Niko Eronen: Neuer Falken-Coach aus Finnland

Wer wird Nachfolger von Frank Petrozza bei den Heilbronner Falken? Diese Frage hatte die Eishockeyfans im Frühjahr umgetrieben. Viele bekannte Namen waren in der Gerüchteküche gehandelt worden, doch als Niko Eronen als neuer Headcoach vorgestellt wurde, herrschte erstmal Ratlosigkeit. Ein 36-jähriger Finne, der außer in seiner Heimat schon in Dänemark, Norwegen, Ungarn und Slowenien gearbeitet hat, in Deutschland aber ein unbeschriebenes Blatt ist? Auch wir waren neugierig auf den neuen Mann an der Bande der Falken und haben uns mit Niko Eronen online getroffen, um ihn den Falken-Fans schon vor seiner Ankunft in Heilbronn in dieser Ausgabe vorzustellen.

Autor: Lara Auchter

4. August 2025

Niko, willkommen in Heilbronn! Ab August bist du offiziell Headcoach der Falken – wie läuft’s mit der Vorbereitung?

Niko Eronen: Danke! Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe. Offizieller Start ist am 14. August, dann kommen alle zusammen. Einige Jungs treffen schon ein bisschen früher ein – und ich werde dann auch das erste Mal alle persönlich kennenlernen.

Kennst du schon jemanden aus dem Team?

Niko Eronen: Nicht wirklich. Ich habe mit allen telefoniert, aber trainieren durfte ich bisher keinen von ihnen. Es sind alles komplett neue Gesichter für mich – was aber auch spannend ist. So starten wir gemeinsam ganz frisch.

Du hast letztes Jahr noch in Slowenien gecoacht und mit deinem Team HDD Jesenice das Finale der länderübergreifenden Alps Hockey League erreicht. Wie kam es, dass du jetzt bei den Falken gelandet bist?

Niko Eronen: Sportdirektor Martin Jiranek hat sich bei mir gemeldet. Wir haben gemeinsame Bekannte, mein Name fiel und so kamen wir ins Gespräch. Nach ein paar Telefonaten und einem gemeinsamen Abendessen war für uns beide klar: Das passt. Die Falken haben klare Ziele und eine Vision, mit der ich mich total identifizieren kann.

Cheftrainer mit 36 Jahren – das ist nicht selbstverständlich. Wie bist du so früh zum Coaching gekommen?

Niko Eronen: Eigentlich wollte ich selbst Profi werden, aber meine Schulter hat da leider nicht mitgemacht. Nach drei Operationen war irgendwann Schluss. Ich hätte alle weiteren Eingriffe selbst bezahlen müssen und hätte keine Garantie gehabt, dass es besser wird. Also habe ich mich entschieden, zurück in die Heimat zu gehen. Dort war ich in einer Hobby-Liga aktiv, aber selbst das war zu viel für die Schulter. Dann hat mich mein Opa ermutigt und mir vorgeschlagen, es doch mit dem Trainerdasein zu probieren. Und so fing es an.

Dein Opa war also dein Türöffner ins Trainerleben?

Niko Eronen: Genau. Er hat in den 70ern und 80ern selbst auf hohem Niveau in Finnland gecoacht. Durch ihn kam ich zu einem kleinen Amateurteam in meiner Heimatstadt – und habe schnell gemerkt: Hey, das macht richtig Spaß. Schon nach kurzer Zeit wusste ich, dass ich nun hinter der Bande und nicht mehr auf dem Eis stehen möchte.

Wie war das als junger Trainer mit Spielern, die teilweise deutlich älter waren? Bei den Falken hast du ja mit Freddy Cabana (39) und Robin Just (37) auch zwei ältere Spieler im Team…

Niko Eronen: Im ersten Jahr war ich 22 – der älteste Spieler 36. Da lernt man schnell, wie wichtig Kommunikation ist. Als junger Coach musst du doppelt so gut vorbereitet sein, musst zuhören können, brauchst Fingerspitzengefühl. Aber genau das liegt mir. Die älteren Spieler haben Erfahrung, die ins Team eingebunden gehört. Heute bin ich selbst 36 und die Distanz zu den älteren Führungsspielern ist nicht mehr so groß.

Niko Eronen im Porträt. Foto: privat

In der Presse war die Rede von deinem „modernen Coaching-Stil“. Was macht diesen Stil aus?

Niko Eronen: Früher war der Trainer der Boss – Punkt. Heute sieht man das anders. Ich möchte, dass die Spieler mitreden, mitdenken, mitgestalten. Es geht um Menschen, nicht nur um Athleten. Natürlich bleibt Eishockey ein Job und es gibt klare Regeln. Aber das bedeutet nicht, dass man keine Meinung haben darf. Ich will kein Coach mit verschlossener Tür sein – bei mir kann jeder anklopfen, reinkommen und reden.

Und an der Bande – bist du eher laut oder ruhig?

Niko Eronen: Kommt darauf an. Wenn es läuft, bin ich ruhig. Wenn ich sehe, dass was schiefläuft, dann kann ich auch laut werden. Ich versuche, ein Gefühl für das Team zu haben und entsprechend zu handeln. Jede Mannschaft und jedes Spiel ist anders, da muss man flexibel sein und als Coach dem Team das geben, was es gerade braucht.

In deinem Begrüßungsvideo hast du beim Thema Saisonziele über „Checklisten“ für die Saison gesprochen. Was steht da so drauf?

Niko Eronen: Gewinnen (lacht). Nein im Ernst – wir werden das gemeinsam erarbeiten. Jeder Spieler bekommt seine persönlichen Ziele, und wir entwickeln auch Team-Ziele zusammen. Es ist wichtig, dass jeder weiß, wofür wir auf dem Eis stehen. Wenn man seine eigenen Häkchen machen kann, ist das ein gutes Gefühl.

Wie wird dein erster Tag mit dem Team aussehen – was passiert, wenn du das erste Mal die Kabinentür öffnest?

Niko Eronen: Ich denke, ich stelle mich erstmal vor (lacht). Die meisten Spieler kennen sich untereinander schon. Es ist also eher meine Aufgabe, mich einzugliedern, zuzuhören, Vertrauen aufzubauen. Und dann setze ich mich mit jedem Einzelnen zusammen – so schnell wie möglich.

Bringst du deine Familie mit nach Heilbronn?

Niko Eronen: Wahrscheinlich – zumindest teilweise. Wir schauen gerade, wie wir das am besten regeln.

Und was machst du, wenn du mal nicht an Hockey denkst?

Niko Eronen: Dieses Jahr ist tatsächlich mein erster richtiger Sommerurlaub überhaupt – ganz ohne Nebenjob. Ich bin zu Hause, genieße die Zeit mit der Familie. Davor hab ich in der Sommerpause immer in Vollzeit als Rettungssanitäter gearbeitet. Aber jetzt ist Hockey mein Hauptjob. Neben dem Eishockey gehe ich gerne ins Fitnessstudio oder spiele Padel, das ist in Finnland voll im Trend. Und vielleicht finde ich nun auch in Heilbronn ein paar Plätze zum spielen.