Pink Pearls – Paddeln gegen Brustkrebs: „Wir sitzen alle in einem Boot“

Seit 2015 paddelt die Reha-Gruppe Pink Pearls gegen Brustkrebs. „Die Kombination aus Paddeln und Gymnastik ist unter den Vereinen, die Sport nach Krebs anbieten, in Heilbronn einmalig. Das ist ein tolles Konzept, hinter dem wir voll und ganz stehen“, sagt Markus Otten vom Stadtverband für Sport über das Drachenboot-Projekt der TSG Heilbronn. Wir haben uns mit der Organisatorin Lea Simon getroffen, um genauer zu erfahren, was hinter den Pink Pearls steckt und was das Paddeln in dem pinken Drachenboot bewirken kann.

Fotos: Pink Pearls (1), Marcel Tschamke (1)

Autor: Ralf Scherlinzky

7. Oktober 2018

Ihr habt im Juli die Bootstaufe eurer „Pink Pearl“ gehabt, zu der zahlreiche Ehrengäste gekommen sind. Hört sich an, als sei das etwas Besonderes gewesen…
Lea Simon: Das war es absolut. Beim Drachenboot ist das Taufritual genau festgelegt. Man erweckt den Drachen zum Leben – mit Räucherstäbchen, Geldverbrennen, Opfern von Obst und Gemüse, das dem Drachen ins Maul gelegt wird etc. Das Ritual endet dann auf dem Wasser. Eine solche Bootstaufe ist ein Event, das man erlebt haben muss.

Jetzt seid ihr endlich auch dem Namen entsprechend im eigenen Boot in Pink unterwegs. Wieso eigentlich Pink? Was hat es damit auf sich?
Lea Simon: Die rosa Schleife steht weltweit als Symbol im Bewusstsein gegen Brustkrebs. Die Pink Paddler sind eine internationale Bewegung mit Drachenboot-Gruppen, die aus Frauen und Männern mit Brustkrebs bestehen. In Deutschland gibt es solche Gruppen in rund 15 Städten.

Wie ist die Gruppe in Heilbronn entstanden?
Lea Simon: In meinem Hauptberuf als Sozialarbeiterin begleite ich Krebskranke sowie Sucht- und psychisch Kranke. 2015 habe ich meine Bachelorarbeit über das Thema Pink Paddler geschrieben. Dabei reifte die Idee, eine eigene Gruppe in Heilbronn zu organisieren. Diese ist dann im April 2015 gestartet. Inzwischen sind wir um die 25 Frauen, die alle bei den Pink Pearls als Reha-Maßnahme nach einer Brustkrebs-Erkrankung paddeln.

Was bewirkt das Drachenbootfahren nach einer Krebserkrankung genau?
Lea Simon: Die Paddelbewegungen mit den Stechpaddeln führen dazu, dass der Lymphdrüsenabfluss besser funktioniert. So können Lymphödeme gemindert werden. Es ist ja eh erwiesen, dass Sport nach Krebs die Gefahr einer Wiedererkrankung mindert. Und beim Paddeln gilt dies speziell für das Rezidiv von Brustkrebs. Das Tolle am Drachenbootfahren ist aber auch, dass Frauen, die nicht ganz so gut zu Fuß sind, dennoch gut bei uns ins Boot reinsitzen und mitpaddeln können, während sie bei anderen Rehamaßnahmen passen müssen. Das Drachenbootfahren wirkt sich aber auch psychisch positiv auf die Frauen aus – hier findet der Spruch „Wir sitzen alle in einem Boot“ seine ursprüngliche Bedeutung. 20 Frauen sitzen in einem Boot, die alle eine ähnliche Krankheitsgeschichte haben und sich gegenseitig aufbauen können. Beim Paddeln muss auch alles im Gleichklang laufen, jeder muss zum selben Zeitpunkt das Paddel ins Wasser stechen. Das ist Teamwork!

Wie oft trainiert ihr?
Lea Simon: Von April bis Oktober einmal pro Woche am Dienstag um 18 Uhr, in der Wintersaison samstags um 14 Uhr. Wir nutzen neben dem Paddeln aber auch verschiedene Angebote der TSG Heilbronn wie Rehasport oder Gymnastik und gehen auch mal walken oder machen Krafttraining. Manchmal nehmen wir auch – quasi als Zubrot – an Regatten teil. Da ziehen wir für diejenigen, die teilnehmen möchten, im Training auch mal das Tempo an.

Kostet es etwas, bei den Pink Pearls dabei zu sein?
Lea Simon: Dadurch, dass wir ein anerkanntes Rehasport-Angebot sind, können die Teilnehmerinnen mit einem Rehasport-Rezept von ihrem Arzt zu uns kommen und können damit sowohl Paddeln als auch die Gymnastikangebote der TSG nutzen. Diejenigen, die kein Rehasport-Rezept haben, weil ihre Operation beispielsweise schon länger zurück liegt, dürfen über den normalen Mitgliedsbeitrag der TSG Heilbronn mitmachen. Ich empfehle den Leuten immer, mit dem Arzt zu besprechen, was für ihren aktuellen Gesundheitszustand sinnvoller ist – Paddeln oder Gymnastik.

Braucht man Vorkenntnisse, um bei euch mitmachen zu können?
Lea Simon: Nein, man kann ohne Vorkenntnisse teilnehmen. Als Trainerin zeige ich den Teilnehmerinnen, wie sie technisch korrekt und rückengerecht paddeln. Wir freuen uns natürlich immer über weitere Teilnehmer – Brustkrebs kann auch bei Männern auftreten – die bei den Pink Pearls dabei sein möchten. Unter pinkpearls-heilbronn@t-online.de oder Telefon 0151/57892883 beantworte ich gerne alle Fragen.