Frank Petrozza: Saisonrückblick des Falken-Headcoachs

In seiner aktiven Karriere absolvierte Francesco „Frank“ Petrozza zwischen 2006 und 2009 172 Spiele im Dress der Heilbronner Falken, in denen er 66 Tore erzielte und 99 Vorlagen beisteuerte. Damit rangiert der inzwischen 53-Jährige noch heute unter den Top 20 der ewigen Heilbronner Scorerliste. 2012 beendete er seine Spielerkarriere im Alter von 42 Jahren in der Regionalliga West beim Herner EV, bei dem er dann auch seine zweite Laufbahn hinter der Bande startete. Nach Trainerstationen in Herne, Duisburg, Diez-Limburg und Essen kehrte der Kanadier, der seine ersten drei Jahre in Deutschland einst im Trikot des Stuttgarter EC verbrachte, im Sommer 2023 nach Heilbronn zurück. Seine Aufgabe: Nach dem Abstieg der Falken aus der DEL2 ein schlagkräftiges Team zu formen, das in der Oberliga Süd im vorderen Drittel mitspielt. Nachdem ihm dies gelungen war, haben wir uns mit dem sympathischen Headcoach getroffen, um mit ihm gemeinsam auf die abgelaufene Saison zurückzublicken.

 

Autor: Lara Auchter

30. April 2024

Foto: Seventyfour.studio

Frank, du warst vor einigen Jahren schon als Spieler in Heilbronn und bist nun zur vergangen Saison als Trainer zu den Falken zurückgekehrt? Wie hat sich das ergeben?

Frank Petrozza: Ich war hier als Spieler, als wir in die zweite Liga aufgestiegen sind, das war am Ende meiner Karriere. Im Sommer 2023 habe ich dann von Falken-Sportdirektor Martin Jiranek einen Anruf bekommen und wir haben uns getroffen. Kurz darauf hat er mir direkt den Job angeboten, was eigentlich ziemlich überraschend kam.

Deine Familie lebt weiterhin in Essen. Hat sie eine große Rolle bei der Entscheidung für den Job gespielt?

Frank Petrozza: Auf jeden Fall. Ich habe von Anfang an gesagt, ich gehe nicht ohne meine Familie. Meine Kinder sind aber inzwischen 18 und 20 Jahre alt und machen eine Ausbildung. Deshalb sind sie mit meiner Frau in Essen geblieben, haben mich aber in meiner Entscheidung, den Trainerposten bei den Falken anzunehmen, bestärkt – sonst hätte ich es auch nicht gemacht. Während der Saison habe ich dann alleine in Heilbronn gelebt. Das war schon schwer, weil ich es ohne meine Familie einfach nicht mehr kenne.

Du bist zu einer Organisation gestoßen, die sich nach dem DEL2-Abstieg neu finden musste und ein komplett neues Team zusammengestellt hat. Mit welchen Erwartungen bist du als Trainer rangegangen und welche Aufgaben wurden dir mitgegeben?

Frank Petrozza: Als ich angekommen bin, war das Team bis auf ein paar Spieler schon fertig. Die Erwartungen waren schon hoch, vor allem von den Fans – und als Trainer bist du eben immer in der Schusslinie. Für mich war es wichtig, dass wir schnell als Team zusammenfinden und aneinander glauben. Wir hatten während der Saison viele Ups und Downs, sind aber immer besser aus den Tiefs herausgekommen. Genau das war mein Ziel, und das haben wir erreicht.

Du warst in deiner bisherigen Trainerkarriere in der Oberliga Nord unterwegs, nun kam der Wechsel zu den Falken in die Oberliga Süd. Wie kann man die beiden Ligen vergleichen?

Frank Petrozza: In den letzten Jahren hatte es im Norden innerhalb der Liga fast einen Klassenunterschied gegeben und man hatte ein paar Mannschaften dabei, die immer unten hingen und mit den anderen nicht mithalten konnten. Hier in der Oberliga Süd ist das Niveau ausgeglichener und im Gesamten ein bisschen höher. Aber der Unterschied zwischen den Topmannschaften beider Ligen ist nicht sehr groß.

In der Oberliga habt ihr letztendlich mit dem Einzug ins Halbfinale gegen Hannover das Beste aus der Saison herausgeholt, oder?

Frank Petrozza: Ja, natürlich. Wir sind auch verdient ins Halbfinale eingezogen. Trotz unserer anfangs ungünstigen Voraussetzungen und dem relativ kleinen Kader haben wir uns die ganze Saison über gut präsentiert und nach dem Abstieg die Eishockey-Euphorie in Heilbronn aufrecht erhalten. Ein großer Dank gilt da der ganzen Mannschaft und besonders den Führungsspielern. Jeder einzelne hat seinen Job sehr gut gemacht.

Nicht nur die Spieler haben einen guten Job gemacht, sondern auch du, und du wurdest dafür als Trainer des Jahres der Oberliga Süd ausgezeichnet. Wie stehst du zu solch einer Ehrung?

Frank Petrozza: Das freut mich natürlich. Als Trainer steht man immer am Pranger und muss schon um seinen Job fürchten, wenn man nur ein paar Spiele verliert. Diese Ehrung bestätigt nun, dass ich wohl genug Spiele gewonnen habe (lacht). Letztendlich ist aber die einzige Bestätigung, die ich brauche, die von meiner Mannschaft. Auch diese habe ich in der abgelaufenen Saison erhalten, was mich umso mehr freut.

Wie bist du mit dem Druck, besonders von außen, umgegangen?

Frank Petrozza: Ich habe immer gesagt, ein Spiel nach dem anderen. Jeder muss sich auf sich selbst konzentrieren und alles andere ausblenden. Das habe auch ich in den letzten Jahren in diesem Beruf lernen müssen. Ich wollte von Anfang an eine Playoff-Mentalität in der Mannschaft haben, denn auch während der Hauptrunde zählt jedes einzelne Spiel. Ich muss aber auch sagen, ich bin nach Heilbronn gekommen, um Erfolg zu haben, und mache mir somit auch selbst den Druck. Damit kann ich aber gut umgehen – das ist Profisport.

Wie hast du es geschafft, als neuer Trainer mit einer größtenteils neuen Mannschaft diese Mentalität zu schaffen und aus Einzelspielern ein Team zu formen?

Frank Petrozza: Diese Philosophie muss man jeden Tag leben und dem Team beibringen. Für langfristigen und nachhaltigen Erfolg braucht man ein Miteinander – ein Team. Ich habe in meinen über 30 Jahren im Eishockey eines gelernt, und zwar, dass ich selbst nie besser bin als die anderen. Jeder ist ein kleiner Teil der Mannschaft und hat seine Aufgabe, auch ich. Meine Türe war immer offen und ich habe von Tag eins an versucht, ein angenehmes, familiäres und positives Umfeld zu schaffen. Mein Motto war dabei immer – work hard and have fun!

Du hast schon angesprochen, dass eure Saison voller Höhen und Tiefen war. Sticht dort etwas besonders heraus, das nochmal zeigt wie gut die Mannschaft als Team gearbeitet hat?

Frank Petrozza: Die härteste Zeit war wahrscheinlich die Phase, als unser Torhüter Patrick Berger gesperrt war. Ich werde unser erstes Spiel während dieser Zeit, die 6:7-Niederlage gegen Memmingen, nie vergessen. Da haben uns ein paar dumme Fehler das Spiel gekostet und der Aufruhr bei den Fans war danach natürlich groß. Aber anstatt in Panik zu geraten, sind wir als Team zusammengeblieben und haben diese schwierige Zeit gemeinsam durchgestanden.

Du bleibst nun noch ein weiteres Jahr bei den Falken. Was hat dich zu der Entscheidung bewegt und wie gehst du in die nächste Saison?

Frank Petrozza: Diese tolle Mannschaft und besonders der Fakt, dass auch meine Führungsspieler Freddy Cabana, Corey Mapes und Robin Just noch ein weiteres Jahr bleiben. Dass sie ihre Verträge verlängert haben, hat auch mir gezeigt, dass wir noch nicht am Ende sind. Ich möchte nächste Saison an die vergangene anknüpfen, eine gute Stimmung innerhalb des Teams und den Support von den Fans haben, besonders bei den anstehenden Derbys gegen Bietigheim und Stuttgart. Und ganz wichtig: Ich möchte möglichst viele Spiele gewinnen!