Wie kommt eigentlich das Eis in die Heilbronner Eishalle?

…diese Frage dürften sich wahrscheinlich die wenigsten Menschen schon gestellt haben. Das Eis in der Eishalle Heilbronn ist eben einfach „da“. Wir wollten dies nun aber doch mal genauer wissen und haben festgestellt: Die perfekten Bedingungen für Publikumslauf und Eishockey zu schaffen, ist ein ziemlich komplexer Vorgang! Geschäftsführer Michael Rumrich und Jugendtrainer Jan Hey, beide vom Heilbronner EC, haben uns erklärt, wie die einzelnen Schritte der Eisbereitung aussehen, wie das Eis so schön weiß wird und die Werbung auf der Eisfläche angebracht wird. Farbeimer und Pinsel waren gestern – heute rücken die Eisbahn-Spezialisten von der Blumberger Firma ZÜKO mit Spezialmaschinen an, um die Betonfläche für die Wintersaison fit zu machen. 

Autor: Lena Staiger

10. August 2021

Michael Rumrich 

Jan Hey 

Über sechs Düsen wird der mit Wasser vermischte Kalkstaub auf dem Eis versprüht. 

Was sind die ersten Schritte, wenn das Eis für die kommende Saison neu gemacht wird?
Michael Rumrich: Als erstes muss die Piste runtergekühlt werden. Unter dem Betonboden liegen Spiralen, durch die Ammoniak hindurchläuft. Im Prinzip ist das wie bei einer Fußbodenheizung, nur dass der Boden nicht erwärmt, sondern gekühlt wird. Das ganze läuft dann erstmal zwei Tage.

Und dann kommt das Wasser dazu?
Michael Rumrich: Genau. Zu Beginn muss man das Wasser langsam mit einem Schlauch verteilen. Die Eisbearbeitungsmaschine, die Zamboni, kann erst fahren, wenn das Eis mindestens einen halben Zentimeter dick ist.

Wie schnell ist so eine Schicht aufgebaut?
Michael Rumrich: Man schafft ungefähr einen halben Zentimeter Eis pro 24 Stunden. Wenn dieser halbe Zentimeter fest ist, kann man die Zamboni dann ihre erste Runde fahren lassen. Dafür wird vorne der Tank aufgefüllt und hinten läuft das Wasser auf die Piste und wird über einen an die Eismaschine angebrachten Stoff gleichmäßig verteilt. Der Eismeister fährt dann seine Bahnen, ähnlich wie man es von den Drittelpausen eines Eishockeyspiels kennt. Das Ganze wird so lange wiederholt, bis man einen Zentimeter Eis hat.

Und dann kommt die Firma ZÜKO ins Spiel?
Michael Rumrich: Ja genau, sie reisen aus der Nähe von Schwenningen an und machen das Eis weiß. Dafür bringen sie ihre eigenen Maschinen mit, die an die Maschinen von Landwirten erinnern, die auf dem Feld die Pflanzen spritzen. Hinten an der Maschine sind Düsen angebracht, die den Kalk auf dem Eis verteilen.
Jan Hey: Der Kalkstaub ist mit Wasser vermischt und friert am vorhandenen Eis fest. Auch hier werden dann Bahnen gefahren, wie beim Eismachen. So ungefähr vier Durchgänge und rund 500 Kilogramm Kalk sind nötig, bis alles schön gleichmäßig weiß ist. Zwischen den einzelnen Runden muss man natürlich immer wieder warten, bis alles festgefroren ist.

Ist das Eis dann fertig?
Michael Rumrich: Nein, noch nicht ganz. Nach den Kalkschichten kommen erst die Linien und Bullykreise und dann im Anschluss noch die Untereiswerbung drauf. Dafür gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Entweder es wird ein ganz dünner Leinenstoff verwendet oder eine Art Mesh-Folie mit kleinen Löchern. Die Werbung wird erst vorsichtig an einigen Punkten festgefroren, danach nimmt der Eismeister die Gießkanne. Dieser Vorgang ist ein bisschen heikler, denn es dürfen sich zum Beispiel keine Luftblasen bilden und die Werbung darf auch nicht verrutschen. Sobald alles gut fixiert ist, kann die Zamboni wieder drüberfahren.

Sind die Linien nicht schon auf dem Betonboden eingezeichnet?
Michael Rumrich: Da sind zwar Linien eingezeichnet, aber die würde man durch die deckende weiße Kalkschicht gar nicht mehr sehen. Außerdem sind die Linien auf der Piste durch diverse Regeländerungen in den letzten Jahren auch nicht mehr aktuell.
Jan Hey: Dieses Jahr gibt es schon wieder eine Neuerung bei den Regeln, denn hinter dem Tor kommen nochmal weitere neue Linien hinzu.

Die Linien werden dann auch von ZÜKO aufs Eis gemacht?
Michael Rumrich: Ja. Früher wurde da gepinselt, jetzt kommen Streifen in den entsprechenden Farben unter das Eis, mit der gleichen Technik wie die Untereiswerbung.

Wie viele Zentimeter Eis kommen dann noch obendrauf?
Michael Rumrich: Also die ideale Eisschicht ist zwischen dreieinhalb und fünf Zentimetern dick. Alles darüber verbraucht nur unnötig viel Energie. Natürlich ist es auch ein Balanceakt. Das Eis über der Werbung und den Linien darf nicht zu dick sein, sonst verschwimmt alles. Auf der anderen Seite darf es auch nicht zu dünn sein, da sonst bei einem harten Stopp mit Schlittschuhen der Stoff rauskommen würde.

Wie lange dauert es also vom ersten Wassertropfen auf der Piste, bis man mit Schlittschuhen aufs Eis darf?
Michael Rumrich: Man braucht ungefähr acht Tage. Die Eismeister sind in dieser Zeit rund um die Uhr im Einsatz. Wir haben zwei fest angestellte Eismeister und einen dritten, der mit aushilft.
Jan Hey: Ein bisschen zeitlicher Puffer ist dabei natürlich mit eingerechnet, falls sich etwas verzögert. Man sieht also, es ist nicht so einfach wie gedacht, das Eis in die Eishalle zu bringen, das ist schon eine kleine Wissenschaft für sich.

Die DEL2-Werbung, die vor dem Aufbringen der Motive auf die Eisfläche im Gang hinter den Sitzplätzen ausgelegt wurde, besteht aus einer Art Mesh-Folie, in deren Löchern das Wasser festfrieren kann (linkes Detailbild). Andere Werbemotive sowie die Linien bestehen aus einem dünnen Leinenstoff.