OB Harry Mergel: „Das Leben nach der BUGA wird ein gutes sein!“

Harry Mergel ist ein begeisterter Sportler. In ganz jungen Jahren schnürte der Heilbronner Oberbürgermeister seine Fußballstiefel für den VfR Heilbronn, von 1974 bis Mitte der Achtzigerjahre jagte er für die Union Böckingen der Lederkugel hinterher. Auch heute, mit 63 Jahren, steht der gebürtige Heilbronner hin und wieder auf dem Rasen – wie 2019 im Frankenstadion beim Benefizspiel der Heilbronner Allstars gegen die Traditionself des VfB Stuttgart. Wir haben den bekennenden Sportfan in seinem Amtszimmer im Rathaus besucht, um mit ihm über den Heilbronner Fußball, das Leben nach der BUGA, die benötigte Großsporthalle und die Sportstadt Heilbronn zu sprechen.

Autor: Ralf Scherlinzky

31. Januar 2020
Wimpelübergabe mit Weltmeister Guido Buchwald vor dem Benefizspiel im Frankenstadion. Foto Marcel Tschamke Photography

Herr Mergel, als Oberbürgermeister werden Sie sicherlich häufig zu Sportevents eingeladen. Gehören die Besuche für Sie zur Freizeit oder sehen Sie diese eher als einen Teil des Jobs an?
Harry Mergel: Das sind für mich die schönen Momente in meinem Beruf. Hier kann ich mein privates Interesse mit meinen beruflichen Aufgaben verbinden. Deshalb besuche ich, wann immer es geht, sehr gerne Sportveranstaltungen. Leider kann ich mir in Heilbronn momentan keine Fußballspiele auf höherklassigem Niveau anschauen.

Als Spieler waren Sie für den VfR Heilbronn und für die Union Böckingen aktiv. Der VfR hat sich erst mit dem HSV zum FC und später mit der Union zum FC Union zusammengeschlossen. 2018 wurde dann der VfR neu gegründet. Wo liegen denn heute Ihre Sympathien?
Harry Mergel: Ich hatte beim VfR eine wunderbare Jugendzeit und bei der Union großartige aktive Jahre – insofern fühle ich mich mit beiden Ursprungsvereinen außerordentlich verbunden. Anfangs hatte ich die Hoffnung, dass es mit der Fusion zum FC Union funktionieren könnte, musste aber einsehen, dass das Ganze zu sehr von Emotionen und einzelnen Menschen geprägt war. Mit der neuen Vorstandschaft und dem „Anpfiff“-Konzept ist man dort jetzt aber auf einem guten Weg. Ich muss aber auch gestehen, dass ich die Ansätze beim VfR außerordentlich sympathisch finde. Man sieht dort, welche Energie und welche Kraft aus Sportfreundschaften entstehen kann. Das berechtigt zu der Hoffnung, dass der momentane Aufwärtstrend dort weitergehen wird. In meinem Amt als Oberbürgermeister mache ich keine Unterschiede zwischen einzelnen Vereinen. Allerdings wird jeder verstehen, dass es eine gewisse Bindung gibt, wenn man als Jugendlicher viele Jahre bei einem Verein verbracht hat.

In der jüngeren Vergangenheit stand Heilbronn ganz im Zeichen der Bundesgartenschau, durch die andere Themen zurückgestellt wurden. Jetzt ist die BUGA vorbei und das Leben danach hat begonnen. Worauf kann sich der Heilbronner Sportfreund in Zukunft freuen?
Harry Mergel: Ich habe immer gesagt, dass das Leben nach der BUGA ein gutes sein wird. Natürlich können wir nichts Künstliches schaffen, sondern müssen auf das aufbauen, was es bereits gibt. Mit dem Hochsprung-Meeting auf dem Marktplatz werden wir 2021 ein Event haben, das auf der Tradition des Eberstädter Meetings aufbaut und ganz besondere Akzente setzen wird. Aber wir brauchen gar nicht so weit in die Zukunft schauen. Wenn wir beispielsweise einen Blick auf die Heilbronner Falken werfen, erkennt man dort eine sehr erfreuliche Entwicklung. Die Falken sind momentan, auch vom Management her, so gut unterwegs, dass ich die Chance sehe, dass es für sie noch weiter nach oben gehen kann. Die DEL2 muss noch nicht das Ende sein.

Mit der Aussage, dass die Stadt ein Grundstück für eine neue Großsporthalle zur Verfügung stellen würde, wenn ein Investor für einen Hallenbau vorhanden wäre, haben Sie im Januar vor allem bei den Eissport treibenden Vereinen ordentlich für Wirbel gesorgt – zumal es ja vor ein paar Jahren bereits ein Hallenkonzept inklusive eines Investors gegeben hatte. Damals war das Projekt am fehlenden Grundstück gescheitert, das Sie jetzt in Aussicht stellen…
Harry Mergel: Was das Thema Halle angeht, müssen wir erstmal über die Begrifflichkeit sprechen, denn „Großsporthalle“ trifft es nicht ganz. Wenn hier etwas entsteht, muss es eine Eissporthalle sein, die wir auch für andere Bereiche nutzen können. Es kann auch nicht unser Ziel sein, in Heilbronn eine riesige Halle wie die Porsche- oder die SAP-Arena zu bauen, die wir gar nicht auslasten könnten. Da muss man realistisch bleiben. Wir benötigen etwas, das für die Heilbronner Verhältnisse passt. Uns ist aber klar, dass wir eine Halle brauchen, in der große Sportveranstaltungen möglich sind.

Was unsere Leser jetzt wohl am Brennendsten interessiert: Wann soll bzw. kann eine solche Halle gebaut werden?
Harry Mergel: Für eine klare Aussage dazu ist es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh. Ich habe gesagt, was die Stadt bereit ist einzubringen. Jetzt sind die handelnden Akteure am Zug, zu denen ich im Übrigen großes Vertrauen habe. Es ist richtig, dass es mal ein Konzept gab. Hier muss nun unter anderem geprüft werden, ob der finnische Investor von damals auch heute noch Interesse hat.

Wie sehen Sie die Sportlandschaft in Heilbronn allgemein? Der Begriff Sportstadt Heilbronn wird ja oftmals strapaziert und genauso kritisiert…
Harry Mergel: Die Kritik geht oft in die Richtung, dass wir nicht genügend Spitzensport hätten. Heilbronn ist eine Breitensportstadt. Wir haben hier rund 30.000 Menschen, die in Sportvereinen aktiv sind – das ist eine beachtliche Zahl. Im Januar haben wir wieder fast 300 Sportlerinnen und Sportler aus Heilbronn geehrt, die in ihren Disziplinen Spitzenleistungen erbracht haben. Es gibt also auch neben der professionellen Spitze wie den Falken, den RED DEVILS oder dem TSB Horkheim eine große Breite an Leistungen. Insofern wird Heilbronn neben dem Breitensport auch dem Bereich Spitzensport gerecht. Natürlich ist es uns bewusst, dass wir ein ganzes Stück davon weg sind, bei großen Fernsehsportarten wie vor allem Fußball in der ersten Reihe zu stehen.

Wie könnte die Stadt dazu beitragen, dass wir den Namen Heilbronn wieder regelmäßig in den Sportübertragungen im Fernsehen hören?
Harry Mergel: Wir dürfen hier die Rolle der Stadt nicht falsch einschätzen. Die Kommune trägt vor allem ihren Bürgern gegenüber die Verantwortung. Das sind genau diese 30.000 aktiven Sportler, über die ich gesprochen habe. Hier sind wir gut aufgestellt. Natürlich kommen wir jeden Tag ins Rathaus, um Dinge zu optimieren. Eines dieser Dinge kann der Spitzensport sein. Allerdings muss hier der Impuls von den Vereinen ausgehen. Zuerst muss die sportliche Leistung da sein und dann ein Management, das eine gewisse Entwicklung im Spitzensport gewährleistet. Wenn es hier die entsprechenden Entwicklungen aus den Vereinen heraus gibt, können wir von der Stadt diese unterstützen. Der andere Weg – einen Verein zu pushen und uns für ihn stark zu machen, nur weil er uns sympathisch ist – wäre für uns als Verwaltung dagegen problematisch. Das können wir nicht machen.

Im Rahmen der Vorbereitung auf unser Gespräch haben wir uns bei einigen Vereinen schlau gemacht, welche Probleme sie aktuell beschäftigen. Da wäre zum einen das Thema Sporthallen, das durch die Sanierung der Mönchseehalle nochmal verschärft wurde…
Harry Mergel: Die Hallenbelegung ist ein Thema, bei dem man zwar versuchen kann, es allen recht zu machen, bei dem die Anforderungen der Vereine aber so verschieden sind, dass die Kapazität nicht ausreicht, um alle Wünsche zu erfüllen. Die Sanierung der Mönchseehalle ist nötig, um sie für die nächsten 20, 30 Jahre fit zu machen. Dass dann bei solchen Baumaßnahmen Dinge auftauchen, mit denen niemand gerechnet hat und die größere Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen – dafür kann keiner was. Ich kann hier nur um Verständnis bitten, dass man eine Zeitlang unter erschwerten Bedingungen leben muss.

Die Parkplatzproblematik an der Römerhalle und der Stauwehrhalle ist auch ein viel diskutiertes Thema. Beim Finale der RED DEVILS in der Ringer-Bundesliga waren Sie davon ja selbst betroffen…
Harry Mergel: Das war bei mir nicht der Rede wert. Ich habe in den Sachsenäckern geparkt und bin rübergelaufen. Aber natürlich haben wir dort ein Kapazitätsproblem, das steht außer Frage. An 360 Tagen im Jahr genügen die Parkplätze, an fünf Tagen wird es eng. Es ist dann eben auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit, welche Maßnahmen ergriffen werden können. Da sind auch die Vereine sowie die Zuschauer mit gefordert. Die RED DEVILS haben beispielsweise einen Shuttleservice vom Gesundbrunnen eingerichtet. Die Besucher solcher Sportevents müssen dann aber auch dazu beitragen und diese Angebote nutzen. Vor allem, wenn man die Gegebenheiten vor Ort kennt, muss man eben ein paar Minuten mehr einplanen, um mit dem Shuttle zu fahren, anstatt sich direkt vor der Halle auf den Grünstreifen zu stellen.

Wir sehen schon an den Fragen, die wir Ihnen hier stellen, dass eigentlich von allen Seiten Forderungen kommen, was Sie als Oberbürgermeister alles machen „müssen“, um die Leute zufrieden zu stellen. Wie gehen Sie mit diesem ständigen Druck um?
Harry Mergel: Mit dem Druck kann ich recht gut umgehen. Ich habe das Gefühl, wenn man sich für die Menschen Zeit nimmt und ihnen Zusammenhänge erklärt, bringen sie einem auch Verständnis entgegen. Man versucht natürlich allen Anliegen gerecht zu werden, und subjektiv habe ich für fast jedes Anliegen Verständnis. Aber ich habe nun mal die Aufgabe, das Gemeinwohl zu sehen – und da können wir leider nicht nur populäre Entscheidungen treffen. Bei allem, was man besser machen kann, ist, glaube ich, in Heilbronn vieles gut und kann sich sehen lassen.