Red Devils Heilbronn – Neuanfang in der Verbandsliga

Seit 2017 waren die Red Devils das sportliche Aushängeschild der Stadt Heilbronn. Per „Zwangsaufstieg“ im Ringer-Oberhaus gelandet, wollte ein hoch motiviertes Management die Chance nutzen, um sich an der Spitze der Bundesliga zu etablieren. Spätestens als Weltmeister Frank Stäbler seine Unterschrift unter den Vertrag mit den Ringern des SV Heilbronn am Leinbach gesetzt hatte, war klar: die Red Devils machen ernst! Bereits in der zweiten Bundesliga-Saison schaffte man den Sprung in das Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Im Final-Hinkampf im Januar 2019 gegen Burghausen strömten offiziell 1.500 Zuschauer in die Römerhalle – inoffiziell dürften es über 2.000 gewesen sein. Doch nach der Corona-Pause geriet immer mehr Sand in das Getriebe der Neckargartacher. Das Tagesgeschäft wurde nicht mehr mit ehrenamtlichem Herzblut, sondern durch angestellte Geschäftsstellenleiter abgewickelt. Deren fehlende Devils-DNA und oftmals mangelndes Fingerspitzengefühl führten, gepaart mit Sparzwängen, in eine Abwärtsspirale, aus der es kein Entrinnen gab. Deren logische Konsequenz: der Bundesliga-Rückzug nach der Saison 2024/25. Im Juni wurden nun Halil Meral und Sergej Gergert als neue Abteilungsleiter gewählt. Ihre Aufgabe: der Neuanfang in der Verbandsliga. Wir haben uns mit dem neuen Abteilungsleiter Halil Meral getroffen, um zu erfahren, wie der Restart aussehen soll.

Recep Topal, zweimaliger Bronzemedaillengewinner bei Europameisterschaften, ringt auch in der Verbandsliga für die Red Devils. Fotos: Red Devils Heilbronn

Autor: Lara Auchter

4. August 2025

Andrei Puscas (stehend), Abteilungsleiter Halil Meral (sitzend rechts) und Adam Juretzko sind auch in der Verbandsliga für das Team verantwortlich.

„Die Red Devils haben ein paar sehr turbulente Monate hinter sich. Wir haben intensiv die verschiedensten Szenarien diskutiert und letztendlich festgestellt, dass der Rückzug aus der Bundesliga der einzige gangbare Weg ist“, berichtet Halil Meral. Vorrangig spielten finanzielle Aspekte die tragende Rolle für die Entscheidung. „Aber es ging auch um strukturelle Themen. Durch den Fokus auf die Bundesliga wurden andere Bereiche zum Teil vernachlässigt, was unter anderem in Wechseln unserer eigenen jungen Sportler zu anderen Vereinen resultierte.“

Gemeinsam mit dem bisherigen Stellvertretenden Jugendleiter Sergej Gergert übernimmt der 43-Jährige nun die Verantwortung für die Abteilung. Halil Meral durchlief einst selbst den Nachwuchs des damaligen VfL Neckargartach, ehe er in Dewangen sieben Jahre lang in der Bundesliga aktiv war und in den letzten beiden Jahren die erste Mannschaft der Red Devils als Freistil-Trainer betreute. Er bringt also genügend Branchenerfahrung und ein großes Netzwerk mit.

„Ich bin zwar auf dem Papier Abteilungsleiter, aber das wird definitiv keine One-Man-Show werden. Zusammen mit Sergej Gergert, Rolf Friebe, Arno Stegmeyer, Berkant Dursun, Ihsan Kara und dem SV-Vorsitzenden Lars Epple stellen wir gerade die richtigen Leute für die paar noch vakanten Positionen in der Verwaltung zusammen, damit die Abteilung wieder richtig funktioniert“, so Halil Meral, der zusätzlich auch die Rolle des Sportlichen Leiters inne hat und sich um das Freistil-Training kümmert.

Die Aufgaben der neuen Abteilungsleitung sind vielfältig. Zum einen musste sie ein Team für den Neustart zusammenstellen, das in der Verbandsliga – der fünften Liga von oben – konkurrenzfähig ist. Zum anderen geht es aber auch darum, das zum Teil verloren gegangene Vertrauen bei Helfern, Zuschauern, Sponsoren und nicht zuletzt auch Sportlern zurückzugewinnen.

Zumindest Ersteres scheint den Verantwortlichen gelungen zu sein. „Wir haben ein Team mit einem gesunden Mix an Sportlern zusammengestellt, das mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird und zum größten Teil aus Eigengewächsen besteht“, berichtet Halil Meral. So wird man junge Talente wie Samuel Puscas (siehe Beitrag unten), Noel Remmele und Leo Grillo an den Erwachsenenbereich heranführen.

Sie bekommen drei aus der Bundesliga bekannte „Haudegen“ zur Seite gestellt, die nicht nur für die nötigen Punkte sorgen, sondern den Talenten auch als Vorbilder und Mentoren dienen sollen. Adam Juretzko, deutsche Ringer-Legende und bisheriger Headcoach des Heilbronner Bundesliga-Teams, hat seinen Wohnsitz von Witten nach Süddeutschland verlegt und wird auch mit 53 Jahren für die Red Devils auf die Matte gehen. Mit dem türkischen EM-Dritten Recep Topal bleibt ein weiterer Erfolgsgarant im Team, der sämtliche Heilbronner Bundesliga-Jahre mitgemacht und dabei einen Großteil seiner Kämpfe gewonnen hatte. Dazu kommt mit Fatih Yasarli ein weiterer türkischer Bundesliga-Ringer, der zuletzt beim RSV Greiz unter Vertrag stand.

„Ganz ohne ausländische Athleten geht es leider nicht, sonst wären wir das einzige Team in der Verbandsliga, das ohne Gastringer antritt“, erklärt Halil Meral.

Besonders freuen sich die RED DEVILS auf das traditionsreiche Derby mit dem VfL Obereisesheim. Der Heimkampf in der Römerhalle gegen den Lokalrivalen ist für den 20. September angesetzt. „Wir versuchen aber noch, den Kampf auf Sonntag zu verlegen, damit auch die Sportler und Fans der anderen Ringervereine aus der Region dabei sein können. Das ist unser zweiter Heimkampf und da können wir mit ehrlichem, emotionalem Sport gleich viel Vertrauen bei den Fans zurückgewinnen“, so der Abteilungsleiter.

Aufstiegspläne haben sie bei den Red Devils momentan noch keine: „Das würde viel zu früh kommen. Erstmal müssen wir unsere Hausaufgaben machen und die Abteilung auf gesunde Beine stellen. Außerdem werden wir die Favoriten KSV Aalen und KSV Unterelchingen sportlich maximal ein bisschen ärgern können.“

Auf Dauer schielen die Verantwortlichen aber schon nach oben – nicht zuletzt, um Samuel Puscas und den anderen Toptalenten eine langfristige Perspektive im Verein bieten zu können. „Für Samy ist die Verbandsliga jetzt für ca. zwei Jahre eine Herausforderung, dann muss er höherklassig kämpfen. Und das soll er möglichst bei uns machen“, grinst Halil Meral.

Bis zum 6. September muss die neue Führung der Red Devils ihre Hausaufgaben gemacht haben – denn da gastiert Unterelchingen zum Saisonstart in der Römerhalle.

Halil Meral

Samuel Puscas: Jüngster Teilnehmer der U17-EM

Obwohl er gerade mal 14 Jahre alt ist, hat Samuel Puscas in diesem Jahr schon bedeutende Duftmarken in der Altersklasse U17 gesetzt. Erst holte der junge Griechisch-Römisch-Spezialist der Red Devils Heilbronn im März den Deutschen Meistertitel in der Klasse bis 48 kg, dann wurde er im Mai von Bundestrainer Christian Fetzer für die U17-Europameisterschaft im nordmazedonischen Skopje nominiert – als jüngster aller Teilnehmer.

„Eigentlich hatte es geheißen, dass die 2010er-Jahrgänge nicht zur U17-EM mitfahren. Als ich dann aber bei einem Turnier in Tschechien eine sehr gute Leistung gezeigt hatte, habe ich die Chance bekommen, mich in insgesamt drei Kämpfen gegen meinen deutschen Rivalen zu beweisen. Nachdem ich im Trainingslager in Polen den dritten Kampf gegen ihn gewinnen konnte, habe ich die Nominierung bekommen“, berichtet der Öhringer stolz.

So kam er überraschend zu seinem Debüt bei einem großen internationalen Turnier. „Das war schon nochmal etwas ganz anderes als meine bisherigen Turniere“, erinnert sich Samuel Puscas. „Alles war so groß, mit hellen Lichtern, vollen Tribünen und vielen Ringern aus verschiedenen Ländern. Da war die Aufregung schon nochmal extremer als sonst.“

Samuel Puscas nach dem Gewinn der Deutschen U17-Meisterschaft.

Sein Vorteil dabei: Als „Underage“-Ringer gegen drei Jahre ältere Gegner konnte er ohne Druck auf die Matte gehen, denn niemand erwartete Siege von ihm. Dass „Samy“ in der ersten Runde gegen einen älteren russischen Ringer ausschied, ärgerte nur ihn selbst.

Die Ringer-Gene wurden Samuel Puscas schon bei seiner Geburt in die Wiege gelegt. Sein Vater Andrei kam einst als Ringer aus Moldawien nach Deutschland. Bis 2017 war er noch selbst in der Regionalliga für die Red Devils Heilbronn aktiv und führte das Team nach dem Bundesliga-Aufstieg als Headcoach in der Saison 2018/19 zur Deutschen Vizemeisterschaft.

„Bei Samy kommen sein Talent und sein extremer Trainingsfleiß zusammen“, sagt Andrei Puscas. „Er kann es weit bringen und hat jetzt bei der EM einen ersten Vorgeschmack bekommen, wohin ihn seine Karriere im Lauf der Jahre führen könnte. Wenn wir ihm im Verein die Möglichkeit bieten, fünf, sechs Mal die Woche mit guten Trainingspartnern zu trainieren und er dann bei der Sportförderung der Polizei oder der Bundeswehr einen Platz bekommt, sehe ich ihn schon an der Spitze.“

In der kommenden Saison wird Samuel Puscas für die erste Mannschaft der Red Devils in der Verbandsliga auf die Matte gehen – mit viel Respekt und Demut, denn „da muss ich dann gegen Männer kämpfen, die mehr als doppelt so alt sind wie ich.“

Wir werden Samys sportlichen Weg interessiert verfolgen.