Verletzungsprophylaxe für den Spitzensport

Verletzungsprohylaxe ist eines der interessantesten Themen für den Spitzensport in den letzten Jahren. Insbesondere Muskelverletzungen nahmen in den letzten Jahren rasant zu. Dadurch stiegen die Zahl der Ausfalltage und die Kosten für die Vereine immens.

Bilder non links nach rechts, (oben und unten gehört immer zusammen): Übungsaufbau des Adduktorentraining. 1a) Ausgangsstellung Copenhagen (lang Hebel), 1b) Endstellung, 2a) Ausgangsstellung Copenhagen (kurzer Hebel), 2b) Entstellung, 3a) Ausgangsstellung Seitlage auf zu trainierenden Seite. 3b): Endstellung.  

Die nationalen und internationalen Verbände, sowie die Berufsgenossenschaften forschen und arbeiten an Lösungen, um diese Problematik in den Griff zu bekommen.

Um die gestiegenen Belastungen für Sportler*innen erträglich zu gestalten, muss mehr Aufmerksamkeit auf die Vermeidung von Verletzungen und Überbelastungen gelegt werden. Hierfür sind insbesondere eine langfristig geplante Trainingsbelastung und ein adäquates Training im Kindes- und Jugendalter notwendig.

Aber auch nicht professionell durchgeführter Sport sollte sinnvoll geplant und durchgeführt werden, um die Verletzungsrisiken zu reduzieren.

Vor diesen Herausforderungen stehen Trainer, Athletiktrainer und Therapeuten. Doch wie kann man diesen gerecht werden? Viele Trainer und Spieler führen intuitive aktive und passive Einzelmaßnahmen durch (Dehnungen, Rollen, Eisbäder, etc.), die sie auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen oder der von anderen Kollegen anwenden. Erreichen sie damit aber tatsächlich die gesteckten Ziele? Neben klinischen Studien sind Erfahrungen von professionellen Experten von großer Bedeutung.

Aus diesem Grund wurden Experten aus den fünf großen europäischen Ligen zu diesem Thema befragt. Ziel war es eine praktische Leitlinie zu entwerfen, welche aktiven Ansätze für die Prophylaxe von Muskelverletzungen sinnvoll sind. Diese kann sicherlich auch für andere Sportler*innen angewandt werden, die ähnlichen Belastungen ausgesetzt sind (z. B. Handball, Basketball, Eishockey).

Das Ergebnis der Befragung wurde in vier Kategorien eingeteilt – kein Konsens, etwas effektiv, effektiv und sehr effektiv. Die Einteilung wurde auf Basis der Rückmeldungen der Experten gegeben. Die etwas effektiven, effektiven und sehr effektiven Maßnahmen bekamen eine breite Unterstützung.

Bei den Maßnahmen, wo kein Konsens gefunden werden konnte, gab es sehr unterschiedliche Meinungen bei den Experten. Einige empfanden die Maßnahmen nicht geeignet, andere als sehr effektiv.

Diese Befragung von Experten ist dahingehend sehr hilfreich, was man als Trainer*in in sein Training implementieren sollte.

Zusätzlich sollte man auch auf wissenschaftlich bewährte Programme wie das „FIFA11+“ zurückgreifen. Die Übungen aus diesem Programm sollten in das Aufwärmprogramm aufgenommen werden, um die allgemeine Verletzungshäufigkeit zu reduzieren. Es besteht aus Laufübungen, Gleichgewichts-, Kraft- und Schnellkrafttraining.

Neben dem sehr bekannten Programm der FIFA (FIFA 11+ Präventionsprogramm) gibt es aber auch konkrete Einzelmaßnahmen, die einen direkten Effekt für die Reduktion von Muskelverletzungen von Fußballern haben. Allein die Hinzunahme dieser Übungen kann die Verletzungshäufigkeit um mehr als 40 Prozent verringern.

Eine weitere Reduktion könnte man durch das Ergänzen einer weiteren Übung erreichen. Joar Harøy konnte 2018 zeigen, dass durch das Hinzunehmen der folgenden Übung im Aufwärmprogramm für die Adduktoren (Muskeln welche das Bein zum Körper führen) die Häufigkeit von Leistenbeschwerden um 41 Prozent reduziert werden konnte:

Vor der Saison wurde in acht Wochen die Wiederholungszahl von 3-5 ma auf 12-15 mal gesteigert (2-3 mal die Woche). Während der Saison wurde die Übung nur einmal pro Woche mit 12-15 Wiederholungen durchgeführt.
Sich gezielt Gedanken über das Aufwärmprogramm und Trainingsinhalte zur Verringerung von Verletzungen zu machen, ist relevant. Es reduziert weiter die Gefahr von Kosten und Ausfalltagen der Sportler*innen.

Infos zum Autor: 

Physiotherapeut Volker Sutor
Volker Sutor ist Physiotherapeut und Sportlehrer und leitet als Inhaber einige Praxen in der Region (www.gesundheitsrondell.de). Außerdem hat er als Fachbuchautor mehrere Bücher veröffentlicht.