Heiko Vogler: Seit 3 Jahren Cheftrainer beim EV Landshut

Cheftrainer Heiko Vogler in der EVL-Kabine, die nach seinen Vorstellungen gestaltet wurde. Foto: Marika Scherlinzky

Autor: Lara Auchter

5. Februar 2025

Heiko Vogler war einer der wenigen Heilbronner Nachwuchsspieler, die den Sprung in das Profieishockey geschafft haben. In seiner Karriere gab es zahlreiche Ups und Downs. Erst DEL2-Spieler bei den Heilbronner Falken, dann ein frühes Ende der Profilaufbahn mit Hobbyeishockey bei den damaligen Eisbären Ilsfeld, die Rückkehr zu den Falken, 15 DEL-Spiele für die Augsburger Panther, wieder zurück zu den Falken und schließlich zwei Jahre in Bad Nauheim. Danach ging es zwei Etagen tiefer für vier Spielzeiten zu den Eisbären Heilbronn in die Regionalliga, ehe er nach einer kurzen Station in der Bayernliga beim EHC Nürnberg nochmal semiprofessionell in der Oberliga beim ERC Sonthofen spielte. 2018/19 absolvierte der Eishockeyspieler Heiko Vogler weitere 19 Spiele für die Eisbären, ehe er in der Saison darauf noch für zwei letzte Spiele das Trikot der Stuttgart Rebels überstreifte. Seit der Station in Sonthofen forcierte er seine zweite Karriere als Coach, die ihn inzwischen wieder zurück in die DEL2 geführt hat. Mit nunmehr 41 Jahren ist Heiko Vogler seit Ende 2021 Cheftrainer des Traditionsvereins EV Landshut. Wir haben ihn dort besucht und viel über seine Karriere, seine Highlights und seine Philosophie als Trainer erfahren.

Heiko Vogler und Eishockey – diese große Liebe hat einst im Heilbronner Norden ihren Anfang genommen. „Ich war sechs Jahre alt und habe bei meiner Oma in der Rauchstraße gewohnt. Mein Nachbar war Reinhard Zehetner, der die ganzen Anfangszeiten im Heilbronner Eishockey mitgemacht hat und damals für die Neckarsulm Crocodiles spielte. Ich habe immer beobachtet, wie er mit einer großen Tasche und einem Schläger das Haus verlassen hat. Eines Tages habe ich ihn gefragt, was er damit eigentlich macht“, erinnert sich der Cheftrainer. Parallel spielte er in der Nachbarschaft mit Kai Sellers, Sascha und Markus Bernhardt, Hagen Göllner, seinem Bruder Matthias Vogler, sowie den Geschwistern Maritta, Hansi und Heiko Becker Streethockey. Sein Vater ging mit den Kids in die Eishalle, wo sie erst Reinhard Zehetner beim Training zuschauten und später begeistert die Spiele des Heilbronner EC verfolgten. „Dort kam der damalige Jugendleiter Lothar Stehle auf uns zu und hat uns direkt für die Laufschule verhaftet, wo wir mit den Hackert-Brüdern zusammengetroffen sind. Ab diesem Zeitpunkt war Eishockey unser Leben. In der Rauchstraße gab es nicht viel zu machen. Deshalb waren wir jeden Tag in der Eishalle und haben dort sämtliche Jugendmannschaften des Heilbronner EC durchlaufen.“

Mit 18 Jahren schaffte der großgewachsene Verteidiger den Sprung ins Team der Heilbronner Falken und absolvierte 17 DEL2-Spiele, kam aber nur auf wenige Einsatzzeiten. Parallel hatte er seine Ausbildung als Kfz-Mechaniker abgeschlossen, die Eishockeykarriere stagnierte – also setzte er den Träumen vom Profieishockey ein Ende, schloss sich dem Hobbyteam der Eisbären Ilsfeld an und holte mit diesem die Meisterschaft in der Kurpfalz-Liga. „Das war eine tolle Zeit und ich war mit dem Eishockey eigentlich durch.“

„Dass ich während des Spiels meist ruhig auf der Bank stehe, habe ich von der NHL gelernt. Wenn ein Spieler einen Fehler macht, muss ich ihn nicht noch zutexten oder anschreien – das weiß er selbst am besten.“ Fotos: Bruno Bounty Photography by Felix Bauer (2)

Rico Rossi ist „schuld“

Eines Abends schaute der damalige Falken-Trainer Rico Rossi beim Training der Eisbären-Hobbytruppe zu und wurde auf den 20-Jährigen aufmerksam. „Er kam zu mir und sagte mir, dass er mich am nächsten Tag beim Training der Falken dabei haben möchte“, erinnert sich Heiko Vogler. „Ich habe ihm gesagt, dass das nicht geht, weil ich arbeiten muss. Das war ihm aber egal und er hat darauf bestanden. Also habe ich es möglich gemacht, und ab da nahm alles seinen Lauf“, lacht er.

Für drei Spielzeiten war er eine feste Größe im Oberliga-Kader der Heilbronner Falken, im Sommer durfte er mit den Adlern Mannheim trainieren. 2007 ergab sich dann die Chance, in der höchsten deutschen Eishockey-Liga für die Augsburger Panther zu spielen. Der Durchbruch gelang ihm jedoch nicht und er wurde mit einer Förderlizenz zu deren Partnerverein EC Peiting in die drittklassige Oberliga geschickt. „Dann hatte ich einen Todesfall in der Familie und bin deshalb wieder nach Heilbronn zurückgekommen. Bei den Falken kam ich aber nicht mehr richtig zum Zug, da Rico die jungen Förderlizenzspieler der Adler Mannheim spielen lassen musste. Deshalb bin ich noch während der Saison nach Bad Nauheim gewechselt, wo ich die schönste Zeit meiner Spielerkarriere hatte.“

Spieler, Trainer und Fahrlehrer

Von 2010 bis 2014 spielte Heiko Vogler in der Regionalliga Südwest für die Eisbären Heilbronn (sein entscheidender Penaltyschuss gegen die Baden Rhinos zur ersten Meisterschaft der Eisbären hat Legendenstatus) und begann nach seiner Rückkehr aus Bad Nauheim bei der ACADEMY-Fahrschule als Fahrlehrer. „Aus Dummheit“, wie er heute sagt, brach er 2014 quasi über Nacht seine Zelte in Heilbronn ab und zog erst nach Nürnberg und dann nach Sonthofen.

Dort, im Allgäu, schob ihn der ehemalige Falken-Trainer Gert Wittmann dann in sein erstes Amt als Headcoach. Vogler führte die Underdogs aus Sonthofen bis ins Oberliga-Halbfinale, der Hunger nach Erfolg wuchs. „Leider haben meine ambitionierten Vorstellungen nicht zum Verein gepasst, so dass wir meinen noch gültigen Vertrag aufgelöst haben. Dafür hatte mir mein Freund Kai Sellers, den ich bei meinem Abgang nach Nürnberg ziemlich enttäuscht hatte, ein super Angebot gemacht: Ich konnte die ACADEMY-Zweigstelle in Öhringen aufbauen und als Spielertrainer die Eisbären Heilbronn betreuen.“

War er in Sonthofen mit Halbprofis erfolgreich, so musste er erkennen, dass die Arbeit mit den reinen Amateuren der Eisbären nicht vergleichbar war. „Ich habe damals auch Fehler gemacht und gelernt, dass es nie gut geht, wenn man alte Freunde trainiert und plötzlich ihr ‚Boss‘ ist“, reflektiert er heute. Die Zusammenarbeit mit den Eisbären wurde recht schnell beendet und auch danach bei deren Ligakonkurrent Stuttgart Rebels blieb der Erfolg aus.

Der Game Changer folgte dann mit einem Anruf des Managers der Augsburger Panther, Lothar Sigl: „Er sagte, Heiko, wir suchen für unser U20-Team in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) einen Cheftrainer, und ich wünsche mir, dass du das machst. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Den Vertrag mit Stuttgart aufzulösen, war aufgrund der sportlichen Situation kein großes Problem. Aber Kai Sellers hat mich darum gebeten, dass ich die ACADEMY-Fahrschule in Öhringen noch ein paar Monate weiter mache. Da ich ihn nicht nochmal enttäuschen konnte, habe ich ihm versprochen zu bleiben, habe aber dennoch auch das Angebot aus Augsburg angenommen.“

Was folgte, waren die stressigsten dreieinhalb Monate seines Lebens. Er arbeitete täglich von 7.00 bis 16.30 Uhr in Öhringen in der Fahrschule, setzte sich dann ins Auto und fuhr nach Augsburg, trainierte das U20-Team der Panther und fuhr nachts wieder heim nach Heilbronn. „Gottseidank kam dann Corona und die Saison wurde abgebrochen, denn ich war total ausgebrannt“, sagt er heute.

Von Augsburg nach Landshut

Zweieinhalb Jahre arbeitete Heiko Vogler erfolgreich mit der DNL-Mannschaft und stand parallel täglich als Development Coach mit dem DEL-Team auf dem Eis, dann kam der Anruf aus Landshut. „Axel Kammerer, der Sportliche Leiter des EVL und damalige Interims-Cheftrainer, rief mich an. Der Verein war in der DEL2 auf dem vorletzten Platz und sie suchten einen jungen deutschen Trainer, hatten aber schon mehrere Absagen erhalten. Also bin ich nach Landshut gefahren und habe Axel und der Geschäftsleitung dargelegt, wie ich arbeite und was meine Schwerpunkte sind. Kurz bevor ich auf der Rückfahrt in Augsburg von der Autobahn fahren wollte, kam der Anruf, dass sie den nächsten Schritt mit mir gehen wollen und mir einen Vertrag anbieten“, erinnert sich der 41-Jährige.

 

Damit begann eine niederbayerisch-schwäbische Erfolgsgeschichte, die bis heute Bestand hat. Der Debütant Heiko Vogler führte den EV Landshut noch in die Pre-Playoffs und nahm viele strukturelle Änderungen vor: „Wir haben Stellen wie einen Athletik- und einen Torwarttrainer geschaffen und auch den Kabinenbereich komplett neu gestaltet.“

Inzwischen ist er seit drei Jahren Cheftrainer in Landshut und damit länger in Amt und Würden als die meisten seiner Vorgänger. Auch Heiko Vogler hat in Landshut Zeiten durchlebt, in denen sein Kopf gefordert wurde, doch hat er seine Kritiker durch gute Arbeit eines Besseren belehrt und kann inzwischen in einem ruhigeren Fahrwasser arbeiten. Minimalziel in dieser Saison ist für den EVL das Erreichen der Playoffs, es darf aber gerne auch mehr sein: Für den Fall, dass die Niederbayern am Ende als Meister der DEL2 dastehen sollten, haben sie vor der Saison die nötigen Unterlagen eingereicht, um in die DEL aufsteigen zu können.

Lernen von NHL-Legenden

Viele Anregungen für seine tägliche Arbeit hat sich Heiko Vogler in den letzten Jahren von der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) geholt. Zweimal hospitierte er für jeweils elf Tage bei den Los Angeles Kings. Vor allem Todd McLellan, der aktuelle Cheftrainer der Detroit Red Wings, ist ein großes Vorbild für den Heilbronner. „Todd hat mich nach meiner Ankunft in LA angerufen und angekündigt, dass er mich abholt. Als er dann mit seinem XXL Range Rover angefahren kam, war ich schweißnass und hatte auf einen Schlag sämtliche Englischkenntnisse verlernt, so aufgeregt war ich. Inzwischen sind wir befreundet, tauschen uns regelmäßig aus und er hat mich sogar schon in Landshut besucht“, lacht er.

Die Arbeitsweise in der NHL, sowie die vielen Gespräche mit Todd McLellan, dem aktuellen LA Kings Coach Jim Hiller und NHL-Legenden wie Bill Ranford, Luc Robitaille und Rob Blake haben aus ihm den Trainer gemacht, der er heute ist. Auch Fußballtrainer Jürgen Klopp hat bei einem Meet & Greet auf Mallorca einen bleibenden Eindruck bei dem „Eishockey-Verrückten“ hinterlassen. Eine der Maßnahmen, die er von den „großen Namen“ übernommen hat, sind seine wöchentlichen Telefonate mit dem Mentaltrainer Chris Hamilton, mit dem er sich über seine Arbeit austauscht.

„In den drei Jahren in Landshut habe ich mich dadurch enorm weiterentwickelt. Am Anfang wollte ich noch der Kumpel der Spieler sein. Inzwischen bin ich zwar noch ihr Freund, aber nicht mehr ihr bester Freund. Es kam auch schon vor, dass ich einen unserer ausländischen Leistungsträger auf die Tribüne gesetzt und dafür einen Nachwuchsspieler aufs Eis geschickt habe, nachdem er nicht performt hat. Das bringt mir zwar ordentlich Gegenwind, aber bisher haben sich solche Aktionen immer ausbezahlt“, philosophiert er.

Dass er als Cheftrainer auf einem Schleudersitz sitzt, ist ihm bewusst: „Vielleicht kommt irgendwann die Schlagzeile ‚EVL trennt sich von Vogler‘, aber ich arbeite hier nicht so, als ob ich nur wenige Jahre hier wäre, sondern gebe so Vollgas, als würde ich bis zur Rente hier bleiben. Ich schätze den EV Landshut genauso wie meinen Heimatverein Heilbronner Falken. Eishockey ist meine Leidenschaft und ich sehe das hier nicht als Job an.“