Olympiasiegerin Natascha Keller: „In Heilbronn macht‘s einfach Spaß“

Natascha Keller ist mit 425 Länderspielen Rekordnationalspielerin der Deutschen Hockey-Nationalmannschaft. 2004 gewann sie bei den Olympischen Spielen in Athen die Goldmedaille und hatte 2012 die große Ehre, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in London als Fahnenträgerin der deutschen Delegation einzulaufen. Im August 2020 war die 43-Jährige nun bereits zum vierten Mal als Trainerin beim Sommer Camp des Hockeyclubs Heilbronn dabei. Unsere Redakteure Enny Bayer und Ralf Scherlinzky haben die Gelegenheit genutzt, um die aus Berlin stammende Hockey-Legende zu treffen und – zumindest für‘s Foto – eine kurze Trainingseinheit zu absolvieren…

Fotos: Achim Gehrig

Autor: Ralf Scherlinzky

28. Oktober 2020

Natascha, du bist nun schon zum vierten Mal hintereinander beim Sommer Camp der TSG Heilbronn dabei. Wie kam es dazu, dass du hier inzwischen sogar schon zum Stammgast geworden bist?
Natascha Keller: Wir hatten vor zehn, fünfzehn Jahren mal mit der Damen-Nationalmannschaft in Heilbronn ein Länderspiel ausgetragen. Schon damals war alles so herzlich und persönlich. Ich bin direkt mit der Vorsitzenden Daniela Bamberg in Kontakt gekommen und das hat einfach gepasst. Die Kinder, die damals mit auf dem Platz rumgerannt sind, sind heute erwachsen und wohnen teilweise wegen Studium und Beruf nicht mehr in Heilbronn. Zum Camp kommen sie aber dennoch wieder zurück zum Helfen. Das gefällt mir, und generell macht es einfach Spaß, beim Sommer Camp in Heilbronn dabei zu sein.

Nimmt Heilbronn hier eine Sonderrolle ein oder finden in anderen Städten auch solche Camps statt?
Natascha Keller: Natürlich machen vor allem die Bundesligisten auch hochwertige und tolle Camps. Bei den Nicht-Bundesligisten ist Heilbronn aber im Jugendbereich federführend. Die Leute sind hier mit Herzblut dabei, die Camps sind kreativ aufgebaut und jedes Jahr lassen die Organisatoren neue Ideen in das Konzept einfließen.

Du organisierst normalerweise selbst eigene Camps…
Natascha Keller: Ja, ich hätte im Sommer eigentlich vereinsübergreifende Camps in Berlin und Genf gehabt, die aber leider Corona zum Opfer gefallen sind.

Hat das Heilbronner Sommer Camp gegenüber den letzten Jahren sehr unter den Corona-Bedingungen gelitten?
Natascha Keller: Nein, eigentlich gar nicht. Dadurch, dass das große Camp auf zwei kleine aufgegliedert wurde und die kleinen Gruppen dauerhaft zusammengeblieben sind, haben die Kinder sogar noch profitiert. Leider hat für uns Trainer das Abklatschen und der direkte Kontakt mit den Teilnehmern gefehlt, aber das geht im Jahr 2020 eben nicht.

Die Olympischen Spiele wurden auf 2021 verschoben. Du warst selbst fünfmal dabei und kannst bestimmt nachfühlen, was in den Athleten vorgeht…
Natascha Keller: Als Sportler trainierst du im olympischen Vier-Jahres-Zyklus und die Verschiebung bringt alles durcheinander. Wenn plötzlich das Ziel fehlt, schwindet auch die Motivation. Und für Sportler, die nach Olympia aufhören wollten, ist es besonders schwierig. Sie trainieren jetzt noch ein extra Jahr, ohne genau zu wissen, ob die Spiele 2021 auch tatsächlich stattfinden.