Winter-Motocross: Übermenschliche Leistung der Helfer vom MCC Frankenbach

Autor: Ralf Scherlinzky

23. April 2019

Nach einem Jahr Pause fand am 17. März 2019 die 48. Auflage des traditionellen Winter-Motocross statt. Doch was kaum einer der über 3.000 Besucher mitbekommen hatte: Noch am Vortag des Rennens war die Veranstaltung auf der Kippe gestanden!

„Am Freitag waren wir kurz davor, das Ganze abzusagen“, berichtete uns Michael Blaurock am Samstagabend. Zu diesem Zeitpunkt versprühte der Vorsitzende des MCC Frankenbach schon wieder gute Laune – die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. „Die starken Regenfälle der letzten Tage hatten die Strecke eigentlich unbefahrbar gemacht. Wir hatten knietiefe Pfützen auf der gesamten Strecke, alles war total verschlammt. Unsere Mitglieder haben zusammengeholfen, haben Pfützen ausgepumpt und gemeinsam mit Mitarbeitern der Firma Amos mit übermenschlichem Einsatz die Strecke tatsächlich wieder befahrbar gemacht.“

Dieser Einsatz war auch dem vielzitierten „Wettergott“ nicht entgangen. Er hatte ein Einsehen mit dem MCC Frankenbach und sorgte mit Sonnenschein ab Samstagmittag dafür, dass die Strecke weitgehend trocknete.

Als am frühen Sonntagmorgen um 8.30 Uhr die ersten Fahrer zum freien Training auf die Strecke gingen, herrschten nahezu perfekte Motocross-Bedingungen.

„Uns ist es wichtig, dass auch die Fahrer anerkennen, was wir hier für sie geleistet haben“, sagte MCC-Pressesprecher Peter Mayer. „Denn es spricht sich rum, wenn ein Veranstalter alle Hebel in Bewegung setzt, damit sie sich wohlfühlen und fahren können. Das Rennen in Holland, das parallel hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt – das sagt eigentlich schon alles.“

Gegen 14 Uhr waren dann aber auch die fleißigen Helfer des Vereins machtlos, als erneut starker Regen einsetzte und für schwierigste Streckenbedingungen sorgte. Für die jugendlichen Fahrer der 85-ccm-Klasse um den 12-jährigen Lokalmatador Justin Roll war der Renntag damit beendet – aus Sicherheitsgründen wurde der zweite Lauf der Youngster abgesagt. Auch am B-Finale der Fahrer, die im jeweiligen Qualifikationsrennen der MX1- und MX2-Klasse nicht unter die ersten 18 gekommen waren, gingen die Wetterverhältnisse nicht spurlos vorbei: Nur 15 von 36 Fahrern gingen noch an den Start.

Diejenigen, die sich für das Superfinale qualifiziert hatten, nahmen die Herausforderung jedoch fast komplett an und stürzten sich in die schlammigen Fluten. Am besten mit der Strecke zurecht kam der Österreicher Lukas Neurauter, der mit fast einer Minute Vorsprung vor dem zweitplatzierten Tschechen Petr Smitka ins Ziel kam.

„Dass sich die Bedingungen hinten raus so stark verschlechtert haben, war natürlich schade“, sagte Peter Mayer nach dem Rennen. „Aber das ist eben das Risiko bei einer Motocross-Veranstaltung im Freien. Fahrer und Zuschauer hatten dennoch ihren Spaß und wir haben gezeigt, dass die Gemeinschaft im MCC Frankenbach funktioniert. Jetzt freuen wir uns auf das nächste Winter-Motocross 2020.“

Fotos: Marcel Tschamke (1), MCC Frankenbach (1)

Anne Borchers fährt für das Heilbronner Team Suzuki Reinecke

Mit dem Team Suzuki Reinecke war beim Winter-Motocross ein Heilbronner Rennstall am Start, in dem in der Männerdomäne Motocross zwei Damen im Mittelpunkt stehen: Teamchefin Tanita Reinecke und Pilotin Anne Borchers.

„Wir sind vor einigen Jahren zusammen im Ladies Cup gefahren und ich weiß, was Anne kann“, sagt Tanita Reinecke über ihre neue Fahrerin. Dass diese im Heilbronner Team eine Chance bekam, war nicht selbstverständlich – denn Anne Borchers war vor einem Jahr vor dem Karriere-Aus gestanden.

„Ich hatte im letzten Frühjahr eine Grippeerkrankung verschleppt, weil die Saison losging und ich unbedingt fahren wollte“, berichtet Anne Borchers. „Ich bin dann auch bei ein paar Rennen gestartet, aber es ging mir immer schlechter. Dann kam im Mai die Diagnose Herzmuskelentzündung – das war ein harter Schlag. Ich durfte gar nichts machen. Nicht trainieren, nicht arbeiten, garnichts… Ich habe das Motorrad monatelang nicht mal angeschaut und wusste nicht, ob ich überhaupt wieder Sport treiben darf.“

Doch dann gaben die Ärzte im Spätjahr wieder grünes Licht. Ab diesem Moment kehrte die aus Leps (Sachsen-Anhalt) stammende 27-Jährige mit Vollgas zurück.

Tanita Reinecke ergriff die Chance beim Schopfe, die erfolgreiche Pilotin an Bord zu holen. „Wir wollen in der Europa- und Weltmeisterschaft der Damen angreifen“, so die Teamchefin. Dass die Ziele nicht zu hoch gegriffen sind, zeigt ein Blick in die Vita der Fahrerin. Dort stehen bereits ein fünfter Platz der WM-Gesamtwertung sowie der Gewinn des Ladies Cup auf der Haben-Seite.

„Dort möchte ich auch wieder hin und ich weiß, dass es noch weiter gehen kann“, sagt Anne Borchers, die sich zusammen mit ihrem neuen Team akribisch auf die neue Saison vorbereitet hat: „Von Ende November bis Mitte Dezember waren wir in Belgien auf dem Sand, um wieder Kraft und Kondition auf dem Motorrad zu bekommen. Im Januar ging es dann zum Training nach Spanien und ab Februar haben wir in Deutschland trainiert.“

Das Winter-Motocross in Frankenbach war nun eine erste Standortbestimmung. Im Zeittraining schaffte sie es als 18. in das Qualifikationsrennen, in dem sie dann als einzige Frau im Feld auf Rang 31 ins Ziel kam. „Für‘s erste Rennen nach der langen Pause bin ich zufrieden“, meinte sie nach dem Zieleinlauf. Im B-Finale wurde sie dann gar gute Achte.

Foto: Marcel Tschamke

Carmen Allinger nach Wirbelbruch zurück

In der vierten Ausgabe des sportheilbronn-Magazins hatten wir 2017 die Yamaha-Fahrerin Carmen Allinger vorgestellt. Seit unserem damaligen Interview klebte der Brackenheimerin das Pech an den Fersen. „In einem der letzten Rennen 2017 habe ich mir einen Wirbel gebrochen und vier weitere angebrochen – da bin ich recht lange ausgefallen. Erst 2018 konnte ich wieder vereinzelte Rennen fahren, ohne vorher trainiert zu haben“, so die 21-Jährige, für die das Winter-Motocross jetzt endgültig das Comeback bedeutet hat. „Es ging erstmal darum, wieder das Renngefühl zurück zu bekommen. Mit Platz 26 im Zeittraining war ich nicht wirklich zufrieden, aber für den ersten Test war es ganz okay“, so Carmen Allinger, deren Fokus in diesem Jahr auf dem Hessen Cup liegt, die aber auch im Ladies Cup antritt. Dort muss sie sich unter anderem auch mit Anne Borchers (siehe Seite 10) auseinandersetzen.

Foto: Marcel Tschamke