Neustart in Nürnberg – Daniel Fischbuch rockt die DEL

Seit der ersten Ausgabe des sportheilbronn-Magazins vom April 2016 begleiten wir mit Daniel Fischbuch den derzeit erfolgreichsten Heilbronner Eishockeyspieler. Kurz nach unserem ersten Treffen hatte er von seinem damaligen Arbeitgeber Düsseldorfer EG mitgeteilt bekommen, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Doch Daniel Fischbuch hatte Glück: Trainer Uwe Krupp holte ihn zu den Eisbären Berlin, wo er – auch aufgrund von Verletzungen seiner Mitspieler – anfangs zu einer festen Größe im Team wurde. In seinem zweiten Berlin-Jahr feierte er mit den Eisbären die deutsche Vizemeisterschaft, fand sich aber in der dritten und vierten Reihe wieder. In der vergangenen Saison reduzierten sich seine Eiszeiten gar auf ein Minimum, ehe ihm im Sommer trotz seines noch laufenden Vertrages mitgeteilt wurde, dass er sich einen neuen Arbeitgeber suchen soll – ein Glücksfall für den 26-Jährigen, wie sich nun herausstellt. Bei seinem neuen Verein Thomas Sabo Ice Tigers in Nürnberg bildet der aus Stein am Kocher stammende Außenstürmer mit seinen Kollegen Chris Brown und Brandon Buck die erste Angriffsformation, zieht im Powerplay die Fäden, ist der Topscorer seines Teams und stand zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe in den Top 5 der DEL-Scorerliste. Wir haben ihn beim Heimspiel gegen die Kölner Haie in Nürnberg besucht und waren beeindruckt: Daniel Fischbuch bereitete zwei Treffer vor und sorgte mit einem Empty-Net-Goal für den 4:0-Endstand.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

5. Dezember 2019

Topscorer des Teams, fester Bestandteil der ersten Reihe, Quarterback im Powerplay und heute drei Scorerpunkte – läuft bei dir, oder?
Daniel Fischbuch: Ich kann mich nicht beschweren. Einen besseren Start hätte ich mir hier nicht wünschen können. Ich bekomme das Vertrauen vom Trainer und habe klasse Mitspieler. Hier passt momentan einfach alles und das tut nach dem letzten Jahr in Berlin gut fürs Selbstbewusstsein.

Was ist in Nürnberg anders als bei den Eisbären?
Daniel Fischbuch: In Berlin hatte zuletzt das Vertrauen von Trainer und Management gefehlt und es wurde auch nicht mehr viel geredet. Das ist hier komplett anders. Schon in den Vorgesprächen vor der Unterschrift hatten wir lange und gute Gespräche und sie haben mir dargelegt, was sie von mir erwarten. Anders als in Berlin, wo ich nur eine defensive Rolle inne hatte, hat man hier von Anfang an auf meine offensiven Qualitäten und meine Schnelligkeit gebaut. Dass ich in der ersten Reihe spielen würde, war so natürlich nicht geplant. Diesen Platz habe ich mir in der Vorbereitung erkämpft.

Wie kam es überhaupt zu der Kündigung in Berlin? Dein Vertrag war ja auch noch für diese Saison gültig.
Daniel Fischbuch: Das kam urplötzlich nach den Playoffs. Beim Abschlussgespräch haben sie mir mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit mir planen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und es war schon ein kleiner Schock.

Danach hatte es dann mehrere Monate gedauert bis du einen neuen Verein gefunden hast. Wird man in dieser Zeit unruhig oder bleibt man gelassen?
Daniel Fischbuch: Man wird natürlich mit fortschreitender Zeit schon unruhig, denn es geht ja um die berufliche Zukunft. Was mich dabei aber beruhigt hat, war die Tatsache, dass der Vertrag in Berlin trotzdem noch gültig war. Hätte ich nichts gefunden, wäre ich in Berlin geblieben, auch wenn sie mich nicht mehr hätten spielen lassen.

Wenn ein DEL-Spieler auf dem Markt verfügbar ist, müssten sich die Vereine doch eigentlich um ihn reißen. Hast du keine Angebote bekommen oder weshalb hat es so lange gedauert, bist du einen neuen Verein hattest?
Daniel Fischbuch: Doch, da sind natürlich einige Angebote gekommen, aber die waren hauptsächlich aus der DEL2. Wäre ich aber in die zweite Liga gewechselt, wäre es unheimlich schwer geworden, irgendwann nochmal in der DEL Fuß zu fassen. Die meisten DEL-Clubs waren zu dem Zeitpunkt schon voll. Und bei denjenigen unter ihnen, die noch mit im Spiel waren, wäre ich zwölfter oder dreizehnter Stürmer gewesen. Das wäre dann ähnlich wie in Berlin gelaufen. Insofern war es eine glückliche Fügung, dass Nürnberg Anfang Juli auf meinen Berater zugekommen ist und mich haben wollte.

Du bist in ein Team gekommen, in dem mit Patrick Reimer ein erfahrener Nationalspieler Kapitän ist und in dem du mit Chris Brown einen ehemaligen NHL-Spieler sowie mit Brandon Buck einen weiteren erfahrenen Haudegen als Nebenleute hast. Wie wird man von solchen Leuten als Spieler aufgenommen, der eigentlich fast aus der DEL rausgerutscht war?
Daniel Fischbuch: Die Integration ging ganz leicht vonstatten. Ich war nicht „der Neue“, sondern wurde nahtlos ins Team aufgenommen. Neben Reimi sitze ich in der Kabine und er spricht sehr viel mit mir. Und Chris Brown und Brandon Buck sind super Nebenleute, die es einem im Spiel wirklich einfach machen. Von ihnen kann ich noch sehr viel lernen.

Hat sich deine Familie auch gut in Nürnberg eingelebt? Es ist ja nicht nur so, dass du als Sportler gewechselt bist; deine Frau und dein Sohn mussten ja letztendlich auch mit umziehen.
Daniel Fischbuch: Ja, das hat alles gut geklappt. Der Kleine hat das noch nicht wirklich wahrgenommen und meine Frau hat sich super eingelebt. Nürnberg ist ja auch eine wunderschöne Stadt, die nicht zu groß und nicht zu klein ist. Toll ist natürlich auch, dass wir jetzt wieder näher an Heilbronn wohnen. Meine Eltern können ihren Enkel jetzt öfter sehen und sie kommen auch fast zu jedem Spiel. Außerdem haben wir vom Verein eine Wohnung bekommen, in deren Umgebung insgesamt 13 Spieler aus dem Team wohnen. Von denen haben die meisten auch Familie und so kommt es, dass wir uns nachmittags meist wieder auf dem Spielplatz treffen.

Was sind eure Ziele als Team für diese Saison und was hast du dir persönlich als Ziel gesetzt?
Daniel Fischbuch: Wir wollen mit den Ice Tigers unter die ersten Sechs der Hauptrunde kommen und uns damit direkt für die Playoffs qualifizieren. Danach würden wir dann von Runde zu Runde schauen. Mein persönliches Ziel ist, dass ich da bleiben kann, wo ich im Moment bin. Ich werde weiterhin hart an mir arbeiten, um meinem Trainer das Vertrauen zurückzugeben, das er in mich setzt.

Wäre auch die Nationalmannschaft ein Ziel? Als einer der derzeit besten deutscher Scorer der DEL ist das ja gar nicht so abwegig…
Daniel Fischbuch: Natürlich. Es wäre eine riesige Ehre, wenn ich für Deutschland spielen könnte. Da würde schon ein Traum für mich in Erfüllung gehen. Aber damit beschäftige ich mich, wenn es soweit ist. Erst muss ich schauen, dass es weiter so gut läuft wie bisher.

Ice Tigers-Coach Kurt Kleinendorst über Daniel Fischbuch

„Als ich im Sommer neu nach Nürnberg gekommen bin, wusste ich nur, dass die Eisbären Berlin Fischi nicht mehr haben wollten. Dann habe ich ihn im Trainingslager gesehen und musste mich echt fragen, was die Berliner geritten hat. Fischi ist unser Topspieler im Powerplay und er lenkt dabei als Quarterback unser Spiel. Außerdem passt in unserer ersten Reihe die Chemie zwischen ihm, Chris Brown und Brandon Buck – die drei verstehen sich auf dem Eis blind und ich würde mir wünschen, dass ich diese Reihe bis zum Saisonende so spielen lassen kann. Fischi ist auch menschlich ein feiner Kerl, den wir hier mit viel Respekt behandeln. Er ist nicht nur auf dem Eis ein wichtiger Teil unseres Teams.“