Tim Bamberg: „In Hamburg passt das Gesamtpaket mit Schule und Sport“

Autor: Ralf Scherlinzky

24. April 2019

Tim Bamberg war eines der ersten Kinder, das bei der Gründung des Hockeyclubs in der TSG Heilbronn im Jahr 2006 den Hockeyschläger schwang. Heute, mit 18 Jahren, ist der damals Fünfjährige schon seit einigen Jahren eine feste Größe in den Nachwuchs-Nationalmannschaften des Deutschen Hockey-Bundes und steht jetzt, nach langer Verletzungspause, im Bundesligakader des Uhlenhorster Hockey-Clubs Hamburg. Die Hansestadt ist inzwischen seine zweite Heimat. Der Abiturient besucht seit 2017 die Eliteschule des Sports und kann dort Schule und Hockey perfekt in Einklang bringen. In den Faschingsferien war Tim Bamberg mal wieder in Heilbronn. Wir haben die Gelegenheit genutzt, ihn zum Interview zu treffen.

Foto: Achim Gehrig

Du warst jetzt längere Zeit am Stück in Hamburg. Wie ist es, wieder mal zuhause zu sein und im Hockeypark am Pfühl vorbeizuschauen?
Tim Bamberg: Das ist immer ganz lustig, wenn ich vorbeischaue und auch mal mittrainiere. Ich mag hier alle und die mögen mich glaub ich auch. Das ist super entspannt und es macht Spaß, die Jungs mal wieder zu sehen.

Wie oft kommst du nach Heilbronn?
Tim Bamberg: Normalerweise alle zwei bis drei Monate. Da ich dieses Jahr Abitur mache, wird es in den nächsten Monaten aber schwierig. Wahrscheinlich werde ich erst nach dem Abi wieder in Heilbronn sein.

Du bist jetzt seit September 2017 in Hamburg auf dem Internat. Erzähl mal, wie ist es, wenn man mit 16 Jahren Familie und Freunde verlässt und in eine fremde Stadt zieht.
Tim Bamberg: Klar, die ersten Tage ist das schon komisch. Aber es war gut, dass ich ins Sportinternat gekommen bin, denn da waren lauter Sportler, die in der gleichen Situation waren wie ich. Ich finde aber eigentlich immer gleich Freunde, und auch in der Schule habe ich mich schnell eingewöhnt. Das Zimmer habe ich mit Hannes Müller geteilt, den ich schon aus der Nationalmannschaft gekannt hatte. Heimweh hatte ich deshalb nicht. Das habe ich eher jetzt, wenn ich in Heilbronn bin.

Wieso ist die Wahl ausgerechnet auf Hamburg gefallen? In Mannheim und Ludwigsburg gibt es doch auch sehr gute Hockey-Standorte…
Tim Bamberg: Es gab zu beiden Kontakt, aber wenn ich dorthin gewechselt wäre, hätte ich in der Liga gegen meine Heilbronner Jungs spielen müssen – und das wollte ich nicht. Außerdem hat in Hamburg das Gesamtpaket gepasst. Das Internat selbst ist eigentlich wie eine große WG, in der ich zusammen mit Schwimmern, Basketballspielern, Handballern, Ruderern, Badminton- und Hockeyspielern wohne. Eigentlich besuchen wir eine ganz normale Schule. Doch dort gibt es – im Gegensatz zu Heilbronn – in jedem Jahr ein, zwei Sportlerklassen, in denen der Stundenplan optimal auf den Leistungssport angepasst ist. Dazu haben wir nebenan den Olympiastützpunkt, der optimale Trainingsbedingungen bietet. Da es in Hamburg das neunjährige Gymnasium gibt, ist dort schulisch alles entspannter als in Heilbronn mit dem G8. Am Mönchsee-Gymnasium hatte ich einen Notenschnitt von 2,6, in Hamburg stehe ich jetzt auf 1,6 oder 1,7 – und das, obwohl ich die elfte Klasse übersprungen habe. Mit dem Wechsel nach Hamburg habe ich definitiv alles richtig gemacht, zumal ich in den eineinhalb Jahren dreimal Deutscher U18-Meister und einmal Vizemeister geworden bin.

Und das, obwohl du lange verletzt warst…
Tim Bamberg: Das war tatsächlich keine wirklich schöne Zeit. Ich hatte zuerst eine Schambeinentzündung, und dann haben anschließende Untersuchungen ergeben, dass ich auch einen Leistenbruch hatte. Dieser musste operiert werden. Das hat mich fast ein Jahr gekostet, in dem ich lange Zeit so gut wie nichts machen durfte. Was ich durch die Verletzung verpasst habe, sieht man am besten an meinem Zimmernachbarn Hannes Müller. Der hat inzwischen sein erstes Länderspiel im A-Kader gemacht. Ich war zwar vor meiner Verletzung schon kurz im Bundesliga-Kader, bin aber jetzt erst richtig mit dabei.

Wie schätzt du deine sportlichen Perspektiven jetzt nach der überstandenen Verletzung ein?
Tim Bamberg: Ich bin einer der Jüngsten im Bundesliga-Kader und muss mich erstmal unterordnen. Wenn ich ein paar Einsatzminuten bekomme, ist das schon gut. Interessant wird es dann nächste Saison. Moritz Fürste und ein paar weitere ältere Spieler hören auf und es findet ein Generationen-Umbruch statt. Leider hören fast nur Stürmer auf, ich bin aber Verteidiger. Allerdings habe ich zuletzt in der Halle auch Stürmer gespielt, was mir hier jetzt eventuell zu Gute kommen könnte.

Wie geht es international für dich weiter?
Tim Bamberg: Als 2000er-Jahrgang bin ich jetzt aus der U18 raus. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ich in die U21-Nationalmannschaft komme. Da muss ich mich erstmal über die Bundesliga reinspielen. Um dort reinzukommen, habe ich einen harten Weg vor mir. Unrealistisch ist das aber nicht.

Beim Hockey ist ja Olympia das Höchste aller Gefühle. Wann wird man dich bei den Olympischen Spielen sehen?
Tim Bamberg: Eine Olympia-Teilnahme ist natürlich auch für mich ein großes Ziel. 2020 ist unrealistisch, aber für 2024 könnte es reichen. Aber man weiß ja nie. Im Hockey kann es manchmal schnell gehen. Ein neuer Trainer, der dich und deinen Spielstil mag, und schon bist du beim Lehrgang dabei. Und wenn du da überzeugst… In jedem Fall setze ich mir die Teilnahme 2024 als sportliches Ziel!