.B. vom Kinderturnen. Auch ist es viel Technik. Wir lernen unter anderem zuerst die Arme nah am Körper zu lassen und aus dem Handgelenk zu schwingen. Letztendlich ist es ein bisschen was von allem: Koordination, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Kreativität. Diese Vielseitigkeit ist auch das Schöne an unserem Sport.

Rope Skipping schaut sehr anstrengend aus, und nach vielen Mehrfachsprüngen sind bestimmt auch Profis wie ihr außer Atem. Wie lange geht ein normaler Auftritt und welche Disziplinen gibt es?

Sarah Höfers: Es gibt viele verschiedene Disziplinen. Diese sind eingeteilt in Geschwindigkeits- und Freestyle-Disziplinen. Freestyles sind Küren von 75-sekündiger Dauer zur Musik. In der Speeddisziplin springt man mit beiden Beinen abwechselnd so schnell wie möglich für 30 Sekunden bzw. drei Minuten – Letzteres ist eher die Ausdauerdisziplin. Zusätzlich gibt es die Disziplinen Doppeldurchschläge à 30 Sekunden und Triple Under, da springt man so viele Dreifachdurchschläge hintereinander, bis man hängenbleibt. Im Team unterscheidet man noch zwischen verschiedenen Seilarten. Im Single Rope hat jeder sein eigenes Seil. Double Dutch, das sind zwei lange Seile, die gegengleich geschwungen werden. Und in der Partnerdisziplin Wheel hat man jeweils einen Griff von zwei verschiedenen Seilen in der Hand.

 

Wie wird das bewertet?

Sarah Höfers: Bei den Speed-Disziplinen wird tatsächlich jeder Sprung einzeln gezählt. Dabei achtet man aber nur auf den rechten Fuß, sonst kommt man mit dem Zählen nicht hinterher.

Ronja Höfers: Und beim Freestyle gibt es ca. 15 Kampfrichter, die Dinge wie die Schwierigkeit der Sprünge, die Ausführung der Kür, die Musikumsetzung und die Umsetzung der eingebauten Pflichtelemente bewerten.

Ihr beide startet in der neuen Partnerdisziplin Wheel. Dort gehört ihr nicht nur zur nationalen Spitzenklasse, sondern auch zur internationalen. Welche Erfolge konntet ihr schon einfahren?

Ronja Höfers: Letztes Jahr wurden wir bei der EM in Bratislava Vize-Europameisterinnen im 5er-Double-Dutch, d.h. zwei Athleten schwingen das Seil und drei springen gleichzeitig Freestyle. Dann gewannen wir dieses Jahr beim International Open Tournament, das im Rahmen der Weltmeisterschaften ausgetragen wurde und weltweite Beteiligung hatte, die Silbermedaille im Wheel. Im Einzel habe ich mich noch auf die Speeddisziplinen und den Doppeldurchschlag fokussiert und wurde dort bei den Deutschen Meisterschaften Zweite.

Sarah Höfers: Auf nationaler Ebene wurde ich letztes Jahr Deutsche Meisterin im Double-Dutch-Speed und dieses Jahr Vizemeisterin im Teamwettbewerb, einem Mehrkampf, bei dem alle acht Teamdisziplinen gewertet werden.

 

Ihr springt nicht immer gemeinsam in einem Team…

Sarah Höfers: Nein. Wir wohnen nicht mehr am selben Ort. Ich lebe noch in Bad Friedrichshall und arbeite in Karlsruhe, Ronja lebt und arbeitet in Bonn, deshalb sehen wir uns nicht mehr so häufig.

Ronja Höfers: Ich kann viel Homeoffice machen und bin deshalb alle zwei bis drei Wochen zuhause. Dann sind wir auch jede freie Minute zusammen im Training. In Bonn trainiere ich vor Ort mit dem Team des Godesberger Turnvereins.

Der Friedrichshaller SV ist euer Heimatverein, doch durch das Rope Skipping seid ihr noch bei einem Zweitverein, der Turnerschaft Germersheim. Wie kam es dazu?

Sarah Höfers: Unser Hauptwettkampfverein ist die TS Germersheim, da dort die Rope Skipping Abteilung viel größer und auch das Leistungsniveau höher ist. In Bad Friedrichshall waren wir früher die einzigen beiden, die Rope Skipping als Leistungssport betrieben und uns mehrfach für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert haben. Durch meinen studienbedingten Umzug nach Karlsruhe sind wir zur TS Germersheim gekommen. Der Vereinswechsel hat uns sehr gut getan, da wir jetzt mit gleichgesinnten Sportlern auf hohem Niveau trainieren können. Ich bin trotzdem noch in beiden Vereinen gleich aktiv und baue jetzt als Trainerin beim FSV eine Leistungsgruppe auf.

Als ihr euch damals entschieden habt, vom Breitensport in den Leistungssport zu wechseln, war das neben der Schule bestimmt ein großer Schritt. Wie musstet ihr euer Trainingspensum erhöhen, um bei den Meisterschaften erfolgreich teilnehmen zu können?

Ronja Höfers: Am Anfang hatten wir beim FSV nur einmal pro Woche Training. Mit den ersten Wettkämpfen wurde das dann Pensum auf zweimal die Woche erhöht. Als wir dann Kaderathletinnen waren, bekamen wir einen Trainingsplan und mussten zwar weiterhin nur zweimal die Woche Training mit dem Seil machen, aber die restlichen Tage andere Konditions-, Kraft- oder Technikübungen durchführen oder Ausdauertraining machen. Von daher haben wir zu dieser Zeit noch sehr viel anderen Sport parallel gemacht.

Sarah Höfers: Vor den Wettkämpfen gab es dann noch Zusatztraining. Heute sind wir sehr flexibel, was die Trainingszeiten angeht, da der FSV eine eigene Halle hat. Aktuell habe ich einen freien Tag in der Woche, an dem ich kein Training mache. Vor allem jetzt als Trainerin muss ich eine Balance finden zwischen meinem eigenen Training und dem Training mit den Kindern.

Mit dieser Kür wurden Ronja und Sarah 2022 bei der EM in Bratislava Vize-Europameisterinnen im 5er-Double-Dutch.

Die Kür als Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=1yvszh9WFWM

Während der Corona-Zeit habt ihr eure erste WM-Nominierung erhalten. Diese lief dann über Videoeinsendungen. Wie habt ihr diese Zeit erlebt und wie seid ihr an die Wettkämpfe herangegangen?

Ronja Höfers: Sowohl die WM als auch die Deutschen Meisterschaften fanden virtuell statt. Die WM war eigentlich in Kanada geplant und es war echt schade, dass wir nicht hinkonnten. Wir waren aber trotzdem froh, dass es diese virtuelle Alternative gab und wir in der Coronazeit unseren Sport ausführen konnten. Es war auch eine spannende Erfahrung zu sehen, wo und wie Athleten aus aller Welt während der Pandemie trainiert haben. Die Videos der virtuellen WM wurden alle online veröffentlicht.

Daraufhin folgte dieses Jahr in Colorado eure erste „richtige“ WM. Wie war das für euch?

Sarah Höfers: Unbeschreiblich! Man hat es immer noch nicht richtig realisiert, da die Zeit danach auch komplett durchgetaktet war und man alles noch nicht richtig verarbeiten konnte. Es war aber ein richtig cooles Event. Beim Rope Skipping gab es immer zwei Weltverbände, die erst 2019, kurz vor Corona, fusioniert sind. Das war also die erste Weltmeisterschaft unter dem neuen Weltverband – ein großer Schritt in Richtung mehr Professionalität und ein größerer Wettbewerb als alle anderen zuvor. Wir waren in einer großen Eishockeyarena in Colorado Springs und es gab auch erstmals einen Livestream über den Olympic Channel.

Ronja Höfers: Man hat schon gemerkt, dass der Weltverband große Ziele hat und irgendwann olympisch werden möchte. Die WM wurde ganz groß aufgezogen mit vielen Zuschauern und fast 3.000 Beteiligten, die für eine echt tolle Stimmung gesorgt haben. Auch der Livestream auf dem Olympic Channel wurde von sehr vielen geschaut. Das war für uns schon eine andere Dimension als wir sonst gewohnt sind.

 

Ist man bei solch einem großen Event aufgeregter als sonst?

Ronja Höfers: Ich habe von der EM im letzten Jahr gelernt, da war ich total nervös und konnte deshalb auch nicht meine beste Leistung zeigen. Ich habe diesmal versucht mich mental besser darauf vorzubereiten und konnte auch alles ausblenden und fokussiert bleiben.

Sarah Höfers: Man entwickelt eine gewisse Wettkampfhärte, auch weil wir schon so viele Wettkämpfe zusammen bestritten haben. Natürlich war das eine andere Dimension, aber wir fanden es einfach cool, dass wir dabei sein durften. Wir hatten Spaß und haben es einfach genossen.

 

Wenn ihr Interesse daran habt, Rope Skipping selbst mal auszuprobieren, dann meldet euch gerne über die FSV-Geschäftsstelle (info@fsv-sport.de) bei Sarah Höfers.