Verein für Schäferhunde – Bundessiegerprüfung im September

Vom 20. bis 22. September 2024 ist das Heilbronner Frankenstadion fest in tierischer Hand, wenn der Verein für Deutsche Schäferhunde seine Bundessiegerprüfung in den Disziplinen IPR und Agility austrägt. Über 200 Teams, jeweils bestehend aus Hund und Herrchen, werden an diesen Tagen in vier verschiedenen Disziplinen ihre Besten suchen. Wir haben die Ortsgruppe Heilbronn auf ihrem Vereinsgelände an der Böckinger Viehweide besucht, um im Gespräch mit der Vorsitzenden Nicole Ruiz-Maile und ihrer Tochter Luna, die an Pfingsten mit ihrer Hündin Maya Deutsche Juniorenmeisterin wurde, über das Großevent zu sprechen.

Autor: Ralf Scherlinzky

6. August 2024

„Der Verein für Deutsche Schäferhunde wurde 1899 in Karlsruhe gegründet und ist inzwischen der weltgrößte Rassehunde-Zuchtverband“, weiß Nicole Ruiz-Maile. „Er feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Jubiläum. Da der SV hier in der Nähe gegründet wurde und wir zu den stärksten Ortsgruppen in Baden-Württemberg und Deutschland gehören, hat uns der Landesgruppen-Ausbildungswart angeboten, dass wir das Event hier in Heilbronn machen.“

1970 hatte die „Deutsche Meisterschaft der Schäferhunde“ schon einmal in Heilbronn stattgefunden. Zuletzt war im Jahr 2021 das Frankenstadion Schauplatz der Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaft.

Die Bundessieger werden bei dem Großevent in vier Disziplinen ermittelt. „Es gibt zum einen den Bereich IGP – die Internationale Gebrauchshunde-Prüfung. Diese besteht aus drei unterschiedlichen Disziplinen“, erklärt Nicole Ruiz-Maile. Von der IGP-Disziplin Fährte werden interessierte Schäferhunde-Freunde nichts mitbekommen, denn diese findet auf Feldern außerhalb von Heilbronn-Neckargartach statt. Dabei wird der Geruchssinn des Hundes überprüft, indem der Hund exakt die Spur eines Menschen verfolgt und Gegenstände anzeigt, die zuvor abgelegt wurden.

Beim Schutzdienst wird der „Täter“ gestellt und verbellt.

Die zweite Disziplin Unterordnung findet auf einem Nebenplatz des Frankenstadions statt. Hier liegen die schnelle und exakte Ausführung von Kommandos und der freudige, motivierte Ausdruck des Hundes im Fokus. Es werden mehrere Übungen wie eine Freifolge im Fuß, technische Übungen wie Sitz, Platz und Steh, sowie Apportierübungen gezeigt.

In der dritten Disziplin Schutzdienst (Foto links), die im Frankenstadion stattfindet, muss der Hund einen „Täter“ in seinem Versteck finden und ihn durch Verbellen stellen. Dabei werden die Selbstsicherheit, die Nervenstärke, Durchsetzungsfähigkeit und Gehorsamkeit des Hundes bewertet.

Ein für Zuschauer interessanter Bereich ist die Einzeldisziplin Agility, in der die Ortsgruppe Heilbronn des Vereins für Deutsche Schäferhunde zur deutschen und teils auch zur internationalen Spitze zählt. „Agility kann man ungefähr mit dem Springreiten vergleichen, nur eben mit dem Unterschied, dass der ‚Reiter‘ nebenherläuft“, sagt Nicole Ruiz-Maile. Im Vorfeld wird ein Hindernis-Parcours aufgebaut, der möglichst fehlerfrei und schnell bewältigt werden muss. „Die Hundeführer haben im Vorfeld fünf Minuten Zeit, um sich den Parcours einzuprägen und einen Weg zu finden, wie sie ihren Schäferhund hindurchführen wollen. Die Hunde reagieren hauptsächlich auf die Körpersprache ihrer Hundeführer und schon die kleinste Fehlbewegung der Hand oder eine falsche Schrittführung kann dazu führen, dass der Hund einen Fehler in der Abfolge macht“, so die Ortsgruppenleiterin weiter.

Von Freitag bis Sonntag gibt es drei Parcours-Durchgänge, die am Ende den Agility-Gesamtsieger ergeben. Sieger ist das Team, das insgesamt die wenigsten Fehler macht. Sind mehrere Teams nach den drei Durchläufen gleich auf, entscheidet die kürzere Gesamtzeit über die Platzierungen.

Eine Hundeführerin, die den Agility-Bereich fast perfekt beherrscht, ist Luna Ruiz-Maile. Obwohl die 17-Jährige eigentlich noch im Juniorenbereich startet, heizt sie gemeinsam mit ihrer Hündin Maya von der Eselsburg auch den Erwachsenen ordentlich ein. So wurde die Deutsche Juniorenmeisterin im Oktober 2023 bereits Sechste bei der Weltmeisterschaft in Ungarn. Mit Kerstin Fechti arbeitet sie in der Ortsgruppe Heilbronn nicht nur mit der ehemaligen Weltmeisterin und aktuellen Vizeweltmeisterin zusammen, sie geht auch teilweise mit deren Hündin Blow von Razzfazz an den Start – wie zuletzt bei der Landes-Juniorenmeisterschaft im IGP, wo sie gemeinsam mit Blow den dritten Platz erreichte.

„Ich wurde da reingeboren und bin tatsächlich schon seit meiner Geburt Mitglied der Ortsgruppe“, lacht die Heilbronnerin. „Seit ich vor fünf Jahren Maya bekommen habe, sind wir fast jeden Tag auf der Anlage. Und seither treten wir auch gemeinsam bei Wettkämpfen an.“

Ihr zeitintensives Hobby führte Luna Ruiz-Maile schon bis nach Saudi-Arabien. „Das war ein mega Erlebnis“, strahlt die Schülerin des Christiane-Herzog-Gymnasiums. „Schäferhunde sind in Saudi-Arabien ein Statussymbol. Der dortige Hundesport-Verband hatte beschlossen, Agility in Saudi-Arabien einzuführen und hat deshalb nach der Weltmeisterschaft 2023 in Ungarn deren kompletten Parcours gekauft. Die Saudis kaufen ihre Hunde meist bei deutschen Züchtern, und da war es für sie naheliegend, dass sie auch in Deutschland nach Agility-Experten fragen, die ihnen vor Ort bei der Einführung helfen können. Die Anfrage wurde an uns weitergeleitet, und so sind wir schon zwei Wochen später mit der ganzen Familie, unseren Hunden und den Einzelteilen des Parcours für eine Woche nach Riad geflogen.“

Zwei Tage lang bauten die Ruiz-Mailes in der „Dog Sport Arena“ eines Freizeitparks den kompletten Agility-Parcours auf, danach folgte ein Trainingstag und dann der mehrtägige Wettkampf mit 12 Startern. „Das war schon verrückt, wir waren dort eine echte Attraktion. Das saudische Fernsehen hat die Wettbewerbe übertragen und wir wurden interviewt. Und überall sind Drohnen geflogen, die alles ins saudische Königshaus übertragen haben“, so Luna Ruiz-Maile, die mit drei fehlerfreien Durchgängen den Siegerpokal gewann. Als sie diesen gesehen habe, grinst sie, sei sie richtig schockiert gewesen: „Der Pokal war größer als mein Hund und wir waren erstmal ratlos, wie wir ihn nach Deutschland transportieren können. Am Ende haben wir ihn auseinandergebaut, im Koffer verstaut und daheim wieder zusammengesetzt.“

Auch bei der Bundessiegerprüfung im September wird das Duo Luna und Maya mit dem Ziel antreten, den Siegerpokal mit nach Hause zu nehmen und sich damit direkt für die WM zu qualifizieren, die in diesem Jahr im niedersächsischen Meppen stattfindet.

„Es ist nicht unrealistisch, dass die beiden den Pokal holen, wobei mit Kerstin Fechti und Blow die größte Konkurrenz aus der eigenen Ortsgruppe kommt“, sagt ihre Mutter Nicole Ruiz-Maile, die sowohl die Veranstaltungs- als auch die technische Leitung inne hat. „Insgesamt sind wir Heilbronner mit acht Teams vertreten und wenn alles planmäßig läuft, werden die württemberger Ortsgruppen die Top-Platzierungen wieder unter sich aufteilen.“

Zur Bundessiegerprüfung werden 200 bis 220 Teams aus ganz Deutschland erwartet, der Organisationsaufwand ist immens. „Aktuell haben wir die anstehenden Aufgaben bereits an 144 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer verteilt, von denen die größte Gruppe von uns als lokalem Ortsverein kommt“, berichtet Nicole Ruiz-Maile.

Erfolgreiches Duo: Luna Ruiz-Maile und Maya

Die Organisation solcher Events werde von Jahr zu Jahr schwieriger, so die Heilbronner Vorsitzende weiter: „Absperrzäune, Security, Sanitäter, Veranstaltungstechnik, Energie, Reinigungsdienst, Gema – das alles kostet viel Geld. Dazu werden jetzt Dopingkontrollen bei den Hunden eingeführt, weshalb wir durchgehend einen Veterinär vor Ort haben müssen. Das ist schon nicht ohne.“

Zwei Wochen vor der Veranstaltung wird sich die Ortsgruppe Heilbronn mit einem Infostand in der Heilbronner Innenstadt präsentieren und auf das Event aufmerksam machen. Wochenend- und Tagestickets gibt es online unter www.tickets.schaeferhunde.de