Rollkunstlauf beim REV: Die nächste Generation ist da
Generationswechsel bei den Rollkunstläuferinnen und -läufern des REV Heilbronn: Im März 2023 hat Jana Wende das Amt der Abteilungsleiterin übernommen, und auch im sportlichen Bereich stehen mit Lara Rozankowski und Colleen Fox die nächsten beiden Talente bereit, um das bisherige REV-Aushängeschild Natalie Rothenbächer zu beerben.
Während Colleen bereits zahlreiche nationale Medaillen in der Kür gesammelt hat, gehört Lara als Deutsche Jugendmeisterin 2024 zu den besten Pflichtläuferinnen des Landes. Wir haben uns mit den dreien getroffen, um vor allem über die Karrieren der beiden 16-Jährigen zu sprechen.
Autor: Lara Auchter
Jana Wende, Lara Rozankowski und Colleen Fox (von links) sind die „Next Gen“ des REV Heilbronn. Foto: SPORTHEILBRONN
Ihr seid beide schon in jungen Jahren sehr erfolgreich in eurem Sport. Neben dem Rollschuhlaufen geht ihr aber auch noch zur Schule. Wie bekommt ihr beides unter den Hut und wie oft seid ihr am Wochenende unterwegs?
Colleen Fox: Bei mir sind es tatsächlich einige Lehrgänge im Kürbereich. Diese sind besonders wichtig, wenn es um Nominierungen für internationale Wettkämpfe oder Meisterschaften geht. Wir haben aber eigentlich an jedem Wochenende etwas – ob einen Lehrgang, einen Wettkampf oder einfach nur Training. Mit der Schule funktioniert es ganz gut und wir können uns alles passend einteilen.
Lara Rozankowski: Ich laufe Pflicht und habe dort nicht ganz so viele Lehrgänge wie Colleen, deshalb ist es bei mir etwas entspannter. Wir sind in derselben Klasse und gehen direkt nach der Schule gemeinsam zum Training. So haben wir es bisher immer gemacht und bis jetzt funktioniert es auch sehr gut.
Wie oft trainiert ihr in der Woche?
Lara Rozankowski: Wir versuchen schon, jeden Tag zu trainieren – also sechs- bis siebenmal, besonders wenn Wettkämpfe anstehen. In den ruhigeren Phasen der Saison kann man auch mal einen Tag Pause einlegen. Aber eigentlich sind wir jeden Tag im Rollkunstlauf-Stadion.
Colleen Fox: Unser Training besteht aus vielen verschiedenen Disziplinen. Neben dem klassischen Rollkunstlaufen und dem Üben der Elemente haben wir auch noch Athletiktraining, viel Trockentraining ohne Rollschuhe, sowie auch Ballett. Es kommt viel zusammen, und neben den offiziellen Trainingszeiten gehört auch viel selbständiges Training zuhause oder im Fitnessstudio dazu.
Colleen Fox. Foto: Michaela Rubik
Ihr habt es schon kurz angesprochen – die Kür und die Pflicht… Was steckt da genau dahinter?
Colleen Fox: Früher haben beide Disziplinen noch zusammengehört. Seit ein paar Jahren hat man das aber getrennt und es gibt jetzt jeweils einzelne Meisterschaften. Ich bin in der Kür angesiedelt, die viel freier und kreativer gestaltet ist als das Pflichtprogramm.
Lara Rozankowski: Bei mir in der Pflicht muss man bestimmte Elemente und Figuren durchführen. Wir bleiben auf den Linien bzw. auf dem Kreis und zeigen verschiedene Drehungen, Laufmuster und Figuren. Es gibt keine Musikbegleitung und die Darbietung ist relativ schlicht und formal. Der Fokus liegt dabei auf Genauigkeit, Haltung und technischer Ausführung.
Colleen Fox: In der Kür hat man sehr viel kreative Freiheit und präsentiert eine selbstgestaltete Choreografie zur Musik. Wir machen viele Sprünge und Pirouetten, sowie kreative Schrittfolgen, die ins Programm passen. Bei uns werden neben der Ausführung und Schwierigkeit vor allem Ausdrucksstärke, Kreativität und Musikalität bewertet.
Gibt es Elemente, die besonders schwierig und vor allem in der Pflicht ein Muss sind? Steigert sich die Schwierigkeit je nach Alterskategorie?
Lara Rozankowski: In jeder Alterskategorie gibt es verschiedene vorgefertigte Päckchen, also vorab festgelegte Bögen und eine Schlinge, die man laufen muss. Die unterschiedlichen Bewegungsabläufe lernt man im Training und läuft dann an der Meisterschaft das Päckchen vor, das ausgelost wird. Und je älter man wird, desto schwieriger werden die Anforderungen. Dort muss man beispielsweise mehrere Drehungen mit einem Schwung machen oder komplexere Figuren zeigen.
Lara, du bist in diesem Jahr Deutsche Jugendmeisterin geworden. Kam der Titel überraschend für dich oder bist du mit gewissen Erwartungen in die Meisterschaft hineingegangen?
Lara Rozankowski: Irgendwie beides (lacht). Es war eigentlich erst meine dritte Meisterschaft im Pflichtbereich, da ich davor noch Kür gelaufen bin. Letztes Jahr wusste ich deshalb noch nicht so richtig, wo ich stehe, und musste mich erstmal ranarbeiten. Ich wurde dann aber gleich bei den Württembergischen Meisterschaften Erste und bei den Deutschen Meisterschaften Zweite und es war klar, dass ich wohl ganz gut bin. Deshalb wollte ich in diesem Jahr daran anknüpfen und genauso gute Leistungen zeigen.
Wie kam bei dir die Entscheidung gegen die Kür und für die Pflicht?
Lara Rozankowski: Ich hatte starke Rückenprobleme, wegen denen ich die ganzen Sprünge nicht mehr richtig machen konnte. Außerdem gehört zu den Sprüngen leider auch das Hinfallen, was dann auch gar nicht gut für meinen Rücken war. Ich wollte aber nicht komplett mit Rollkunstlauf aufhören und bin somit zur Pflicht gewechselt.
Colleen, in der Kür darfst du dir dein Programm selbst zusammenstellen. Hast auch du gewisse Pflichtelemente, die du mit reinbringen musst?
Colleen Fox: Ja, es gibt ein einheitliches Regelwerk, das national und international berücksichtigt wird. Je nach Alterskategorie gelten unterschiedliche Regeln und Vorgaben. Man muss zum Beispiel einen bestimmten Sprung in der Kür drin haben. Da ist es egal, ob man ihn doppelt oder einfach zeigt – er muss nur dabei sein. Das ist bei ein paar Elementen so, aber letztendlich darf man sich alles drumherum aussuchen. Das komplette Programm – also die weiteren Sprünge, Pirouetten, verschiedene Kombinationen oder Elemente passend zur Musik – wird individuell choreografiert. Bei den Wettbewerben wird ziemlich streng bewertet, was man zeigt und wie man es ausführt, gerade weil man eben so viele Freiheiten hat.
Du bist inzwischen Erste der deutschen Jugend-Rangliste. Wie setzt sich diese zusammen?
Colleen Fox: Letztendlich sammelt man bei Wettkämpfen Ranglistenpunkte, das heißt es geht um die Platzierungen. Eine gewisse Platzierung bringt eine bestimmte Anzahl an Punkten. Wir haben im Jahr zwei Ranglisten-Wettkämpfe sowie die Deutsche Meisterschaft, bei der die Platzierung auch für die Rangliste zählt. Diese Rangliste entscheidet dann unter anderem auch darüber, wer bei internationalen Wettkämpfen starten darf.
Wie seid ihr beide eigentlich zum Rollkunstlaufen gekommen?
Lara Rozankowski: Also ich habe erst Eiskunstlauf gemacht und bin dann durch einen Schnupperkurs zum Rollkunstlauf gekommen. Das hat mir so gefallen, dass ich seitdem nicht mehr davon losgekommen bin.
Colleen Fox: Bei mir war es ähnlich. Ich habe mit einer Freundin Eiskunstlauf gemacht, die nebenbei aber auch beim Rollkunstlaufen war und mich mal mitgenommen und es mir gezeigt hat. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick (lacht).
Lara Rozankowski. Foto: Raniero Corbelletti
Ihr seid schon jetzt in der Jugend ziemlich erfolgreich. Wo soll es für euch in diesem Sport mal hingehen? Habt ihr gewisse Ziele?
Lara Rozankowski: Ich will auf jeden Fall mal aufs Treppchen bei den Weltmeisterschaften. Ich war ja in den letzten beiden Jahren schon bei der Jugend-WM dabei und bin dort jeweils Sechste und Siebte geworden. Das will ich bei den Junioren definitiv auch erleben.
Colleen Fox: Ich würde gerne mal an Europa- oder Weltmeisterschaften teilnehmen. Dort möchte ich auf der größtmöglichen Bühne einfach mein Bestes geben und schauen, wie ich abschneide und wo mein Level liegt, beziehungsweise wie weit es für mich noch gehen kann. Die World Games sind aber auch eine coole Veranstaltung, bei der ich gerne mal dabei wäre.
Abteilungsleiterin Jana Wende
Die Wurzeln von Jana Wende im Rollkunstlauf liegen beim RRV Eppingen. „Kurz bevor es mit Corona angefangen hat“ hat sie dann damit begonnen, sich beim REV Heilbronn zu engagieren.
Die 26-Jährige unterstützte den Verein erst als Trainerin, dann als Schriftführerin. Danach wurde sie Jugendleiterin und seit März 2023 ist sie nun Abteilungsleiterin. Als aktive Sportlerin sei sie „eher in der Pflicht unterwegs gewesen, jedoch bei Weitem nicht auf dem Level von Lara“, wie sie zugibt. Deshalb habe sie recht früh die Trainerschiene eingeschlagen.
Beruflich ist die studierte Wirtschaftspädagogin im Recruiting bei Lidl beschäftigt.