Pablo Schumm: Als Quereinsteiger in die ADAC GT Masters
Pablo Schumm – da war doch mal was? Wir haben im SPORTHEILBRONN-Archiv gekramt und tatsächlich, in Ausgabe 2 vom Herbst 2016 fanden wir beim Bericht über die Hockeyabteilung der TSG Heilbronn ein Foto des frischgebackenen U16-Nationalspielers Pablo Schumm. Jetzt, genau acht Jahre später, haben wir den 24-jährigen Heilbronner am Hockenheimring getroffen. Die einst vielversprechende Hockey-Karriere ist seiner neuen Leidenschaft gewichen: dem Rennsport. Der Immobilienfachwirt bestritt in diesem Jahr seine erste Saison in der ADAC GT Masters Serie, in der er gemeinsam mit dem Litauer Jonas Karklys im Audi R8 LMS GT3 Evo2 des Allgäuer Teams Engstler Motorsport an den Start ging.
Autor: Lara Auchter
Pablo Schumm mit seinem Audi R8 LMS GT3 Evo2 in der Hockenheimer Sachskurve. Fotos: Thomas Kircher
Pablo, in Heilbronn kennt man dich noch aus dem Hockey. Seit einigen Jahren bist du aber Rennfahrer. Wie kamst du zum Motorsport?
Pablo Schumm: Mein Vater macht schon lange Motorsport und hat mich vor vier Jahren mal mit auf die Rennstrecke genommen. Dort haben wir echt Spaß gehabt und sind zwei Jahre später im Amateur-Bereich mit zwei Lamborghinis gegeneinander gefahren. Im letzten Jahr habe ich dann den Schritt in den Profibereich gewagt. Ich mache also erst ein paar Jahre Motorsport und die nun abgelaufene Saison war meine erste auf diesem Level.
Innerhalb von vier Jahren vom Einsteiger in ein großes GT Masters-Team. Wie ist das passiert?
Pablo Schumm: Das ist tatsächlich durch meinen Vater und seinen Rennkollegen Roland Hertner zustande gekommen. Sie haben in der Szene verbreitet, dass ich gerne eine Stufe professioneller fahren möchte und ein Team suche. So wurde ich von Engstler Motorsport angerufen, da sie noch einen Platz frei hatten und jemanden gesucht haben, der noch nicht auf dem Top-Level angekommen ist und sich innerhalb des Teams entwickeln kann.
Die GT Masters-Serie ist gespickt von professionellen Piloten, die schon seit ihrer Kindheit auf höchstem Niveau Rennen fahren. Hattest du Bedenken, direkt in dieser Klasse einzusteigen?
Pablo Schumm: Natürlich. Ich fahre erst seit ein paar Jahren Rennwagen und habe nicht wie die meisten anderen als Kind angefangen und sämtliche Kart-Klassen durchlaufen. Am Anfang musste ich schon überlegen, ob ich den Sitz tatsächlich annehme, da es eigentlich schon eine Stufe zu hoch war. Letztendlich wollte ich mir diese Möglichkeit aber nicht entgehen lassen.
Wie blickst du nun auf deine erste professionelle Saison zurück?
Pablo Schumm: Es war hart. Das hatte ich aber auch erwartet. Ich wusste, dass es für mich schwer werden würde und ich nicht unbedingt mit den anderen Fahrern mithalten kann. Ich habe aber dieses Jahr sehr viel gelernt und auch viel für meine weitere Rennkarriere mitgenommen. Im Nachhinein bin ich ganz zufrieden und ich habe mich gegen Ende der Saison auch gefunden und konstantere Leistungen gezeigt. Bei mir war es Learning by doing und ich habe definitiv viel gelernt. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
Als unerfahrener Pilot hattest du es mit den verschiedenen Rennstrecken nicht einfach, da du auf den meisten noch nicht gefahren warst. Wie konntest du dir die Strecken einprägen?
Pablo Schumm: Viele Strecken waren tatsächlich komplett neu für mich. Ich habe bei uns in der Firma einen Rennsimulator stehen, mit dem ich die Strecken gelernt habe. Dennoch war es natürlich ein Nachteil, dass ich ein paar davon noch nie in echt umrundet hatte. Das Team, mein Renncoach sowie auch der DTM-Fahrer Luca Engstler haben mir dabei aber sehr geholfen und mich immer unterstützt. Es war eine Kombination aus Simulator, Coaching und einfach drauf losfahren, ohne zuviel darüber nachzudenken.
Neben dem Rennsport hast du ja noch einen Fulltime-Job. Was machst du genau?
Pablo Schumm: Ich bin Projektentwickler für Immobilien bei meinem Vater in der Firma, hier in Heilbronn. Ich pendle aber zwischen Heilbronn und München. Dort hatte ich die letzten Jahre im Vertrieb und als Bauleiter für ein Bauunternehmen gearbeitet, bevor ich in die Projektentwicklung ging. Ich bin damals nach dem Abitur am Robert-Mayer-Gymnasium zum Studium nach München gezogen und habe dort Immobilienwirtschaft studiert.
Kannst du mit dem Rennsport Geld verdienen?
Pablo Schumm: Nein. Nur die Werksfahrer, also die absoluten Topfahrer, können davon leben. Sie haben auch die Sponsoren dafür. Ich mache das ganze eigentlich als professionelles Hobby.
Wir haben am Anfang das Hockey schon angesprochen. Du warst als Jugendlicher ein vielversprechendes Hockeytalent und hast sogar für die U16-Nationalmannschaft gespielt. Wie kam es zu dem drastischen Sportartenwechsel?
Pablo Schumm: Ich habe von Klein auf Hockey gespielt und hatte das Glück, Teil eines sehr guten Jahrgangs beim Hockeyclub Heilbronn zu sein. Aus unserer Mannschaft haben es mehrere in die Baden-Württemberg-Auswahl sowie in die Junioren-Nationalmannschaft geschafft. Ich war einer davon und habe ein U16-Länderspiel gemacht. Dann hatte ich aber eine schwere Rückenverletzung, bei der ich mir meinen unteren Rückenmuskel fast ganz durchgerissen habe. Ich war lange in Reha und es war klar, dass ich Hockey auf höherem Niveau nicht mehr machen kann. Ich spüre sogar heute noch die Folgen davon. Ich habe mit dem Hockey aufgehört, mein Abitur gemacht, studiert und nun den Motorsport für mich entdeckt.
Die SPORTHEILBRONN-Redakteure Ralf Scherlinzky (links) und Lara Auchter zu Besuch in der Box von Engstler Motorsport.
Konntest du Elemente, die du im Hockeysport gelernt hast, auf den Motorsport übertragen? Gibt es Gemeinsamkeiten?
Pablo Schumm: Es sind beides Teamsportarten und am Ende des Tages gibt man alles, um als Team besser zu werden. Es spielen viele kleine Faktoren eine Rolle, sehr viel auch neben der Strecke. Das ist schon vergleichbar mit dem Hockey, man muss sich auf das Team verlassen, miteinander kommunizieren, Strategien erarbeiten und sich selbst sowie den Gegner analysieren. Auch braucht man viel Kraft und Ausdauer für den Motorsport. Letztendlich gibt es schon einige Gemeinsamkeiten.
Deine Vergangenheit ist das Hockey, die Gegenwart die ADAC GT Masters. Was passiert in der Zukunft? Werden wir dich auch nächste Saison in einem Team Engstler-Auto sehen?
Pablo Schumm: Das weiß ich noch nicht. Wir werden uns jetzt nach Saisonende alle zusammensetzen, das Jahr Revue passieren lassen und überlegen, was als nächstes kommt. Für das Team allgemein wird sich auch einiges ändern, da Audi komplett aussteigt und seine letzte Saison in der DTM und den GT Masters gefahren ist. Engstler wird auf Lamborghini umsteigen und es wird sich die nächsten Wochen zeigen, ob ich wieder dabei bin oder nicht.