Short Track Skaterin Enni Wielsch: Deutsches olympisches Jugendlager

Enni Wielsch macht derzeit ihren Abschluss zur Fachhochschulreife in Heilbronn. Die Horkheimerin ist auf der Short Track Eisbahn zuhause. Mittlerweile ist sie seit zehn Jahren in ihrer Sportart tätig und hat 2018 einen neuen deutschen Rekord aufgestellt. Die 17-Jährige, die zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften den fünften Platz belegte, durfte am diesjährigen Deutschen Olympischen Jugendlager für die Olympischen Winterspiele in Peking teilnehmen. Diese fanden jedoch nicht im fernen Asien statt, sondern im bayrischen Bischofsgrün. Im Gespräch mit der SPORTHEILBRONN-Redaktion berichtet Enni von den speziellen Erfahrungen, die sie dort gemacht hat.

Autor: Steffi Hägele

29. April 2022

Teilnehmer des Deutschen Olympischen Jugendlagers beim Kung Fu

Fotos: Kai Peters

Enni Wielsch (links) in ihrem Element

Wie kamst du auf die Idee, dass du in das Deutsche Olympische Jugendlager gehen möchtest?
Enni Wielsch: Meine Mama hat mich auf die Idee gebracht. Sie kam kurz vor dem Bewerbungsschluss Anfang August zu mir und meinte, dass ich mich doch dafür anmelden könnte. Ich fand die Idee gut und wir haben dann gleich angefangen, alle Sachen zusammenzustellen. Die Bewerbung ist übrigens fast so aufwendig, wie wenn man sich bei der Polizei bewerben möchte. Der DOSB wollte nicht nur alles über mich wissen, sondern ich musste auch noch ein kurzes Video drehen. Die Antwort habe ich dann per Mail Mitte September bekommen – das war schon eine Warterei. Natürlich kam die Mail ausgerechnet, als ich in Mannheim im Training war und mal nicht meinen Posteingang checken konnte. Abends auf der Couch habe ich dann die Zusage gesehen.

Wie viele Sportler waren insgesamt dabei?
Enni Wielsch: Es können 40 Sportlerinnen und Sportler teilnehmen. Ich habe eigentlich gedacht, dass es mehr Wintersportler sein werden, weil es ja Winterspiele sind, aber da lag ich wohl falsch (lacht). Bei uns waren es letztendlich zwölf Winter- und 28 Sommersportler. Es waren nicht nur Leistungssportler dabei, sondern auch einige, die aufgrund ihres Ehrenamts teilnehmen durften.

Ihr konntet nicht nach Peking fliegen und vor Ort die Olympischen Winterspiele gemeinsam erleben…
Enni Wielsch: Genau. Im September hatte es noch geheißen, dass wir vor Ort in Peking bei den Olympischen Spielen dabei sein würden. Ein paar Wochen später wurde dann bekannt gegeben, dass keine fremden Zuschauer erlaubt sind. Wir sind dann statt nach Peking in ein neugebautes Sportcamp nach Bischofsgrün gegangen, das in der Nähe von Bayreuth liegt. Die Anlage war echt schön, es lag viel Schnee und die Aussicht war jetzt auch nicht gerade schlecht (grinst). Vor der Anreise mussten wir alle einen PCR-Test machen und wurden auch täglich im Camp mit einem Schnelltest getestet. Wir hatten auch eine FFP2-Maskenpflicht und durften die Masken nur beim Essen abziehen. Selbst beim Sport mussten wir sie aufbehalten. Im Voraus haben wir einen Eigenanteil für das Deutsche Olympische Jugendlager bezahlt, in dem alles mit eingerechnet war. Bei der Anreise hat jeder von uns einen Koffer voller Deutschland-Klamotten für Peking bekommen. Somit konnten wir uns auch für die Fotos immer einheitlich anziehen. Das war schon cool, denn man bekommt ja auch nicht alle Tage die Kleidung des Deutschen Olympiateams.

Was stand bei euch auf dem Tagesprogramm?
Enni Wielsch: Wir hatten viele gemeinsame Aktivitäten, zum Beispiel eine Schneeschuhwanderung und eine Führung bei der Skisprungschanze. Es wurde auch ein China-Tag mit verschiedenen Workshops veranstaltet. Hier durften wir zwei Stunden Kung Fu lernen, was auch mega Spaß gemacht hat. Danach waren wir noch für ein paar Stunden im Chinesisch-Unterricht, aber da ist bei mir jetzt nicht ganz so viel hängen geblieben (lacht). Leider konnten wir Langlauf und Biathlon nicht mehr machen, weil das Jugendlager coronabedingt nach fünf Tagen abgebrochen wurde. Das wäre bestimmt auch richtig cool gewesen. Wir waren noch Schlittschuhlaufen und ich habe mich dann bei einem Wettrennen mit den Eiskunstläufern gebattelt. Vor dem Frühstück wurde auch eine Runde Yoga und Frühsport angeboten. Natürlich haben wir die Olympischen Spiele am Fernseher mitverfolgt und ich muss sagen, ich habe dabei viel über andere Sportarten gelernt. Ich weiß jetzt unter anderem, wie Curling funktioniert. Das waren immer lustige Abende und Nächte – wir waren eine coole Truppe.

Enni Wielsch (links) beim Kung Fu

Wie behältst du das Deutsche Olympische Jugendlager in Erinnerung?
Enni Wielsch: Ich habe es sehr genossen, auch wenn ich erstmal ein wenig Schlaf nachholen musste. Schade war, dass es leider nicht in Peking stattgefunden hat und nach ein paar Tagen abgebrochen wurde. Man kann einfach schöne Erfahrungen sammeln und vor allem für die Sportler, die es nicht zu Olympia schaffen werden oder deren Sportart nicht olympisch ist, ist es ein einmaliges Erlebnis. Auch die neuen Kontakte, die man durch das Jugendlager knüpfen kann, sind super. Wir haben immer noch unsere Social Media Gruppen und sind weiterhin ständig in Kontakt.

Es war echt einzigartig und ich hoffe, dass es andere anregt, sich auch dafür zu bewerben.