Marielle Bouchti: Triathlon-Talent mit Aufnahme in Perspektivkader

Marielle Bouchti gehört zu den vielversprechendsten Nachwuchstalenten im deutschen Triathlon. Mit gerade einmal 19 Jahren hat die Bad Friedrichshallerin bereits beeindruckende Erfolge erzielt, darunter ein neunter Rang bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2024, der ihr direkt einen Platz im Deutschen Perspektivkader bescherte. Doch nach ihrem Umzug zum Stützpunkt nach Saarbrücken und einer grundlegenden Neuorganisation ihres Trainings hat Marielle eine Saison durchlebt, die von Schwierigkeiten und Entscheidungen geprägt war. Im Gespräch mit der SPORTHEILBRONN-Redaktion gibt sie Einblicke in ihre Saison, ihre Ziele und die Herausforderungen einer jungen Athletin, die sich in einer der anspruchsvollsten Sportarten behauptet. 

Autor: Lara Auchter

5. Februar 2025

Marielle, wir haben zuletzt im April 2024 über dich berichtet, und seitdem hat sich bei dir viel getan. Kannst du uns ein Update geben, wie dein Jahr verlaufen ist?

Marielle Bouchti: Seit unserem letzten Gespräch ist viel passiert. Ich habe meinen 29. Platz von der Junioren-Weltmeisterschaft 2023 auf den 9. Platz im Jahr 2024 verbessert und eine deutliche Leistungssteigerung gehabt. Es war ein Jahr voller Veränderungen und Herausforderungen. Ich bin nach Saarbrücken gezogen und habe mein Training komplett umstrukturiert. Die Weltmeisterschaft war das große Ziel, und da sie erst im Oktober stattfand, musste die gesamte Saison auf diesen Zeitpunkt ausgerichtet werden. Das bedeutete, dass ich lange Zeit Grundlagen trainierte und erst spät in der Saison mit intensiveren Einheiten begann. Letztendlich war ich aber zum richtigen Zeitpunkt topfit und habe dort ein Top Ten-Ergebnis eingefahren.

Wie hast du diese Umstellung und das neue Training erlebt?

Marielle Bouchti: Es war eine große mentale Herausforderung. Ich musste lernen, meinem neuen Trainer voll zu vertrauen, auch wenn die ersten Wettkämpfe nicht wie geplant liefen. Zu Beginn der Saison bin ich bei der Europameisterschaft gestartet, die gleichzeitig die Qualifikation für die Weltmeisterschaft war. Dort musste ich ins Finale kommen, um mich zu qualifizieren. Gleichzeitig fanden die Deutschen Meisterschaften statt, was die Planung erschwerte. Es war hart, aber die Strategie, die Wettkämpfe als Vorbereitung zu nutzen und erst spät in der Saison Höchstleistungen zu bringen, hat sich ausbezahlt.

Was waren deine Höhepunkte der Saison?

Marielle Bouchti: Definitiv die Weltmeisterschaft und meine Qualifikation für den Perspektivkader. Die Top Ten-Platzierung bei der WM hat mir den Sprung aus dem Juniorenalter in die Erwachsenenklasse erleichtert. Ich bin sehr stolz auf diese Leistung und war auch überglücklich, dass ich das gesamte Jahr verletzungsfrei blieb.

Was bedeutet die Aufnahme in den Perspektivkader für dich?

Marielle Bouchti: Die Aufnahme in den PK ist ein wichtiger Schritt für mich. Sie bedeutet finanzielle Unterstützung durch die Sporthilfe, Zugang zu professionellen Trainingslagern und das Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Triathlon-Nationalmannschaft. Besonders schätze ich die gemeinsame Zeit mit anderen Athletinnen und Athleten, sei es bei Trainingslagern oder Wettkämpfen. Diese Gemeinschaft ist einzigartig im Triathlon und motiviert mich zusätzlich.

Du bist jetzt in der U23-Klasse. Wie unterscheidet sich das vom Juniorenbereich im Triathlon?

Marielle Bouchti: In der U23-Klasse sind die Anforderungen höher. Es gibt keine Jugendcups mehr, stattdessen rücken die Bundesliga und internationale Wettkämpfe wie Europa- und Weltcups in den Fokus. Der Wettkampfkalender ist anspruchsvoller, und es geht darum, über mehrere Jahre hinweg konstant Punkte zu sammeln, um in der Weltrangliste aufzusteigen. Das erfordert Geduld und eine langfristige Planung.

Wie schätzt du dein Potenzial im Vergleich zu etablierten Athletinnen ein?

Marielle Bouchti: Triathlon ist eine komplexe Sportart, bei der die beste Leistungsfähigkeit im höheren Alter erreicht wird. Mit 19 Jahren habe ich noch viel Entwicklungspotenzial. Der Körper braucht Zeit, um die kleinen, stabilisierenden Muskeln aufzubauen, die vor Verletzungen schützen und über Jahre hinweg durch kontinuierliches Training entwickelt werden. Ich sehe das als langfristigen Prozess und bin zuversichtlich, dass ich mein Potenzial in den kommenden Jahren ausschöpfen kann.

Marielle Bouchti beim Jugendcup in Forst mit Bundes-Nachwuchstrainer Frank Heimerdinger. Foto: Steffen Kühner

Wie sieht dein Plan für das Jahr 2025 aus?

Marielle Bouchti: Der genaue Fahrplan steht noch nicht fest, da viele Termine erst noch bekannt gegeben werden. Sicher ist, dass ich in der ersten Bundesliga für das Team der SG TSV Amicitia Viernheim/Saar starte. Außerdem werde ich an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, um Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Die Saison beginnt mit Trainingslagern auf Lanzarote und Mallorca, und im Laufe des Jahres folgen Wettkämpfe wie die Deutsche Meisterschaft, die Europameisterschaft und hoffentlich weitere Triathlon-Weltcups.

Was motiviert dich, in dieser anstrengenden Sportart dranzubleiben und den Sprung an die Spitze anzustreben?

Marielle Bouchti: Meine Leidenschaft für den Sport und das Ziel, das Beste aus mir herauszuholen. Der Triathlon bietet mir ständig neue Herausforderungen, sei es im Training oder bei Wettkämpfen. Außerdem schätze ich die Gemeinschaft im Sport und die Unterstützung meines Teams und meiner Familie. Das alles gibt mir die Energie, jeden Tag hart zu arbeiten.