Wie funktioniert Corona-Konformes Ticketing?

Nach dem langen Lockdown haben inzwischen wieder die ersten Sportveranstaltungen stattgefunden und der Start des Ligabetriebs in den verschiedenen Sportarten steht unmittelbar bevor. Doch worauf müssen Veranstalter beim Ticketverkauf achten, um den Abstand zwischen den Zuschauern zu wahren und die Vorgaben zu erfüllen? Ist die lange Schlange an der Abendkasse noch zeitgemäß oder gibt es andere Lösungen? Wir haben mit Heiko Kreiter, dem Geschäftsführer des Heilbronner Ticketanbieters diginights, über die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Veranstalter beim Verkauf von Eintrittskarten gesprochen. 

Autor: Lena Staiger

11. August 2021

Während des harten Lockdowns durften keine Veranstaltungen stattfinden. Wie sieht es im Ticketingbereich jetzt aus, nachdem die ersten Wettkämpfe und Sportligen wieder starten?
Heiko Kreiter: Der harte Lockdown war insbesondere für uns als Ticketanbieter eine Katastrophe. Als es wieder los ging, wurden dann im Prinzip von heute auf morgen wieder Veranstaltungen mit Zuschauern zugelassen. Das stellt natürlich alle vor große Herausforderungen. Besucher müssen registriert werden, um die Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten, und das Social Distancing muss dauerhaft eingehalten werden. Wir haben hier für Sportvereine eine Lösung entwickelt.

Wie sieht diese Lösung konkret aus?
Heiko Kreiter: Die Sportvereine können ihr komplettes Ticketing über uns abwickeln. Dafür wird zunächst ein Saalplan gezeichnet, auf dem alle verfügbaren Plätze zu sehen sind. Je nach aktueller Verordnung können dann Tickets vergeben werden. In der Regel werden pro Buchung je zwei Plätze links und rechts vom reservierten Platz automatisch gesperrt, so dass der Mindestabstand gewährleistet werden kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, auch die komplette Bezahlung online durchzuführen. So vermeidet man Schlangen an den Eingängen und damit eine Ansammlung von Menschen.

Nehmen die Vereine diesen Service in Anspruch oder sind sie eher zurückhaltend, weil sie dafür weitere personelle Ressourcen benötigen?
Heiko Kreiter: Im September 2020 kamen schlagartig 50 bis 60 Vereine aus ganz Deutschland mit teilweise 100 Mannschaften innerhalb von vier bis sechs Wochen auf uns zu, da war schon ordentlich was los. Viele Vereine sind dankbar über die Möglichkeit, das Ticketing zu vereinfachen. Einige haben natürlich noch anfangs versucht, alles auf dem Papier an der Abendkasse zu erledigen – nach dem Motto wenn die Plätze voll sind, sind sie voll. Teilweise kamen dann aber viel zu wenige Zuschauer, da die Menschen zum einen nicht bei kalten Temperaturen draußen in der Schlange warten wollten bzw. zum anderen davon ausgegangen sind, dass sie eh keinen Platz mehr bekommen. Da ist der Vorverkauf online natürlich ein Vorteil und es gab einige Vereine, die dann doch noch umgestellt haben. Personell werden keine weiteren Ressourcen benötigt – im Gegenteil.

Können die Besucher von Veranstaltungen auch online ihren Getestet-/ Geimpft-/Genesen-Nachweis hinterlegen?
Heiko Kreiter: Nein, das geht nicht, die endgültige Haftung ist in diesem Punkt noch nicht geklärt. Umso wichtiger ist es, dass die Vereine am Eingang nur die „3 G“- und Ausweiskontrolle durchführen müssen und Besucherregistrierung und Bezahlung schon im Vorfeld abgewickelt werden. So stehen die Menschen deutlich kürzer am Eingang an. Ein weiteres Argument für Onlineticketing ist aus Sicht der Veranstalter auch, dass die Menschen das Geld, das sie dabeihaben, so eher für Essen und Trinken ausgeben, da sie davon nicht noch das Ticket bezahlen müssen. Durch die kürzeren Wartezeiten am Eingang bleibt dann auch mehr Zeit vor dem Würstchenstand.

Was müssen die Vereine investieren, um Onlineticketing zu nutzen?
Heiko Kreiter: Ich kann hier nur für uns sprechen. Die Vereine zahlen nur die Zeichnung des Saalplans, was wir dann aber rückwirkend wieder mit Sponsoring kompensieren. Ansonsten kostet es die Vereine nichts, es wird auch kein Vertrag abgeschlossen. Die Abrechnung erfolgt dann ganz unkompliziert online.

Wie reagieren die älteren Zuschauer auf diese Digitalisierung?
Heiko Kreiter: Durch Corona haben sich sehr viele ältere Menschen auch mit dem Thema Onlinebuchungen auseinandergesetzt. Sei es für den Schnelltest oder den Besuch im Freibad. Entweder sie buchen sich selbst ein Ticket oder haben jemanden, der das für sie erledigt. Selbst die „Vereinsoma“, die seit Ewigkeiten die Abendkasse macht, braucht nur noch schnell einen QR-Code abzuscannen und muss nicht am Ende des Abends mit 10 kg Münzgeld zum Kassierer laufen.