Sport auf vier Pfoten: DJJM der Schäferhunde in Heilbronn

Hundesport ist für viele nur ein Hobby oder eine Beschäftigung für ihren Hund. Allerdings können auch Hunde in verschiedenen Leistungsklassen und Sparten gegeneinander antreten und sich messen lassen. Speziell für den Deutschen Schäferhund findet in diesem Jahr die Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft (DJJM) im Heilbronner Frankenstadion statt. Ausgetragen wird die Veranstaltung vom Verein für Deutsche Schäferhunde Ortsgruppe Heilbronn e.V.. Das Redaktionsteam des SPORTHEILBRONN-Magazins hat sich mit den Verantwortlichen, Kerstin Fechti, Swen Oppenländer und Nicole Ruiz-Maile (1. Vorsitzende) sowie deren Kindern Enrique und Luna, getroffen, um einen Einblick in Organisation und Ablauf einer solchen Meisterschaft zu bekommen. Was die Beteiligten zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht wussten: Die Veranstaltung musste kurz vor Redaktionsschluss von Pfingsten auf das Wochenende 30. Juli bis 1. August 2021 verschoben werden.

Fotos: Achim Gehrig

Autor: Enny Bayer

5. Mai 2021

Die Ortsgruppe Heilbronn des Vereins für Deutsche Schäferhunde wird in diesem Jahr die Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft im Heilbronner Frankenstadion austragen. Der Grund dafür: Die Ortsgruppe Heilbronn feiert 75. Jubiläum.

„Bisher gab es in Württemberg noch nie eine DJJM, das ist auch für uns etwas Besonderes“, erzählt Kerstin Fechti. „Wir haben aber bereits 2008 die Württembergische Landesmeisterschaft ausgetragen und werden diese auch im Spätjahr noch bei uns in Heilbronn haben. Grund dafür, dass die DJJM diesmal in Württemberg ausgetragen wird, ist das 100-jährige Jubiläum der Landesgruppe Württemberg. Diese hat bei uns angefragt, da sie sich noch an das Stadion als Veranstaltungsort von 2008 erinnern konnten.“ Somit wird es in diesem Jahr also noch zwei Großveranstaltungen des Hundesports in der Käthchenstadt geben.

WELCHE DISZIPLINEN GIBT ES BEI DER MEISTERSCHAFT?

Das Turnier wird in den beiden Bereichen Agility und IGP (Internationale Gebrauchshunde Prüfung) ausgetragen. Letzteres besteht aus den Disziplinen Fährte, Unterordnung und Schutzdienst. Agility wird auf der Rasenfläche hinter dem Stadion stattfinden, Unterordnung und Schutzdienst direkt im Frankenstadion. Für die Fährte, bei der Gegenstände ausgelegt werden, hat der Landesverband ein Gebiet außerhalb von Heilbronn ausgewählt.

WIE KÖNNEN SICH DIE JUGENDLICHEN QUALIFIZIEREN?

Im Vorfeld gibt es Turniere und Prüfungen, bei denen die Jugendlichen in verschiedenen Leistungsklassen antreten und bereits Punkte sammeln müssen. Sollten für eine Nominierung noch ein paar Punkte fehlen, können diese auf den Landesmeisterschaften erzielt werden. Dort fällt dann auch die Entscheidung, wer nominiert wird.

Die Heilbronner Ortsgruppe stellt bei der diesjährigen DJJM voraussichtlich sieben Teams, bestehend aus Hundeführer und Hund, in beiden Sparten. „Eigentlich hätten wir neun Teams gehabt, allerdings sind zwei Jugendliche noch in der Leistungsklasse A0. Um starten zu dürfen, müssen sie jedoch bereits in der höheren Leistungsklasse A1 sein“, erklärt Kerstin Fechti. Wie in den meisten Sportarten sind auch im Hundesport sämtliche Turniere ausgefallen und die Teams konnten nicht mehr ausreichend Qualis sammeln, um die A1-Klasse zu erreichen. Je nach Größe der einzelnen Landessportgruppen bekommt jede Gruppe ein gewisses Kontingent an Teilnehmern, die sie auf der DJJM stellen darf. Für Württemberg dürfen Ende Juli jeweils acht Teams in den beiden Bereichen starten. Um die Leistungsunterschiede so gering wie möglich zu halten, werden die Jugendlichen von den Junioren unterschieden. Zu der Jugend zählt man bis zu seinem 16. Lebensjahr, bei den Junioren kann man bis zu dem Jahr teilnehmen, in dem man 21 Jahre alt wird.

WIE LÄUFT DAS TURNIER AB?

Die Teilnehmer nehmen an den drei Meisterschaftstagen in der gewählten Sparte teil. Im Agility-Bereich wird ein Parcours aufgebaut, der mit seinen Hindernissen der entsprechenden Leistungsklasse (A1, A2 oder A3) entspricht. Die Hundeführer haben dann im Vorfeld fünf Minuten Zeit, um sich den Parcours einzuprägen und sich zu überlegen, wie sie ihren Schäferhund hindurchführen wollen. „Hier ist besonders die Genauigkeit des Hundeführers gefragt. Schon die kleinste Fehlbewegung der Hand oder eine falsche Schrittführung kann dazu führen, dass der Hund einen Fehler in der Abfolge macht“, weiß Kerstin Fechti und demonstriert uns dies an einer Übung mit ihrem Hund „Quickie“. Je mehr Fehler das Team macht, desto mehr Punktabzug gibt es. „Macht der Hund ein Gerät nicht richtig, muss es korrigiert werden. Falls ich das nicht erkenne und weitermache, werde ich direkt disqualifiziert“, fügt sie hinzu. Beim Agility kommt es vor allem darauf an, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Bei Punktgleichheit entscheidet die Zeit über die bessere Platzierung. „Agility ist sozusagen das Springreiten für Hunde, nur dass wir Menschen nebenherlaufen“, sagt Kerstin Fechti. In den IGP-Bereichen läuft es ähnlich ab. Bei der Unterordnung wird die Gehorsamkeit des Hundes bewertet. Dabei werden während dem Laufen, also dem „Fuß“-Gehen für den Hund, verschiedene Kommandos gegeben, die der Hund so schnell wie möglich befolgen muss. Je nach falscher Ausführung oder Ungenauigkeit gibt es auch hier einen Abzug in der Wertung.

Für die Disziplin Fährte wird im Vorfeld eine Spur gelegt – entweder vom Hundeführer (IGP 1) oder von einem Fährtenleger (IGP 2+3), der auf dem Weg drei verschiedene Gegenstände auslegt. Nach einer gewissen Liegezeit der Spur muss der Schäferhund dieser ganz genau folgen, während der Hundeführer zehn Meter hinter ihm geht. Stößt der Hund auf einen Gegenstand, muss er diesen anzeigen und darf erst wieder auf Kommando des Besitzers weitergehen. Auch hier gilt: Bei Hinauslaufen aus der Spur oder einer Fehlreaktion auf das Kommando werden von den Richtern Punkte abgezogen.

Der letzte IGP-Bereich ist der Schutzdienst. Hier wird auch vor allem auf den Gehorsam des Hundes geachtet. Der Hund muss mehrere Verstecke umlaufen und herausfinden, in welchem sich der Helfer befindet. Dort muss er entsprechend reagieren und warten, bis sein Besitzer bei ihm ist. Erst wenn der Helfer vom Versteck flüchtet und der Hundeführer das entsprechende Kommando gibt, darf der Hund ihn verfolgen und ihn auch in einen geschützten Arm beißen. „Der Schutzdienst, den wir mit den Hunden machen, ist eigentlich wie der Hundeeinsatz bei der Polizei. Der Täter ist bei uns der Helfer und muss verfolgt und aufgehalten werden“, erklärt uns Kerstin Fechti. Auch hier wird der Hund nach Punkten in Gehorsam und Ausführungsgenauigkeit bewertet.

ORGANISATION

Für den organisatorischen Teil der Meisterschaft ist Nicole Ruiz-Maile verantwortlich, die erste Vorsitzende der Ortsgruppe. Auch bei dieser Großveranstaltung läuft viel mehr im Hintergrund ab, als man am Ende bei den Meisterschaftstagen sieht. Was sich gegenüber anderen Sportarten als wesentlich schwieriger darstellt, ist die Zusammenstellung der Unterkünfte für die Teilnehmer – denn nicht überall sind Hunde erlaubt.

Das neunköpfige Vorstandsteam ist bereits seit Herbst letzten Jahres mit der Organisation beschäftigt. „Angefangen beim Heraussuchen der Teilnehmergeschenke, über die Kooperation mit der Stadt Heilbronn und den Anmietungen von Zelten und Schankanlage, bis zu den Transportmöglichkeiten für die Teilnehmer und den Helfern an den Turniertagen wird alles von uns organisiert“, weiß Nicole Ruiz-Maile. Finanziell bekommt die Ortsgruppe Unterstützung vom Hauptverein, wobei dieser 2021 nur zwei Drittel des Kontingentes zur Verfügung stellen kann. Doch nicht nur finanziell sorgt die Pandemie für Einschränkungen: „Da wir eine Jugendmeisterschaft ausrichten, haben alle Teilnehmer mindestens eine erwachsene Begleitperson dabei, wodurch wir die Veranstaltung nicht komplett zuschauerfrei ausrichten können. Das könnte eventuell der Knackpunkt sein, dass wir die DJJM nochmal verlegen müssen.“

Inzwischen wissen wir: Die Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft musste tatsächlich von Pfingsten auf das letzte Juli-Wochenende verlegt werden. Nichtsdestotrotz: Wir freuen uns auf ein tolles Event, das von 30.7. bis 1.8. hoffentlich mit Zuschauern stattfinden kann!