MOCOS Stille Helden des Sports: Timo Köhler (Fanclub Old Skool)

Es passierte am 12. Dezember 2021. Timo Köhler, langjähriges Mitglied des Fanclubs „Old Skool“ und leidenschaftlicher Supporter der Eisbären Heilbronn, erlitt bei einem Unfall im Rahmen eines Grillfests Verbrennungen dritten Grades am ganzen Körper. Lange Zeit war nicht sicher, ob der 31-Jährige die Folgen des Unfalls überleben würde. Er kämpfte sich durch über 20 Operationen, lag vier Monate im Krankenhaus und verbrachte zwei Monate in der Reha. Bei der Saisoneröffnung der Eisbären Anfang September war er erstmals wieder in der Eishalle, um gemeinsam mit seinen Freunden das Team anzufeuern – 273 Tage nach seinem Unfall. Wir haben uns mit ihm getroffen, um seine berührende Geschichte zu erfahren.

Timo Köhler (rechts) bei seinem „Comeback“
in der Eishalle. Foto: Thomas Kircher

Autor: Ralf Scherlinzky

28. Oktober 2022

Timo, wie geht es dir heute?
Timo Köhler: Es geht mir eigentlich relativ gut, aber ich bin noch lange nicht wieder dort, wo ich gerne wäre. Das Greifen mit den Händen fällt mir noch etwas schwer. Langes Stehen funktioniert auch noch nicht und ich trage eine Schiene am rechten Bein, da ich das Knie durch die Hauttransplantationen nicht richtig strecken kann. Beim Duschen brauche ich auch noch Hilfe. Da spielt immer die Angst mit, dass ich ausrutsche, weil vor allem der rechte Fuß sehr stark betroffen war.

Was ist an diesem 12. Dezember 2021 eigentlich genau passiert?
Timo Köhler: Das war eine ganz doofe Verkettung von Umständen. Wir haben bei einer Feier zu später Stunde zum zweiten Mal den Grill angeworfen. Zwei Leute haben im Spaß gerauft, haben mich umgeworfen und dabei hat mein Fuß angefangen zu brennen. Ein anderer wollte das Feuer löschen, hat aber blöderweise statt Wasser den Benzinkanister erwischt. Ich habe das noch realisiert und wollte ihm zurufen, aber da war es schon zu spät. Den Rest kann man sich denken. Ich bin dann irgendwann im Krankenhaus wieder aufgewacht.

Wie schwer waren deine Verletzungen?
Timo Köhler: 70 Prozent meines Körpers waren verbrannt. Selbst als es mir ein paar Wochen danach schon wieder besser ging, sagte mir der Arzt, dass ich noch nicht über den Berg sei. Durch mein Alter lagen meine Überlebenschancen immerhin bei 50 Prozent. Ich dachte, das kann es doch noch nicht gewesen sein mit 31 Jahren, also habe ich mir vorgenommen zu kämpfen und alles durchzuziehen.

Der Reha-Prozess wird aber wohl noch lange nicht vorbei sein…
Timo Köhler: Natürlich nicht. Ich werde in diesem Jahr definitiv nicht mehr in meinem Beruf als Schlosser und Schweißer arbeiten können, wenn das überhaupt nochmal geht. Ich habe am ganzen Körper Verbrennungsnarben und muss mich deshalb mehrmals am Tag eincremen und Tabletten nehmen. Unangenehm ist auch die Kompressionskleidung, die ich tragen muss, das schmerzt dann schon auf der Haut. Ich muss natürlich auch täglich weiter trainieren und an der Beweglichkeit der betroffenen Körperteile arbeiten.

Das ist das körperliche Thema. Aber mental ist das vermutlich nochmal eine ganz andere Sache…
Timo Köhler: Das Unterbewusstsein funktioniert leider so, dass es einem immer wieder die Bilder vom Unfall zeigt – das ist sehr hart. Ich rede mit meinem Zwillingsbruder und meiner Schwester, die Krankenschwester ist, sehr oft darüber und das hilft mir. In der Reha habe ich viele andere Betroffene kennengelernt und Fälle gesehen, wo ich gedacht habe, dass es mich schlimmer hätte treffen können. Ich habe in der Reha gelernt darüber zu sprechen, das hat mir sehr geholfen. Ich hatte diesen Unfall und muss lernen, damit umzugehen.