Laura Raquel Müller: Grundausbildung bei der Bundeswehr

Der Sommer 2024 hatte es in sich für Laura Raquel Müller. Direkt nach den Olympischen Spielen bekam die 20-Jährige die Nachricht, dass ein Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr auf sie wartet und sie Anfang September zur Grundausbildung antreten muss. Vier Wochen lang war die Weitspringerin in Hannover, wo ihr die Grundkenntnisse für das Leben als Sportsoldatin beigebracht wurden. Für die SPORTHEILBRONN-Leser berichtet sie hier exklusiv über ihre Grundausbildung:

Autor: Lara Auchter

11. November 2024

Die Grundausbildung in Hannover war nicht ohne. Man hat im Vorfeld so gewisse Vorstellungen, wie das Ganze ablaufen könnte, am Ende ist es dann aber irgendwie doch wieder ganz anders. Die vier Wochen haben großen Spaß gemacht, sie haben mich aber zum Teil auch an meine Grenzen gebracht.

In der ersten halben Woche waren wir bis zur Einkleidung noch in Zivil in der Kaserne unterwegs – da hat man uns schon von Weitem angesehen, dass wir die Neulinge sind, und wir wurden teilweise schon ein bisschen schräg angeschaut. Ich habe mich erst richtig angekommen gefühlt, als ich dann auch die Uniform tragen durfte.

In den ersten beiden Wochen saßen wir meist in den Unterrichtsräumen, wo uns die theoretischen Grundlagen aus dem Wehrrecht beigebracht wurden. Erst gegen Ende der zweiten Woche ging es dann auch mal raus ins Gelände. Dazu kamen eine Sanitätsausbildung und natürlich auch die Waffenkunde. Wir haben gelernt, wie man das Sturmgewehr G36 auseinander- und wieder zusammenbaut und haben dies so oft geübt, bis wir es sprichwörtlich im Schlaf zusammensetzen konnten. Spannend war dann auch, den Umgang mit dem Gewehr im Schießsimulator zu lernen.

Ab der dritten Woche waren wir richtig draußen unterwegs mit Helm, Tarnfarbe im Gesicht und Schießbrille – da ging es dann auch mal gleitend über den Waldboden.

Richtig wild war der zweistündige Marsch mit 25-Kilogramm-Rucksack und Gewehr, bei dem wir teilweise im Laufschritt unterwegs waren. Da bin ich echt an meine Grenzen gekommen. Mit meinen 170 cm konnte ich noch halbwegs Schritt halten, es waren aber auch Kleinere mit 145 cm dabei, die echt zu kämpfen hatten.

Laura Raquel Müller (stehend, 4. von rechts) bei der Grundausbildung. Foto: privat

Eigentlich hatte ich vor, abends immer noch ein bisschen zu trainieren, aber ich habe in den vier Wochen tatsächlich nur ein einziges Mal trainiert und war sonst einfach zu platt. Wir mussten morgens schon um 5 Uhr aufstehen, Betten machen, Müll rausbringen, Stube kehren und frühstücken, ehe dann meist um 6.30 Uhr Dienstantritt war. Ich bin sonst eigentlich eher ein „Nachtkrabb“, bin aber teilweise ohne noch etwas zu essen um 18 Uhr tot ins Bett gefallen.

In unserem Zug waren wir eine richtig coole Truppe mit vielen Leichtathleten, aber auch sonst mit einigen Leuten aus der Stuttgarter Gegend, die ich schon kannte. Von den Sportarten her war alles bunt gemischt – wir hatten unter anderem Schwimmen, Rudern, Turnen, Sportgymnastik, Rugby, Ringen und Taekwondo. Wir haben uns alle super verstanden und ich weiß jetzt, weshalb die Kameradschaft ein so wichtiger Teil des Soldatenlebens ist.

Ein besonderes Erlebnis war für mich das Gelöbnis, für das ich von unserem Truppenführer dazu ausgewählt wurde, die Flagge zu halten. Du trittst da als einer von vier Leuten vor und übernimmst die Flagge vom Fahnenträger, wenn alle das Gelöbnis sprechen. Dann stehst du da vorne und kriegst von allen Vorgesetzten bis zum Oberst die Hände geschüttelt – das war schon eine große Ehre.

Das Gelöbnis war auch deshalb so ein besonderes Erlebnis, weil unsere Familien und Freunde dabei sein durften. Mein Vater und meine Oma haben extra die drei Stunden Fahrt aus Öhringen nach Hannover auf sich genommen, um mich dort im Schein der Fackeln für eine Stunde zu sehen.

Die vier Wochen Grundausbildung waren eine spannende Zeit, danach war ich dann aber auch fix und fertig und musste mich zuhause wieder an den Alltag gewöhnen.

„Schütze Müller“ ist nun bei der Sportfördergruppe in Todtnau im Schwarzwald stationiert. Meine Aufgabe als Soldatin ist es, meinen Arbeitgeber, die Bundesrepublik Deutschland, bestmöglich im Sport zu repräsentieren. Deshalb habe ich auch alle Freiheiten, um mich im Training weiterzuentwickeln, in Trainingslager zu gehen und Wettkämpfe zu bestreiten, während ich von der Bundeswehr mein Gehalt bekomme und sie alle Sozialleistungen übernimmt. Die perfekten Grundlagen für mich als Leistungssportlerin.

 

Vielen Dank für die Unterstützung und bis bald, Eure Laura