Olympische Spiele 2024 – Drei Olympia-Teilnehmer erzählen von Paris

Eigentlich war es ja schade. Mit Laura Raquel Müller, Katharina Menz und Philip Schaub waren drei Olympia-Teilnehmer extra nach Heilbronn gekommen, damit sie in einer öffentlichen Interviewrunde den Nachwuchssportlern der Heilbronner Vereine exklusive Blicke hinter die Kulissen der Olympischen Spiele geben können. Wir hatten 25 Vereine zu unserem Olympiagespräch in die Hofwiesenhalle der TSG Heilbronn eingeladen, doch leider wurde aus der geplanten Talkrunde vor Publikum eher ein kleiner Stuhlkreis. Dieser hatte es dann aber in sich. In lockerer, familiärer Atmosphäre plauderten die drei authentischen Athletinnen und Athleten aus dem Nähkästchen und kehrten dabei zwei Stunden lang ihr Innerstes nach außen. Sie ließen die Zuhörer an ihrem Gefühlsleben teilhaben, beantworteten geduldig alle Fragen und plauderten auch nach dem offiziellen Ende noch interessiert mit ihnen weiter. Eine kleine Zusammenfassung des spannenden Abends haben wir hier für die SPORTHEILBRONN-Leserinnen und -Leser aufbereitet.

Autor: Ralf Scherlinzky

11. November 2024

„Olympia-Stuhlkreis“ in der Hofwiesenhalle der TSG Heilbronn. Fotos: Thomas Kircher

Philip Schaub (27, BMX-Racing, Pleidelsheim)

Olympische Spiele 2024:
Platz 21
Philip Schaub feierte in Paris sein Olympia-Debüt. Der Pleidelsheimer war Deutscher Meister 2019, EM-Fünfter 2023 und Vizeweltmeister 2021 in der Disziplin Pumptrack.

Laura Raquel Müller (20, Weitsprung, Öhringen)

Olympische Spiele 2024:
Platz 20 mit 6,40 m
Laura Raquel Müller war eine der jüngsten deutschen Leichtathletinnen in Paris. Mit einem Sprung über 6,81 m hatte sie sich Anfang 2024 in die Weltspitze katapultiert. 2023 hatte die Öhringerin bei ihrem Comeback nach langer Verletzungspause Bronze bei der U20-EM gewonnen.

Katharina Menz (34, Judo, Backnang)

Olympische Spiele 2024:
Im ersten Kampf ausgeschieden
Katharina Menz war zum zweiten Mal bei den Olympischen Spielen dabei. 2021 hatte sie mit dem deutschen Mixed-Team die Bronzemedaille gewonnen. 2022 wurde die in Magstadt lebende Backnangerin Vizeweltmeisterin in der Klasse -48 kg. „Katha“ ist zudem achtfache Deutsche Meisterin.

Paris liegt jetzt rund ein Vierteljahr zurück. Was habt ihr unternommen, um die vielen Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten?

Philip Schaub: Ich habe mich aus allem ausgeklinkt und war zwei Monate lang mit meiner Freundin in Südostasien unterwegs und bin durch Thailand, Kambodscha und Vietnam gereist. Ich war seit 2021 drei Jahre lang All-in gegangen, um mich für Paris zu qualifizieren. Das ist mir gelungen, ich musste dann aber aus der Sport-Bubble ausbrechen und der Seele und dem Körper den Freiraum geben, sich wieder erholen zu können.

Katharina Menz: Bei mir war es ähnlich. Die Olympia-Quali läuft bei uns über zwei Jahre und die Judo-Saison geht ohne Pause von Januar bis Dezember. Ich hätte mir nicht vorstellen können, danach direkt wieder auf die Judomatte zu gehen. Ich war auch erstmal ein paar Wochen im Urlaub, habe zuerst einen Roadtrip nach Albanien und dann noch eine weitere Rundreise durch den Westen der USA gemacht. Das hat gut getan, um Abstand zu gewinnen.

Laura, bei dir lief das etwas anders als bei den beiden…

Laura Raquel Müller: Ich habe es immerhin auch in den Urlaub geschafft, auch wenn ich nur eine Woche lang zusammen mit meiner Weitsprung-Kollegin Mikaelle Assani in Italien war. Und dann kam auch schon die Nachricht, dass ich zur Sportfördergruppe der Bundeswehr zugelassen bin und für vier Wochen zur Grundausbildung nach Hannover fahren muss. Als ich von dort zurück kam, ging es gleich wieder mit einem ganz geschmeidigen Übergang in die Trainingshalle, wo die Vorbereitung auf die Hallensaison begann.

Wie waren die Olympischen Spiele für dich als eine der jüngsten Leichtathletinnen im deutschen Team?

Laura Raquel Müller: Ich war schon viel auf internationalen Wettkämpfen unterwegs. Aber Olympia ist etwas ganz anderes. Du kommst da nicht nur hin und machst dein Ding, sondern bist mit vielen unterschiedlichen Charakteren aus der ganzen Welt zusammen, mit denen du klarkommen musst. Die eine hat sich direkt neben mir plötzlich selbst angeschrien, die andere hat meditiert und die Dritte hat mich vor dem Wettkampf die ganze Zeit vollgelabert. Darauf hatte mich niemand vorbereitet und ich war etwas überrumpelt, was sich dann auch auf die Konzentration ausgewirkt hat. Dazu herrschte im Stadion ein Höllenlärm, wodurch die Kommunikation mit meinem Trainer kaum möglich war. Das einzige, was ich außer den Zuschauern gehört habe, war meine eigene Stimme, die sagte: „Bleib cool. Du hast das schon öfter gemacht. Du kannst das.“ Sportlich bin ich dann leider auch etwas unter meinen Möglichkeiten geblieben.

Philip Schaub: Das mit dem Lärm kann ich absolut bestätigen. Bei uns in der BMX-Arena waren es zwar keine 80.000, sondern nur 3.000 Leute, extrem laut waren sie aber trotzdem. Unsere Fahrräder geben ja leichte Geräusche von sich, und du hörst normalerweise immer, wo ungefähr deine Gegner sind. In Paris war das aber absolut nicht möglich. Dennoch hat jede einzelne Runde, die ich gefahren bin, unglaublich Spaß gemacht. Sportlich hatte ich leider Pech. Mit Platz 20 nach den drei Viertelfinalläufen hätte ich mich für den Hoffnungslauf qualifiziert, ich wurde aber mit 14/1000 Sekunden Rückstand 21. und bin ausgeschieden.

Katha, du wusstest ja nach Tokio 2021 schon in etwa, was auf dich zukommt. Wie war es für dich? Du hattest ja noch eine Rechnung mit Olympia offen…

Katharina Menz: Auch wenn ich leider nur einen einzigen Kampf bestreiten konnte, war es diesmal wesentlich versöhnlicher als in Tokio. Es war ein Kampf auf Augenhöhe gegen eine sehr starke Gegnerin, die ein Quäntchen mehr Glück hatte als ich. Die Tage danach habe ich dann mit meinen Teamkameradinnen in der Halle mitgefiebert und habe es auch genossen, bei anderen Sportarten zuzuschauen, denn 2021 hatten wir ja wegen Corona direkt wieder abreisen müssen. Toll war auch, dass Familie und Freunde da waren. Und dann diese Stimmung in der ganzen Stadt – das hat die Zeit schon besonders gemacht.

Philip Schaub: Ich weiß genau, was du meinst mit der Stimmung. Man ist in seinen Olympia-Klamotten durch Paris gelaufen und die Leute haben einen gefeiert – das war total crazy. So ähnlich muss sich ein Fußball-Nationalspieler fühlen.

Laura Raquel Müller: Diesen Hype haben wir auch noch bei der Rückreise gespürt. Wir sind mit einem Expresszug mit dem ganzen Team nach Köln gefahren, der komplett mit Deutschland-Flaggen und Girlanden dekoriert war. Nach der Abschlussfeier hatten wir noch ordentlich gefeiert und wollten eigentlich alle nur noch schlafen. Da stand plötzlich der Saxophonist, der während Olympia auf TikTok so gehyped wurde, im Zug. Und die Handballer sind dann mit palettenweise Bier feiernd mit dem durch die Waggons gezogen. In Köln wurden wir von Tausenden von Menschen mit Deutschland-Flaggen auf der Domplatte empfangen und die Polizisten sind für uns Spalier gestanden und haben geklatscht. Das war Gänsehaut pur.

Katha, du warst ja gleich am ersten Tag mit deinem Wettkampf dran. Warst du trotzdem bei der Eröffnungsfeier dabei?

Katharina Menz: Nein, leider nicht. Als sich alle so langsam auf den Weg dorthin gemacht haben, ging es für mich schon zur Waage, ich war dann aber happy, dass ich endlich wieder etwas essen konnte. Unser Teamarzt ist mit mir dageblieben und wir haben die Feier dann im Fernsehen angeschaut. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich deswegen traurig war. Das war ich aber gar nicht, denn ich wusste von vornherein, dass es so sein würde.

Laura, wie war das für dich im Olympischen Dorf? Das müssen für dich als Rookie ja auch krasse Eindrücke gewesen sein…

Laura Raquel Müller: Also Dorf kann man das ja eigentlich nicht nennen, denn das war eher eine Großstadt, und die Mensa war eine Messehalle, in der man sich verlaufen konnte (lacht). Mikaelle Assani und ich sind am ersten Abend etwas verloren durch die Mensa gelaufen und Mika hat sich mit ihrem Teller zu den erstbesten Deutschen gesetzt, die sie gesehen hat. Ich habe mich dann auch dazugesetzt und wir sind ins Gespräch gekommen. Dabei hat sich dann herausgestellt, dass wir bei der Basketball-Nationalmannschaft saßen. Wir haben dann den ganzen Abend gequatscht. Auch Simone Biles ist uns mal über den Weg gelaufen und ich musste feststellen, dass sie noch kleiner ist als man sie sich vorstellt. Aber wow, ist das ein Kraftpaket!!! Überhaupt war es spannend, dass plötzlich Leute, die man nur vom Fernseher her kannte, vor einem standen.

Philip Schaub: Das Olympische Dorf war etwas, was mir leider nicht vergönnt war, denn wir waren weiter außerhalb in der Nähe unserer Halle zusammen mit den anderen Radsportlern in einem Hotel untergebracht. Die meisten von denen hatte ich schon von der WM her gekannt. Zumindest im Deutschen Haus konnte ich dann aber auch noch ein paar andere Sportler treffen, wie zum Beispiel Tennisspieler Alexander Zverev, mit dem ich wie ein Fanboy ein Selfie gemacht habe (lacht). Überhaupt war das Deutsche Haus eine recht coole Location, wo wir Athleten zum Beispiel ins Gym oder zum Physio gehen konnten.

Katharina Menz: A propos Deutsches Haus: Eines meiner absoluten Highlights war der dortige Schlafbereich – ich habe sooo gut geschlafen (lacht). Da waren Betten aufgestellt, in die man sich als Athlet einfach reinlegen konnte.
Laura Raquel Müller: An einem Abend war ich im Deutschen Haus, um meine Familie zu treffen, da waren auf einmal ein Haufen Securityleute und Fotografen – und mittendrin saß Bundeskanzler Olaf Scholz, der sich mit Alica Schmidt und Julian Weber unterhielt und sein Bier getrunken hat.

Welche Erfahrung habt ihr eigentlich mit den Betten im Olympischen Dorf gemacht? Da hört man ja unterschiedliche Geschichten…

Katharina Menz: Die Betten waren sehr hart. Weil ich das von Tokio her schon kannte, wo ich nachts beim Umdrehen mit Hüft- und Schulterschmerzen aufgewacht war, habe ich gleich eine Luftmatratze von zuhause mitgebracht, die ich draufgelegt habe. Die Betten im Deutschen Haus waren aber trotzdem viel bequemer (lacht).

Laura Raquel Müller: Mein Bett hat am Ende nachgegeben, weil meine Wasserflasche ausgelaufen war. Erst da habe ich gemerkt, dass die Betten tatsächlich aus Pappe sind. Ein Teil der Athleten hatte sich Topper für die Betten bestellt, um bequemer schlafen zu können. Wir hatten eine große WhatsApp-Gruppe mit allen Olympia-Athleten, und immer, wenn wieder jemand abgereist ist, wurden dort Topper gedealt. Leider waren sie immer sehr schnell vergriffen.

Und wie war das Essen in der Mensa?

Katharina Menz: Ich fand es okay. Es gab alles, was man gebraucht hat – Reis, Nudeln, Fleisch, Fisch, Gemüse, Salat, Obst, Süßes, Joghurt. Da habe ich schon Schlechteres erlebt.

Laura Raquel Müller: Also ich bin laktoseintolerant, und das hatten sie gar nicht einberechnet. Die haben mich ganz groß angeschaut, als ich nach laktosefreien Sachen gefragt hatte. Für Vegetarier und Veganer war alles da, aber uns hatten sie leider vergessen.

Philip Schaub: Da hatten wir es in unserem Hotel tatsächlich besser erwischt. Die Bahnradfahrer hatten ihren eigenen Koch dabei, der dann für alle Radsportler gekocht hat. Das war sehr geil.

Jetzt lasst uns die Zeit nochmal auf vor den Olympischen Spielen zurückdrehen. Es war ja bei euch allen lange nicht klar, ob ihr auch wirklich dabei sein könnt. Katha, du warst als Vizeweltmeisterin 2022 lange Zeit so gut wie sicher drin. Plötzlich hieß es dann aber, dass du raus bist, ehe du am Schluss doch noch nominiert wurdest. Was war da alles passiert?

Katharina Menz: Irgendwie war Anfang des Jahres ordentlich der Wurm drin und vieles ist gegen mich gelaufen. Mal habe ich mit Pech verloren, obwohl ich hätte gewinnen müssen. Ein anderes Mal hatte ich extrem schwere Auslosungen, während die direkte Konkurrenz locker durchmarschieren konnte. Und beim letzten Turnier hatte sich dann gefühlt alles gegen mich gewendet. Die Leute, die in der Rangliste hinter mir waren, haben gegen Gegnerinnen gewonnen, die sie vorher noch nie geschlagen hatten, während es bei mir extrem schlecht lief. Da war ich dann auf einmal raus, habe das Thema eine Woche lang erstmal gekonnt ignoriert und wollte mit niemandem darüber reden – und bin dann in den Urlaub gefahren.

Und wie hast du es dann doch noch nach Paris geschafft?

Katharina Menz: Am zweiten Tag meines Urlaubs kam eine Olympia-Rangliste heraus, auf der hinter einer Brasilianerin und mir ein großes R stand. Wir mussten erst herausfinden, was das bedeutet. Es stand dafür, dass wir beide Nachrückerinnen sind, falls nicht alle Kontinentalquotenplätze vergeben werden. Die Brasilianerin lag um wenige Punkte vor mir. Sie hatte keine Chance mehr, noch weitere Punkte zu sammeln, ich jedoch schon.

Mittwochs rief mich mein Trainer im Urlaub auf Mykonos an und fragte, ob ich meinen Reisepass dabei habe. Er sagte: „Wir können nach Tahiti fliegen und dort am Samstag kämpfen, damit du an ihr vorbeiziehen kannst.“ Also habe ich den Urlaub abgebrochen, war kurz zuhause und bin dann über Paris und Seattle nach Tahiti geflogen und nach 26 Stunden am Donnerstagabend angekommen. Ich musste noch drei Kilogramm Gewicht machen, habe tatsächlich das Turnier am Samstag gewonnen und die nötigen Punkte geholt, um an der Brasilianerin vorbeizuziehen. Zwei Wochen musste ich dann noch zittern, ehe ich als Nachrückerin nominiert wurde.

Die Rollkunstläuferinnen Lara Rozankowski (links) und Colleen Fox (rechts) holten sich von Katharina Menz wertvolle Tipps für ihre eigenen Karrieren.

Laura, bei dir wäre ja eigentlich erst Los Angeles 2028 auf dem Programm gestanden, und doch durftest du schon in Paris Olympialuft schnuppern. Wie hat dein Weg nach Paris ausgesehen?

Laura Raquel Müller: Das grundsätzliche Thema im Vorfeld war, dass wir in Deutschland mit Malaika Mihambo, Mikaelle Assani, Maryse Luzolo und mir vier gute Weitspringerinnen haben, von denen nur drei für Paris nominiert werden konnten. Hätte Malaika bei der EM 2023 den Titel geholt, wäre alles ganz einfach gewesen, denn sie hätte eine Wildcard bekommen und wir hätten alle dabeisein können. Malaika und Mikaelle hatten die Norm von 6,86 m dann schon früh übersprungen, also ging es nur noch um den letzten freien Platz zwischen Maryse und mir. Dieser musste über die Weltrangliste entschieden werden, da wir beide die Norm nicht gesprungen hatten. Wir haben uns wochenlang gebattelt und es hat sich alles auf die Deutschen Meisterschaften zugespitzt. Ich musste meine Leistungen bestätigen und Maryse durfte nicht über 6,60 m kommen.

Bei der DM lief dann aber alles gegen dich…

Laura Raquel Müller: Oh ja. Leider Gottes habe ich mich beim zweiten Sprung verletzt. Ich wollte den Sprung abbrechen und durchlaufen, bin dann aber in der Grube gestolpert und mit der Kniescheibe direkt auf die Metallumrandung geknallt. Als ich dann da lag, dachte ich mir, okay, das war‘s mit Olympia. Doch wie durch ein Wunder hatte ich mich nicht schwerer verletzt und konnte sogar mit dick bandagiertem Knie noch einen weiteren Sprung machen. Ich wollte alles versuchen, weil es meine letzte Chance für Olympia war, aber natürlich bin ich mit dem lädierten Knie weit hinter meiner normalen Leistung geblieben und als Zehnte ausgeschieden. Als das Finale lief, saß ich heulend auf der Tribüne – zum einen, weil mein Knie wehtat, zum anderen aber auch, weil Maryse in Führung lag. Sie wurde dann auch Deutsche Meisterin, aber nur mit 6,48 m…

Und damit war die Olympia-Quali für dich safe?

Laura Raquel Müller: Ich hatte gerade aufgehört zu weinen und war am Realisieren der Situation, da stand auch schon der Bundestrainer neben mir und meinte Laura, du bist bei Olympia dabei. Ich saß da mit zwei geschwollenen, blutenden Knien, stand gefühlsmäßig irgendwie noch zwischen der Trauer von vorher und der Freude über diese Nachricht – und dann habe ich wieder angefangen zu heulen, weil ich wusste, ich habe es geschafft.

Philip, bei dir gab es auch ein Auf und Ab bis zur Nominierung…

Philip Schaub: Genau. Bei uns ist es so, dass man sich nicht als einzelner Sportler qualifizieren kann, sondern Startplätze für seine Nation einfährt, ehe der Verband dann die Sportler auswählt. Aufgrund von Verletzungspech waren wir 2023 im Nationenranking so weit abgerutscht, dass wir eine Zeitlang gar keinen Startplatz gehabt hätten, am Ende hatten wir aber genau einen.

Dass dies dein Platz sein würde, war lange nicht absehbar.

Philip Schaub: Stimmt. Ich hatte im März 2023 einen Bandscheibenvorfall, der letztendlich dazu geführt hat, dass ich im November meine Bandscheiben-OP hatte. Und dann hat mein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Ich hatte noch zwei Chancen, mich zu qualifizieren – den Weltcup im April und die WM im Mai. Die Reha hatte sehr gut angeschlagen und ich konnte ab Februar wieder normal trainieren. Da begann dann die anstrengendste Zeit meines Lebens mit elf Trainingseinheiten von Montag bis Samstag. Am Tag vor dem Weltcup hatte ich starke Schmerzen und es hatte nicht danach ausgesehen, als könnte ich starten. Durch viele Übungen, intensive Behandlungen und sehr viele Mut machende Nachrichten von zuhause wurde ich aber doch noch rechtzeitig fit und konnte sogar zum allerersten Mal ein Weltcup-Finale erreichen. Die WM war dann so lala und ich schied im Viertelfinale aus. Da meine direkten Konkurrenten aber auch nicht weiterkamen, hatte ich durch das Weltcup-Ergebnis das interne Rennen um den einzigen Startplatz gewonnen und der Verband hat mich glücklicherweise für Paris nominiert.

Wie sehen eure Ziele für die Zukunft aus?

Laura Raquel Müller: Mein Ziel ist in jedem Fall Olympia 2028 in Los Angeles. Es war für mich mega motivierend, jetzt dabei zu sein. Beim nächsten Mal weiß ich, was mich erwartet.

Philip Schaub: Ich möchte mich bis zum Start der Quali für LA 2028 in der Weltrangliste in Position bringen, um dann als Top10-Fahrer dabei zu sein und um die Medaillen mitzufahren.

Katharina Menz: Momentan kann ich noch nichts zu Zielen sagen. Im Judo ist gerade einiges im Umbruch und ich möchte erstmal abwarten, wie sich das weiterentwickelt, bevor ich weiß, wie es bei mir weitergeht.

 

Wir danken euch drei herzlich dafür, dass ihr extra für uns nach Heilbronn gekommen seid und uns so tiefe Einblicke gegeben habt.